Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Da in den zahlreichen anderen Erfahrungsberichten bereits ausführlich auf die Vorbereitung eingegangen wurde, werde ich mich in meinem Bericht eher auf die Zeit vor Ort konzentrieren. Generell möchte ich aber festhalten, dass eine gute Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes von großer Bedeutung ist. Dabei ist es besonders wichtig, frühzeitig mit der Planung und Bewerbung zu beginnen, wofür ich einen zeitlichen Vorlauf von ca. 1,5 Jahren empfehle. Auch wenn der Bewerbungsprozess manchmal etwas kompliziert erscheint, so wird man doch von der Uni Potsdam und der La Trobe Uni sehr gut hindurchgeführt. Über alle wichtigen Schritte wird man ausführlich und zeitnah informiert. Bei Fragen kann man sich auch immer an den/die La Trobe Abroad Coordinator wenden. Bei mir war das die Frau Heron (s.heronulatrobe.edupau ). Das Visum ist im Vergleich zu z.B. den USA relativ unkompliziert online zu beantragen. Aber auch dafür sollte genügend Zeit eingeplant werden. Alle Austauschstudierenden sind darüber hinaus verpflichtet, eine australische Krankenversicherung abzuschließen (die sogenannte OSHC), welche eine Bedingung für das Studentenvisum ist. Leider gibt es für Studierende aus Deutschland keinen Weg drumherum (zumindest nicht, als ich sie damals abschließen musste). Eine Beurlaubung an der Uni Potsdam würde ich aus finanziellen Gründen sehr empfehlen und ist auch recht unkompliziert beantragt und genehmigt.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an der La Trobe University habe ich als relativ angenehm empfunden. Generell herrscht ein sehr gutes Studienklima, was nicht zuletzt auch der La Trobe Student Union zu verdanken ist, die maßgeblich zum bunten Leben auf dem Campus beiträgt, indem sie z.B. kostenloses Essen bereitstellt oder kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art organisiert. Diese Dinge finden dann meist in der Agora statt (ein Innenhof in der Mitte des Campus, wo viele Geschäfte, Restaurants, Uni-Institutionen und der Eingang zur Bibliothek sind). Die Uni ist darüber hinaus technisch gut ausgestattet und die Bibliothek hat teilweise sogar rund um die Uhr geöffnet.
Was das Studiensystem, die Organisation der Lehrveranstaltungen und die Leistungsbewertungen betrifft, muss man sich im Vergleich zu Deutschland und der Uni Potsdam jedoch etwas umstellen. Allgemein kann man festhalten, dass das Studium etwas ‚verschulter‘ ist als in Deutschland. Konkret heißt das, dass regelmäßig kleinere Prüfungen anstehen und man immer gut zu tun hat unter dem Semester und weniger selbstständig arbeitet. Die finale Note setzt sich dann auch aus allen diesen Teilleistungen zusammen. Das hat den Vorteil, dass man auch mal was ‚verhauen‘ kann, ohne, dass es gleich den ganzen Schnitt runterzieht. Darüber hinaus ist der Leseaufwand ziemlich hoch und man sollte stets versuchen, mit dem Lesestoff hinterherzukommen, da man sonst im Seminar nicht viel beizutragen hat.
Bei vielen meiner Kurse bestand keine generelle Anwesendheitspflicht. Manche Veranstaltungen werden sogar aufgenommen und konnten online abgerufen werden, was den Anreiz nicht hinzugehen natürlich noch zusätzlich erhöht hat. Dennoch sehen es die Dozent*innen natürlich gerne, wenn man regelmäßig im Kurs erscheint und schon alleine aufgrund der einmaligen Erfahrung einer ausländischen Studienkultur empfehle ich das auch. Im Allgemeinen findet auch viel online im ‚LMS‘ statt, was vergleichbar zum Potsdamer ‚Moodle‘ ist, was ich ganz praktisch fand. Was die Bewertung betrifft, wird ein Prozent-System von 0-100 angewandt. Jedoch ist es sehr schwer, Noten im Bereich 90-100 zu bekommen, falls das dein Anspruch sein sollte. Alles über 80 ist schon ziemlich gut. Dies wird auch in der Umrechnungstabelle der Uni Potsdam berücksichtigt (80-84 entspricht z.B. einer deutschen 1,3). Die Betreuung der Studierenden ist im Vergleich zu Deutschland enger, aber trotzdem zwischenmenschlich lockerer – so zumindest meine Erfahrung.
Über die endgültige Belegung deiner Kurse vor Ort würde ich mir keine großen Sorgen machen. Das lief alles recht unkompliziert und problemlos während der Einführungswoche ab. Über alle anstehenden organisatorischen Dinge wird man rechtzeitig und umfänglich von der La Trobe Uni informiert. Also regelmäßig Mails checken! Wichtig ist deshalb auch, dass du gleich zu Beginn dir deine Studierenden-E-Mailadresse (persönliche student-ID@students.latrobe.edu.au) zulegst und einen Zugang zum Campus-Wifi bekommst. Auch das wird dir vor Ort alles erklärt.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Alles in allem macht es einem die La Trobe Uni am Anfang recht einfach, neue Leute vor Ort kennenzulernen. Dafür empfehle ich ausdrücklich, an den diversen Einführungsveranstaltungen teilzunehmen, die nämlich meist auch eine soziale Komponente beinhalten. Zu Anfang des Semesters gibt es zudem zahlreiche Partys auf und jenseits des Campus, die sich natürlich ebenfalls gut zum Leute kennenlernen eignen. Wer auf dem Campus im Studierendenwohnheim wohnt, wird auch schnell mit Leuten aus dem gleichen Apartment/Gebäude in Kontakt kommen. Eher schwieriger wird es dann - so zumindest meine Erfahrung - Leute in den Kursen/Klassen kennenzulernen, es sei denn es handelt sich um einen sehr interaktiven Kurs mit viel Gruppenarbeit und dergleichen. Im Allgemeinen ist es auch sehr schön mit einem/einer Einheimischen befreundet zu sein (natürlich nicht nur aus opportunistischen Gründen). Dadurch erhält man einen direkten Einblick in das Leben von Melbourne, den man so vielleicht als Austauschstudent*in nicht ohne Weiteres bekommen würde. Natürlich kann/sollte man so etwas nicht planen. Am Anfang neigen die meisten ohnehin instinktiv dazu, sich vor allem mit anderen internationalen Studierenden zu umgeben, aber vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit. Die Australier*innen, die ich getroffen habe, waren auf jeden Fall allesamt sehr offenherzige Menschen!
Zuletzt empfehle ich noch die zahlreichen Hochschulgruppen/Sportgruppen. Das Angebot ist wirklich sehr breit gefächert und man kommt sehr schnell mit den unterschiedlichsten Leuten zusammen. Auch für ‚nur‘ ein Semester lohnt sich das Aktiv-Sein in diesen Gruppen. Also keine falsche Scheu!
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Um deine Sprachkompetenz (die ja von der Uni Potsdam auch schon ausreichend geprüft wurde) würde ich mir wirklich keine Sorgen machen. Du wirst merken, dass selbst wenn man sich für noch nicht ausreichend sprachgewandt hält, man sehr schnell in die englische Sprache hineinkommt. Generell ermuntere ich jeden/jede, einfach drauf loszureden (auch im Seminar an der Uni!). Es interessiert wirklich niemanden, ob jeder Deiner Sätze grammatikalisch vollkommen korrekt ist. Noch weniger interessiert es irgendjemanden, ob du einen deutschen Akzent beim Sprechen hast. Ganz im Gegenteil ist es immer wieder schön, die unterschiedlichsten Akzente aus allen Winkeln dieser Erde zu Gehör zu bekommen. Außerdem habe ich mir von Australier*innen sagen lassen, dass der deutsche Akzent sexy sein soll.
Am Ende deines Auslandsaufenthaltes wirst du deutliche Verbesserungen deiner Sprachkompetenz auf allen Ebenen erleben. Es gibt nichts Besseres, als eine Sprache praktisch vor Ort anzuwenden, gerade auch im Rahmen eines Auslandsstudiums, wodurch du auch mit dem akademischen Englisch vertraut wirst.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten sind in Australien generell recht hoch. Besonders deutlich zeigt sich das beim auswärts Essen und Trinken gehen (besonders preiswert kann man auf dem Campus meines Erachtens im asiatischen Restaurant in der zweiten Etage der Agora oder bei Subway essen). Deshalb empfehle ich, möglichst viel zuhause selbst zu kochen. Auch Lebensmittel im Supermarkt sind in der Regel teurer als in Deutschland. Wenn du jedoch günstig einkaufen willst, dann bietet sich dafür vor allem Aldi an, der im Vergleich zur Konkurrenz (Woolworths, Coles, IGA) oft um ca. 30 Prozent billiger ist. Auch Alkohol kann man da zu relativ günstigen Preisen erwerben.
Wohn- und Lebenssituation
Bezüglich Wohnsituation: In der Regel werden Master- und Bachelor-Studierende auf dem Campus getrennt voneinander untergebracht (Hauptunterschiede: Reinigung ist bei den BA-Studis mit drin, bei den MA-Studis jedoch meist nicht, dafür sind die MA-Apartments aber auch billiger. Außerdem sind die BA-Apartments oft viel größer – ca. 10 Personen pro Apartment – wohingegen es in Waterdale (wo ich gelebt habe) nur 3 Personen pro Apartment waren).
Für mich persönlich war es keine schlechte Entscheidung, in einem Campus-Studierendenwohnheim unterzukommen (ich wohnte in den Waterdale Apartments). Mich hat vor allem die Nähe zur Uni überzeugt (10 Minuten zu Fuß), die Einfachheit der Wohnungssuche von Deutschland aus und die relativ moderaten Preise. Vom Wohnstandard her darf man natürlich nicht zu viel erwarten, aber alles Nötige ist in den Wohnungen enthalten. Wenn mal was kaputt ist, kann man den hauseigenen Wartungsdienst informieren, die das dann in der Regel innerhalb von ein paar Tagen in Ordnung bringen (das heißt, man muss sich nicht mit eventuell unzuverlässigen Vermietern rumschlagen). Die Waterdale Apartments/Barnesway Apartments (Unterkünfte für Master-Studierende) waren meist sehr ruhig, was ich ganz angenehm fand. Auf Party muss man trotzdem nicht verzichten, da die Unterkünfte für BA-Studierende nur 5 Minuten zu Fuß entfernt sind und dort eigentlich fast jede Woche was los ist (vor allem dienstags und donnerstags am Anfang und Ende des Semesters). Ich persönlich war oft im Chisholm College feiern (im ‚Arts Centre‘, eine Art Aufenthaltsgebäude). Was deine Mitbewohner*innen betrifft, ist es natürlich immer etwas Glück. Wenn es jedoch gar nicht funktionieren sollte, kann man sicherlich auch da ein anderes Apartment arrangieren.
Wenn du auf dem Campus wohnen willst, solltest Du Dich auch frühzeitig drum kümmern - eigentlich sofort, nachdem du von der La Trobe Uni deine endgültige Zusage in Form des Certificate of Enrolment bekommen hast.
Eine andere Option wäre natürlich noch, jenseits des Campus irgendetwas auf eigene Faust zu finden. Einige die ich kannte haben sich auch für diese Variante entschieden - mit gemischten Erfahrungen. Viele haben sich etwas ‚außen vor‘ vom Campusleben gefühlt und manche Mietverträge oder WG-Mitbewohner waren auch mehr als dubios. Darüber hinaus sollte man die Fahrzeiten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Melbourne nicht unterschätzen. Insbesondere wer plant in der City (also im Zentrum von Melbourne. Bundoora, wo der Haupt-Campus liegt, ist ja etwas weiter außerhalb) unterzukommen, muss unter Umständen mit über einer Stunde Anfahrtszeit rechnen und das bei 2-4 Euro pro Fahrt. Wer dann also ein paar Mal die Woche aus der City ‚anreisen‘ muss, hat am Ende nicht wenige Ausgaben - und das bei ohnehin schon relativ teuren Lebenshaltungskosten.
Wichtig ist hier vielleicht zu erwähnen, dass anders als an den meisten deutschen Unis die öffentlichen Verkehrsmittel im Studi-Ausweis nicht mit drin sind. Alles was man beantragen kann ist eine Ermäßigungskarte für Austauschstudierende, wodurch die Fahrten billiger werden, aber eben trotzdem jedes Mal Kosten entstehen.
Bezüglich Finanzen und Bankkonto: Ich habe kein Bankkonto eröffnet, da ich für mich keine Notwendigkeit gesehen habe. Prinzipiell ist das jedoch recht einfach und oft auch kostenfrei. Und gerade wer plant zu jobben (was ja mit dem Studi-Visum eingeschränkt möglich ist), sollte sich definitiv ein Bankkonto zulegen (z.B. bei der Bank auf dem Uni-Campus). Eine Kreditkarte (am besten mit niedrigen Auslandsgebühren) ist auf jeden Fall dringend zu empfehlen!
Bezüglich Freizeitveranstaltungen und Party: Von der Uni, den Accommodation Services und den diversen Hochschulgruppen aus finden immer wieder interessante Veranstaltungen statt. Für einen guten Überblick empfehle ich die Info-Veranstaltungen zu Anfang (wo sich die ganzen Hochschulgruppen vorstellen,), regelmäßig die Aushänge im Studierendenwohnheim zu checken und die jeweiligen Facebook-Pages zu liken (insbesondere La Trobe University Student Union). Besonders empfehlenswert fand ich z.B. einen Surf-Trip, der von der Surfing-Hochschulgruppe organisiert wurde und für 2,5 Tage nur 200 $ gekostet hat.
An Ausflügen in die Umgebung (gut für unter der Woche oder am Wochenende mit Freunden) würde ich vor allem folgende Ziele empfehlen: Dandenong Ranges, Grampians Nationalpark, Wilsons Promontory Nationalpark, Great Ocean Road, Rye Beach, Frankston Beach und das Yarra Valley.
Was Partys betrifft, findet, wie oben bereits erwähnt, recht viel auch auf dem Campus in den Studi-Wohnheimen (insbesondere im Menzies und Chisholm College) statt. Am Anfang fand ich die Partys dort ganz nett, jedoch wiederholt sich vieles auch einfach irgendwann. Bequem ist es trotzdem allemal, weil man sich nicht die Mühe machen muss, irgendwo in der Nacht hinzufahren (oft dann mit Uber, weil die Öffentlichen echt lahm sind und spät unter der Woche oft auch nicht mehr fahren). Generell kann man sagen, dass in Australien wesentlich früher gefeiert und getrunken wird, insbesondere auf dem Campus. Nicht selten wird dort schon um 8-9 Uhr abends angefangen und dann oft auch nur bis 1-2 Uhr nachts. Der Vorteil ist natürlich, dass man dadurch einigermaßen gut am nächsten Morgen rauskommt und so praktischerweise einen drauf machen und trotzdem seinen Schlafrhythmus beibehalten kann (habe ich über die Zeit wirklich zu schätzen gelernt; denn sind wir mal ehrlich, in Deutschland ist es mittlerweile echt etwas übertrieben spät was Weggeh-Zeiten anbetrifft, insbesondere in Berlin).
Jenseits des Campus spielt sich natürlich auch ganz viel in der City ab (vor allem in den Stadtteilen Brunswick, St. Kilda, Fitzroy und Richmond). Obwohl Melbourne nicht ganz so facettenreich und verrückt wie Berlin ist, kann man dort trotzdem sehr gut ausgehen. Insbesondere im Vergleich zu Sydney, wo die meisten Clubs/Bars bereits um 3.00 Uhr nachts schließen müssen und man nach 1:30 Uhr nirgendwo mehr hineinkommt (also nicht mehr die Location wechseln kann). Das ist in Melbourne anders. Wer auf Techno/EDM steht, dem/der empfehle ich das Revolver Upstairs auf der Chapel Street. Ich habe da eigentlich immer gute Musik und Stimmung erlebt. Was ihr euch darüber hinaus nicht entgehen lassen solltet, ist ein ordentlicher ‚Bush Doof‘ (ein Techno/Electro-Openair). Die finden manchmal offiziell, oft auch ungemeldet, irgendwo im Grünen in und außerhalb von Melbourne und in ganz Australien statt und sind auf jeden Fall sehr erlebenswert, insbesondere für diejenigen, die gerne zu elektronischer Musik tanzen und einen Bezug zur Natur haben.
Bezüglich Drogenkonsum: Da legale und illegale Drogen im Leben junger Menschen oft eine Rolle spielen und ich mich in meinem Studium hauptsächlich dem Themenfeld der Drogenpolitik widme, vielleicht noch ein ‚kurzer‘ Abschnitt dazu.
Alkohol ist recht teuer in Australien, insbesondere in Restaurants, Clubs und Bars. Deshalb spielt die ‚Vortrink‘-Kultur eine relativ wichtige Rolle. Günstigen Alkohol bekommt ihr wie gesagt bei Aldi. Das breiteste Angebot ist bei Dan Murphy’s zu finden (gibt auch einen in der Nähe der Uni beim Polaris Shopping Centre). Des Weiteren ist der öffentliche Konsum von Alkohol (also offen auf der Straße, am Strand, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, etc.) in Australien streng verboten und mit teilweise sehr hohen Geldstrafen belegt. In manchen Grünanlagen wird das Trinken von Alkohol jedoch geduldet (was auch viele tun), solange man es nicht offensichtlich macht.
Rauchen ist in Australien viel unüblicher als in Deutschland. Die Raucherraten sind im internationalen Vergleich sehr niedrig und das werdet ihr auch schnell merken, wenn ihr euch durch die Straßen der Stadt bewegt. Geraucht wird hauptsächlich von den bildungsferneren Gesellschaftsschichten, von vielen Indigenous People (was für die Aboriginal Community eine existenzielle Katastrophe ist, da Rauchen maßgeblich auch dazu beiträgt, dass die Lebenserwartung von den australischen Ureinwohnern ca. 10 Jahre niedriger ist als die des Rests von Australien), von vielen asiatischen Immigrant*innen und nicht zuletzt von vielen Ausländer*innen (Backpackern, Touristen, Austauschstudierende, etc.). Ich persönlich habe Geburtstagsfeiern von Einheimischen erlebt, auf denen keine einzige Zigarette geraucht wurde. Öffentliches Rauchen ist darüber hinaus sehr restriktiv. So gibt es ganze rauchfreie Straßen, rauchfreie Strände, Haltestellen sind generell rauchfrei, in den Außenbereichen/Biergärten von Restaurants herrscht ebenfalls Rauchverbot, in Bars und Clubs sowieso und nicht zuletzt sind die meisten Unis rauchfrei, wie auch der Campus der La Trobe Uni. D.h. wer rauchen will, muss dazu in einen der vorgesehen Raucherbereiche. Wer sich nicht daran hält, riskiert mindestens kritische Blicke anderer Studierender und u.U. ein Bußgeld von 80$. Die zahlreichen Rauchverbote dienen insbesondere dem Schutz der Umwelt vor den toxischen Kippen und zum Schutz der Nichtraucher vor Passivrauch und sind daher allesamt äußerst sinnvoll und sollten befolgt werden! Denn oberste Priorität bei jeglichem Drogenkonsum sollte sein, eine Fremdschädigung anderer Menschen und der Umwelt absolut zu vermeiden. Dennoch sterben leider weltweit jedes Jahr über 600.000 Menschen aufgrund von Passivrauch. Das muss sich dringend ändern, und Australien geht hier mit einem sehr guten Vorbild voran. Im Allgemeinen sind Australier sich also der Gesundheitsrisiken des Passivrauchens sehr bewusst. So stehen z.B. Raucher*innen auf dem Bürgersteig oft hin zur Straße oder entfernen sich zum Rauchen freiwillig von den anderen nichtrauchenden Personen. In Eingangsbereichen von öffentlichen Gebäuden herrscht ohnehin ein Rauchverbot im Umkreis von mindestens drei Metern. Auch das unsachgemäße Wegwerfen von Kippen ist viel stärker verpönt als in Deutschland und zum Schutz der Umwelt mit Strafen belegt. Eine Packung Zigaretten kostet im Übrigen derzeit mindestens 27$ also ca. 17 Euro, was der teuerste Tabakpreis weltweit ist und aus tabakpolitischer Sicht extrem wichtig ist, da dadurch die Raucherraten in Australien erfolgreich und nachhaltig zurückgegangen sind. Tabakkonsum ist und bleibt eine der destruktivsten Formen des Drogenkonsums mit verheerenden gesundheitlichen, ökonomischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Folgen. Weitestgehend rauchfrei zu leben, zu studieren und zu feiern hat definitiv massiv meine Lebensqualität erhöht und schon alleine deshalb empfehle ich jedem/jeder ein Auslandssemester in Australien. Ihr werdet den Unterschied zum verrauchten Berlin deutlich merken und die frische Luft wirklich zu schätzen lernen! Im Übrigen ist Australien aufgrund der oben beschriebenen Tabakpolitik auch eine einzigartige und hervorragende Möglichkeit für alle Raucher*innen unter euch, mit dem Rauchen aufzuhören. Nur Mut, es wird sich absolut lohnen!
Was illegale Drogen betrifft, ist Australien nicht so vorbildlich wie bei der Tabakpolitik. Leider wird hier weitestgehend keine schadensminimierende Drogenpolitik betrieben und weiterhin auf nicht zielführende Repression und Strafverfolgung gesetzt. Pill-Testing auf Festivals oder in Clubs ist zum Beispiel trotz des großen Potentials für Schadensminimierung weiterhin verboten und bei Besitz von illegalen Drogen drohen oft verhältnismäßig harte Strafen. Seid da also ganz besonders vorsichtig. Der Konsum von Cannabis ist dennoch recht weit verbreitet, insbesondere unter Studierenden - wie der ein oder andere von euch sicherlich schnell selbst herausfinden wird. Zunehmend spielt neben anderen synthetischen Drogen auch Ketamin eine größere Rolle im Melbourner Nachtleben.
Studienfach: Verwaltungswissenschaft
Aufenthaltsdauer: 07/2018 - 12/2018
Gastuniversität:La Trobe University
Gastland: Australien
Rückblick
Alles in allem habe ich mein Auslandssemester an der La Trobe Uni wirklich sehr genossen und würde es genauso wieder machen. Es herrschte eine angenehme Lernatmosphäre und ein vielfältiges Angebot an Kursen. Die Stadt Melbourne hat mich ebenfalls sehr überzeugt. Sie wurde in der Vergangenheit nicht umsonst zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gekürt. Der einzige Minuspunkt ist vielleicht, dass der Hauptcampus der Uni relativ weit außerhalb liegt und man mindestens 45 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln braucht, um ins Stadtzentrum zu gelangen. Dafür geht in Bundoora aber alles etwas ruhiger zu (denn die Großstadt kann auch schnell etwas nerven) und man ist relativ schnell im ‚Grünen‘. Was mich mit Abstand am positivsten überrascht hat und in Erinnerung bleibt war der vorbildliche Nichtraucherschutz auf dem Uni-Campus, was maßgeblich zur Lebens- und Studienqualität an der La Trobe beigetragen hat!