Kooperationspraktikum im Bertolt-Brecht-Haus in Montevideo
Ich studiere an der Uni Potsdam Geoökologie im Master. Für sechs Monate habe ich ein Praktikum an der Casa Bertolt Brecht in Montevideo absolviert und mich mit den Themen Wasserpolitik und Menschenrechte in Südamerika, insbesondere in Uruguay auseinandergesetzt. Meine Arbeit sollte quasi den Grundstein für ein Projekt legen und zur Beantragung von Fördermitteln dienen.
Vorbereitung
Da ich bereits zwei Semester im Ausland studiert habe und auch schon meine Masterarbeit abgeschlossen hatte, war ich gezielt auf der Suche nach einer Möglichkeit praktische Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Über das International Office der Uni stieß ich dann auf dieses Praktikumsangebot. Nach einigen persönlichen Gesprächen mit dem International Office und dem Vorstand der Casa habe ich mich für das Praktikum entschieden und wenig später auch die Zusage erhalten.
Praktikumsgeber und -inhalte
Die Casa Bertolt Brecht ist eine uruguayische NGO die 1964 gegründet wurde und in vielen Bereichen aktiv ist. Im Vordergrund steht dabei der interkulturelle Austausch mit Deutschland. Mehrmals pro Woche werden Deutschkurse angeboten. Außerdem bietet die Casa Brecht Raum für politische und kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Ausstellungen, Vorträge oder Konzerte. Aktuell ist gerade die Arbeit über die Situation Strafgefangener Jugendlicher in Uruguay.
Die Mitglieder des Brechthauses sind sowohl Deutsche als auch Uruguayer. Jeder der Lust hat, einen Teil beizutragen, ist herzlich Willkommen. Alle sind ehrenamtlich tätig und die Hierarchien sehr flach. Jeder ist frei in seinem Handeln und Ideen für Veranstaltungen können in den meisten Fällen auch in die Tat umgesetzt werden. Die Mitglieder treffen sich einmal im Monat, um sich auf dem Neuesten zu halten und Wichtiges, wie zum Beispiel Finanzen oder den Ablauf von Veranstaltungen zu besprechen. Da alle ehrenamtlich tätig sind, ist es in der Casa Brecht unter der Woche eher ruhig. Nur am Abend nachdem alle ihre eigentlichen Jobs erledigt haben und die Deutschkurse beginnen, kommt etwas Leben in das Haus.
Als Praktikantin in der Casa Brecht fühlte ich mich sehr willkommen und auch als Teil der Einrichtung. Ich habe an diversen Veranstaltungen der Casa Brecht teilnehmen dürfen und hatte auch privat zu vielen Mitgliedern und Deutschschülern Kontakt. Bezüglich meines Praktikums habe ich mir zugegebenermaßen etwas mehr erhofft. Da alles recht frei ist, war meine konkrete Aufgabe auch ein Weilchen unklar. Es handelt sich um ein Forschungspraktikum. Wie bereits erwähnt öffnet die Casa erst um 17 Uhr und nicht alle Mitglieder sind immer vor Ort. Dadurch habe ich meistens für mich alleine gearbeitet. Das hat sicher viele Vorteile, da ich frei bin und mir meine Arbeit selbst einteilen kann. Andererseits finde ich es etwas schade. In einem Team zu arbeiten hätte ich mir ebenfalls gut vorstellen können. Das Praktikum hängt stark von Selbstorganisation und dem eigenen Interesse ab. Damit hatte ich zu Beginn leider einige Probleme, da ich gerne mit einem konkreten Ziel arbeite und dachte meine Arbeit oder ich als Praktikantin würde mehr gebraucht werden. Da es zu diesem Thema zurzeit leider kein konkretes Projekt gibt habe ich eher Grundlagenforschung betrieben und hauptsächlich für mich und meine persönlichen Interessen gearbeitet. Dennoch war die Zeit sehr interessant und lehrreich. So konnte ich u.a. ein Wasserwerk besuchen, an öffentlichen Diskussionen und Präsentationen zum Thema Wasser in Südamerika teilnehmen und mit Beteiligten sprechen.
Wohnsituation im Gastland
Die Stadt ist mit ca. 1,5 Mio. Menschen überschaubar und entspannt, was mir ehrlich gesagt sehr entgegen kommt und gut gefällt. Da sich Uruguay auf der Südhalbkugel befindet bin ich nun im Winter gelandet. Dementsprechend war es zu Beginn noch ziemlich kalt und regnerisch. Die Menschen sind dafür umso freundlicher und ich wurde herzlich empfangen.
Während meines Praktikums wohnte ich einer Wohngemeinschaft in der Altstadt von Montevideo, in der Ciudad Vieja. Die Altstadt ist vor allem Anziehungspunkt für Touristen und Arbeitsort. Hier befinden sich viele Büros, zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, sowie Restaurants und Cafés. Tagsüber und unter der Woche ist es daher (zumindest für uruguayische Verhältnisse) hektisch und lebendig, abends und an den Wochenenden eher ruhig. Zur Sicherheit des Viertel habe ich sehr unterschiedliche Meinungen gehört. Viele sagen, dass die Altstadt abends und vor allem nachts sehr gefährlich sein soll. Da in den letzten Jahren vermehrt Überwachungskameras installiert wurden, hat sich die Anzahl krimineller Übergriffe jedoch deutlich verringert. Generell habe ich keine Angst wenn ich abends allein unterwegs bin. Vorsichtig bin ich natürlich trotzdem.
Die Wohnungssuche gestaltete sich am Anfang sehr schwierig - nicht nur weil ich gewisse Vorstellungen hatte. Da im Grunde alles in Uruguay recht teuer ist, sind auch die Mieten im Vergleich zum mittleren Einkommen sehr hoch. Für Studenten ist es daher unüblich, in Wohngemeinschaften oder sogar allein zu wohnen. Aus Kostengründen wohnen die meisten während ihres Studiums noch bei ihren Eltern oder teilen sich ein Zimmer in den Wohnheimen. Das kam für mich nicht in Frage. Ich wollte gern ein eigenes Zimmer in einer WG. Da meine Wohnungssuche von Deutschland aus zunächst erfolglos blieb, dachte ich mir, ich lasse mich einfach finden. Daraufhin habe ich in einer Facebook-Gruppe für internationale Studenten einen Aufruf gestartet und sofort viele Nachrichten erhalten, unter anderem auch von Lucía. Über Airbnb vermietet sie zwei Zimmer und hatte zu diesem Zeitpunkt noch ein Zimmer frei. Nach einem sehr netten Skypegespräch habe ich mich dann entschieden, das Zimmer zunächst für einen Monat zu mieten. Wir wohnen in einer sehr tollen und großzügigen Altbauwohnung, die Lucía von ihren Großeltern geerbt hat. Ihr Großvater war Maler und die Wohnung ist voller kleiner und großer Kunstwerke. Jede von uns hat ihr eigenes Zimmer. Weiterhin gibt es in der Wohnung natürlich eine Küche, ein Bad, ein Wohnzimmer und sogar ein „Studierzimmer“- wie es Lucía nennt. Mir gefiel die Wohnung von Anfang an. Nachdem ich von anderen nur Schlechtes über ihre Wohnsituation gehört habe und eigentlich auch keinen Grund sah mir eine andere Bleibe zu suchen, entschied ich mich nach den ersten paar Wochen, auch meine restliche Zeit bei Lucía zu verbringen.
Soziale Kontakte im Gastland
Die WG war ein echter Glücksfall, wir haben uns sehr gut verstanden und hatten viel Spaß zusammen. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und trafen uns fast jeden Abend in der Küche, um uns auf dem Neuesten zu halten. Zu unseren Unternehmungen zählten Konzerte, Café- und Restaurantbesuche, Spaziergänge an der Rambla oder auch Museumsbesuche. Eine der Mitbewohnerinnen ist uruguaya und ist in Montevideo aufgewachsen. Dadurch habe ich u.a. einen Teil ihrer Familie und Freunde kennen gelernt.
Über die Casa Brecht habe ich ebenfalls einige Kontakte knüpfen können. Das sind natürlich die Mitglieder der Casa Brecht aber auch Uruguayer. Da mein Spanisch zu Beginn noch nicht sehr gut war und in der Casa Brecht Deutschkurse angeboten werden, war es nicht schwer Tandempartner zu finden. Ich habe Kontakte zu Einheimischen knüpfen können und wurde von allen sehr offen und freundlich aufgenommen. Obwohl mein Spanisch anfangs wirklich unterirdisch war, klappte das erstaunlich gut. Generell kommt man ständig und überall ins Gespräch mit Einheimischen, sei es am Gemüsestand, im Taxi oder an der Kasse im Supermarkt. Die Menschen hier sind sehr freundlich und interessiert. Ein „Willkommen in Uruguay“ habe ich tatsächlich nicht nur ein Mal gehört. Das ist toll! Wer nach Uruguay kommt, sollte allerdings auch viel Geduld und Gelassenheit mitbringen. Das Leben ist im Vergleich zu Deutschland wesentlich entspannter und langsamer. Alles dauert eben seine Zeit, immer schön „tranqui, tranqui“!
Studienfach: Geoökologie (Master)
Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018
Praktikumsgeber: Casa Bertolt Brecht
Gastland:Uruguay
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