Praktikum in der Einrichtung AGTR- La Casa de Panchita
Vom 01. Juni 2016 bis zum 24. August 2016 habe ich mein Praktikum in der peruanischen Institution AGTR - La Casa de Panchita in Lima absolviert.
Die Einrichtung besteht seit 1989 und unterstützt vor Allem Kinder, die als Hausangestellte arbeiten (TID’s – Trabajadoras/es Infantiles Domésticas/os), psychologisch und in der schulischen Ausbildung. Ebenso werden Frauen, die Arbeit als Hausangestellte (TH – Trabajadoras/es del Hogar) suchen, an vertrauensvolle Stellen vermittelt sowie durch psychologische Workshops gestärkt und rechtlich beraten.
Das Team besteht neben den hauptberuflich Tätigen aus MitarbeiterInnen, die selbst als Hausangestellte arbeiten oder gearbeitet haben, sowie aus Studierenden, PraktikantInnen und Ehrenamtlichen.
Ablauf des Praktikums
Das Aufgabenspektrum in der Organisation ist sehr breit. In der ersten Woche konnte ich mir möglichst viele Bereiche ansehen und danach wurde gemeinsam mit mir entschieden, welche Aufgaben ich übernehmen werde.
Dazu zählte die Unterstützung bei Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung pädagogischer Workshops für Kinder. Dabei ging es um Materialienvorbereitung, außerdem war ich Ansprechpartner für die Kinder, unterstützte sie in Gruppenarbeiten und beaufsichtigte sie. Ziel der Workshops war einerseits die Gestaltung eines angenehmen Tages für die Kinder und andererseits die Vermittlung von Themen wie Hygiene, Umgangsformen und auch das Erwecken des Bewusstseins dafür, was Kinderarbeit und im speziellen Kinderarbeit in fremden Haushalten mit ihren Gefahren ist. Gleichzeitig wurde mithilfe von Fragebögen festgestellt, welche Kinder TID’s sind. Auch das Nachhilfegeben gehörte zu meinen Aufgaben.
Eine weitere Aufgabe mit Kindern war die Begleitung einer Kollegin zu psychologischen Beratungsgesprächen in den Schulen. Dafür gingen wir In Kooperation mit den Schulen führt die Organisation außerdem Ausflüge mit Klassen durch. Auch bei diesen war das Ziel, die Schüler für das Thema Kinderarbeit und Kinderarbeit in Haushalten zu sensibilisieren. Ich wirkte bei der Wissensvermittlung mit und war Aufsichtsperson bei den Führungen durch eine Ausstellung.
In den Schulen führten wir außerdem ein Theaterstück vor den TID’s auf, wobei ich eine Rolle übernahm. Dies sollte die Probleme und Gefahren der arbeitenden Kinder reflektieren und Lösungsmöglichkeiten vorschlagen sowie sie anregen, sich Hilfe zu suchen, wenn es Probleme gibt. Nach jeder Aufführung standen wir für Kontaktvermittlungen und erste Beratungen zur Verfügung.
Bei der Arbeit mit den erwachsenen Frauen durfte ich bei den Interviews, bei denen Erfahrungen und Fertigkeiten erfragt wurden und daraufhin festgestellt, ob die Notwendigkeit einer weiteren psychologischen Betreuung besteht, beisitzen. Außerdem unterstütze ich die Weiterbildungen. Ich führte die Eingangswissenstests mit den Teilnehmenden durch, unterstützte Teilnehmende beim Lesen und führte Protokoll. Die Protokolle wurden verwendet, um Erfahrungen und spätere Fortschritte der Teilnehmenden festzuhalten.
Wichtig war auch die Dateneingabe. Ich wurde in das System der Datenbank eingeführt und übertrug die Daten von Fragebögen.
Des Weiteren übersetzte ich Videos für die AGTR, die Werbezwecken und der Aufklärung über die Problematik der TID’s und TH’s dienen sollen, vom Spanischen ins Englische.
Bei besonderen Veranstaltungen, wie z.B. einer Messe, stellte ich mit KollegInnen als RepräsentantInnen die Organisation mit ihren Aufgaben vor.
In den psychologischen Erstgesprächen, die ich beobachten durfte, wurde im Rahmen eines Interviews eine Anamnese durchgeführt und währenddessen der von der Organisation selbst entworfene und auf die spezielle Problematik zugeschnittene Anamnesebogen von der Interviewerin ausgefüllt. Auch bei den Interviews mit den Erwachsenen gab es natürlich zugehörige, vorgefertigte Bögen. Gleichzeitig wurde ständig beobachtet, frei sowie gebunden. Ich selbst führte freie Beobachtungen bei den Workshops mit den Kindern und bei den Weiterbildungen mit den Frauen durch. Spezielle Manuale wurden nicht verwendet, vor Allem weil die Thematik sehr speziell ist.
Tagesablauf
In der Einrichtung arbeitete ich sonntags bis donnerstags. Die verschiedenen Wochentage liefen für mich unterschiedlich ab. Auch gab es oft Events, die den geplanten Ablauf veränderten. Ich musste also sehr flexibel sein, hatte aber auch immer die Möglichkeit zu äußern, welche Aufgabe mir wichtiger ist, wenn sich etwas überschnitt. In der Regel arbeitete ich von 10Uhr bis 17:30Uhr oder von 14:00Uhr bis 21:30Uhr. An den Tagen, an denen ich um 10Uhr begann, begleitete ich entweder zuerst eine Kollegin bei den Interviews mit den erwachsenen Frauen und führte danach die Weiterbildung durch oder ich war den ganzen Tag in einer Schule, um den psychologischen Gesprächen mit Schülern beizusitzen. An den anderen Tagen arbeitete ich zuerst vor Allem an der Dateneingabe, zu circa 19Uhr fuhr ich dann mit KollegInnen in Abendschulen, um dort psychologischen Gesprächen beizusitzen und beobachten zu können. Besonders wichtig in „La Casa de Panchita“ ist der Sonntag, da an diesem Tag die meisten Arbeitenden frei haben. An diesem Wochentag arbeitete ich von 9Uhr bis 17:30Uhr bei den Workshops für die Kinder mit.
Insgesamt war meine Arbeitszeit aber sehr flexibel. Teilweise konnte ich mir die Zeit auch selbst einteilen, sodass ich auch mal ein paar Stunden, die ich mir an einem Tag frei nahm, am nächsten nachholen konnte.
Persönlicher Mehrgewinn
Den Erkenntnisgewinn in der Praktikumsstelle AGTR- La Casa de Panchita schätze ich als sehr wertvoll für meinen beruflichen Werdegang ein. Ich konnte einen guten Eindruck von der Arbeit eines Psychologen gewinnen, und das in einem für mich sehr interessanten Arbeitsbereich.
Bei den psychologischen Beratungsgesprächen lernte ich viel darüber, wie man diese mit Kindern und Jugendlichen durchführt. Auch konnte ich sehen, wie ein gutes Interview durchgeführt werden kann, bei dem sich der/die Interviewte wohlfühlt und dennoch alle Punkte abgearbeitet werden können und gleichzeitig beobachtet wird. Diese Beobachtungen konnte ich gut mit meinem zuvor in Seminaren der Universität Potsdam gewonnenen Wissen verknüpfen. Die Fähigkeit, mit dem Datenbanksystem umzugehen ist zwar sehr spezifisch, gleichzeitig habe ich aber Kenntnisse über den Umgang mit fehlenden Daten und ähnlichen Schwierigkeiten bei der Übertragung von Fragebogendaten in eine Datenbank gewonnen, was mir in Zukunft bei der Erledigung von Dateneingaben zu Gute kommen wird.
Studienfach: Psychologie
Aufenthaltsdauer: 06/2016-08/2016
Praktikumsgeber: AGTR- La Casa de Panchita
Gastland: Peru
Resümee
Rückblickend bin ich sehr froh, in der Organisation AGTR- La Casa de Panchita mein Psychologiepraktikum absolviert zu haben. Ich wurde dort sehr herzlich aufgenommen. Es wurde Rücksicht auf meine Interessen genommen und ich hatte jeder Zeit die Möglichkeit, mich mit eigenen Ideen einzubringen. Dennoch musste ich feststellen, dass es mit besseren Spanischkenntnissen natürlich mehr Möglichkeiten gegeben hätte auch selbst Erstgespräche mit den Kindern und Jugendlichen zu führen. Des Weiteren werden nicht viele psychologische Methoden, wie zum Beispiel Tests, angewendet. Abschließend finde ich die Praktikumsstelle empfehlenswert, besonders, wenn man gute Spanischkenntnisse beherrscht. Die Kollegen waren ständig darauf bedacht, dass ich das machen kann, was wichtig für mich ist und mich interessiert. Außerdem waren sie immer interessiert an meiner Meinung und Kritik, sodass ich mich auch auf diesem Weg einbringen konnte. Ich habe das Gefühl, viel für meine psychologische Laufbahn gelernt zu haben und kann gleichzeitig auf ein schönes Praktikum in einer sehr angenehmen Arbeitsatmosphäre zurückblicken.
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