Kooperationspraktikum bei Flexpert in Campinas, São Paulo
Ganz egal, wie der Auslandsaufenthalt verläuft und ob euch die Zeit im Ausland eventuell „enttäuscht“ oder sie zumindest nicht das für euch bereithält, was ihr euch gewünscht habt, es ist immer eine Erfahrung wert! Diese Zeit kann euch niemand mehr nehmen, an jedem noch so kleinen Problem, welches man (allein) bewältigen muss, wächst man unendlich! Traut euch und nutzt die tollen Möglichkeiten der Universität Potsdam!
Als Studentin der Betriebswirtschaftslehre stand für mich schon mit Beginn des Studiums fest, spätestens im 5. Semester einen Auslandsaufenthalt absolvieren zu wollen, um weitere internationale Erfahrungen zu sammeln und mich weiterzubilden. Wohin es genau gehen sollte oder gar ob Studium oder Praktikum stand dabei noch nicht fest – ich ließ mich auf alle Angebote ein und war ständig auf der Suche nach Erfahrungsberichten, bis ich mich schließlich entschied, meinen Fokus auf einen Praktikumsplatz zu legen. Im November 2019, beim International Day im Foyer des Campus in Griebnitzsee wurde ich dann schließlich auf eine Praktikumsausschreibung in Brasilien aufmerksam. Noch an Ort und Stelle unterhielt ich mich mit einem Studenten, der im vergangenen Jahr ebenfalls im Staat São Paulo ein Semester an einer Universität absolvierte. Das wirkte so überzeugend und fühlte sich so richtig an, sodass ich noch am selben Tag Kontakt zur zuständigen Mitarbeiterin vom International Office aufnahm.
Bewerbung & Vorbereitung
Nur kurze Zeit später reichte ich meinen englischen Lebenslauf, meine aktuellste Leistungsübersicht, sowie ein kurzes Motivations-/Anschreiben im International Office ein. Meine Unterlagen wurden dann zum potentiellen Praktikumsgeber nach Brasilien weitergeleitet, wodurch aufgrund Interesse seinerseits nur kurze Zeit darauf der Kontakt zwischen uns beiden hergestellt wurde. Wir vereinbarten ein Skype-Gespräch, welches als virtuelles Bewerbungsgespräch diente. Nach weiteren Telefonaten und viel Schriftverkehr zu organisatorischen Fragen entschieden wir uns schließlich, das Praktikum ab September 2018 gemeinsam in Angriff zu nehmen.
Nun war ich die erste Praktikantin, die diese kleine Firma jemals empfangen hat und so einen richtigen Masterplan den ich einfach nur befolgen musste und an dem ich mich entlang arbeiten konnte, um mich auf den Aufenthalt vorzubereiten, gab es nicht – das viele Lesen und Suchen nach Informationen zu Bestimmungen und Anforderungen begann. Neben den bereits eingereichten Bewerbungsunterlagen musste ich nun ein Visum beantragen, mich für das kommende Semester von der Uni beurlauben lassen, mir durch einen Tropenmediziner alle nötigen Impfungen einholen, eine Auslandskrankenversicherung abschließen, meine Wohnung untervermieten, und, und, und. Die Visumbestimmungen und die Details zu den dazu benötigten Unterlagen (beglaubigte Geburtsurkunde, aktuelle Passbilder im korrekten Format, Finanzierungsnachweis, ...) änderten sich währenddessen ganze zwei Mal, aber obwohl wenn es ein großer Aufwand war und es sich dringend empfiehlt, frühzeitig mit der Planung zu beginnen (und vor allem regelmäßig nach Änderungen zu schauen), hat der Antrag ohne größere Probleme auf Anhieb funktioniert.
Finanzierung
Durch ein Portal der Universität Potsdam bewarb ich mich auf das PROMOS Stipendium und bekam so glücklicherweise eine Teilförderung für meinen Auslandsaufenthalt. Dieses Stipendium war tatsächlich das einzige, was ich zum damaligen Zeitpunkt in Anspruch nehmen konnte, denn insbesondere dadurch, dass es sich um ein freiwilliges und kein Pflichtpraktikum handelte, hatte ich beispielsweise kein Anrecht auf Auslands-BAföG. Für die Bewerbung benötigt man Lebenslauf und das Motivationsschreiben – dafür ist der Career Service der UP eine großartige Hilfe – auf jeden Fall zu empfehlen!
Für das Praktikum erhielt ich bei 30h/Woche monatlich R$800, was umgerechnet ca. 190€ entspricht und somit unter dem derzeitigen Mindestlohn in Brasilien (ca. 240€) lag. Das reichte leider vorn und hinten nicht und ich musste mehrmals umziehen, bis ich schließlich ein kostengünstiges, aber sehr gutes Zimmer für R$600/Monat gefunden habe. Die lange Suche hat sich also gelohnt, denn diese ca. 140€ sind für die Verhältnisse in Potsdam und Berlin natürlich ein absoluter Traum, aber trotzdem waren dreiviertel meines brasilianischen Gehalts einfach weg. Nun sind einige Lebensmittel (vor allem Früchte, aber sogar Gerichte in den Restaurants) in Brasilien weitaus günstiger als in Deutschland. Viele andere Produkte aber, wie beispielsweise Hygieneartikel oder Markenkleidung, vor allem die, die aus anderen Ländern importiert werden, sind viel teurer als bei uns. So gleicht sich die Höhe der Ausgaben zu denen in Deutschland im Endeffekt aus und ich war also auf das Stipendium, sowie meine Ersparnisse angewiesen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist also: Sparen, Sparen, Sparen! Man sollte immer mit Extraausgaben rechnen und Polster zur Verfügung haben.
Die Ausgaben beginnen schließlich schon bei den Vorbereitungen, wie eines eventuell neu benötigten Internationalen Reisepasses, oder den Kosten für eine beglaubigte Unterschrift durch einen Notar und endet bei sich plötzlich ändernden Kreditkartengebühren oder Krankheit. Schaut euch außerdem nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten, fernab von Stipendien und BAföG um.
Aufenthalt im Gastland
Gemeinsam mit meinem Praktikumsgeber habe ich bereits von Deutschland aus nach einem WG-Zimmer, einer Gastfamilie oder einer kleinen möblierten Wohnung Ausschau gehalten – leider ohne jeglichen Erfolg. Die Unterkunftssuche gestaltete sich schwieriger als erwartet und da ich weder viel Geld ausgeben konnte, noch wollte, bin ich mehrmals umgezogen, habe zeitweise auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen und aus meinem Koffer gelebt, dann aber im Endeffekt den größten Teil meiner Zeit in Brasilien in einem eigenen Zimmer in einer wunderschönen Wohnung verbracht. Die Strapazen haben sich also gelohnt und ich habe ganz nebenbei das Leben und die brasilianische Kultur mit ihren sozialen Schichten im wahrsten Sinne des Wortes von unten nach oben kennengelernt. Jeder meiner „Vermieter“ war aber immer sehr offen und gastfreundlich, ganz gleich wie hygienisch die Personen waren, oder wie gut sie finanziell dastanden.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind lang nicht so gut ausgebaut, wie die in Deutschland. Man benötigt oft viel Geduld und vor allem Zeit – das macht aber nichts, weil in Brasilien erwartet sowieso so gut wie niemand, dass man wirklich pünktlich ist. Ich empfehle, sich die Route vorher ganz genau anzusehen und sich mehrere Optionen zur Verfügung zu halten, um an das gewünschte Ziel zu gelangen, da weder richtige Bushaltestellen, noch Anzeigen in den Bussen existieren. Schienenverkehr gibt es nur in Großstädten wie São Paulo oder Rio de Janeiro. Das funktioniert dort dann wiederum aber gleich fast besser als bei uns. Die oft bereits vollautomatisierte Metro hält sekunden- und zentimetergenau am Gleis.
Zufriedenheit mit dem Praktikum
Ich arbeitete in einer jungen, sehr kleinen Unternehmensberatung mit Fokus auf die Entwicklung von Führungskräften. Ich übernahm Verantwortung in Aufgaben von einfachen Bürotätigkeiten, wie die Terminierung von Meetings, über die Aktualisierung der Firmenwebsite und dazugehörigen Werbemaßnahmen bis hin zur Erstellung von Trainingsinhalten und dem dazugehörigem Material. Im fünften Fachsemester, also kurz vor meiner Bachelorarbeit, konnte ich einen besonders großen Mehrwert aus der Durchführung einer empirischen Untersuchung im Zusammenhang eines Coachings ziehen. Meine sozialen Fähigkeiten baute ich vor allem durch die Mitwirkung bei der SIETAR Brasil, einer gemeinnützigen Organisation für Diversität und ihre Vorzüge im Arbeits- aber auch Privatleben, aus. Des Weiteren habe ich bei Veranstaltungen von Partneruniversitäten durch Mitwirkung an Vorträgen und als Ansprechpartnerin für brasilianische Studenten die Uni Potsdam vertreten und in Zusammenanhang damit mit dem DAAD gearbeitet. Durch regelmäßige Besuche im Deutschen Wirtschafts- und Innovationshaus, sowie bei der Deutsch-Brasilianischen-Handelskammer konnte ich nicht nur deren Arbeit genauer kennenlernen, sondern auch nützliche Kontakte herstellen.
Es gab für mein Handeln nur wenige genaue Richtlinien, weshalb ich meine täglichen Aufgaben sehr frei lösen konnte. Dadurch, dass gewisse Dinge nicht richtig kommuniziert wurden, hat das manchmal aber auch zu kleineren Problemen geführt. An diesen Schwachstellen haben mein Praktikumsgeber und ich dann aber gemeinsam gearbeitet und konnten so für zukünftige Aufträge lernen. Die sechs Monate waren für mich durch und durch ein Lernprozess der sehr viel Selbstständigkeit und Eigeneinitiative forderte. Mein Portugiesisch zu verbessern stand dabei mit an oberster Stelle, da ich mit meinen Sprachkenntnissen so einige Male an meine Grenzen gestoßen bin. Das Erlernen dieser Sprache fiel mir zu Beginn um einiges schwerer als gedacht, war aber absolut wichtig, da man in einer nicht-touristischen Stadt wie Campinas mit Englisch nicht vorankommt.
Tipps & Links
Es gibt verschiedene Visa für verschiedene Aufenthalte – das Visum für ein Studium im Ausland unterscheidet sich von dem, für ein reines Praktikum). Die nötigen Informationen sind aber auf der Website der Brasilianischen Botschaft in Berlin sehr gut aufgeführt. Auch auch wenn es ein großer Aufwand war und es sich dringend empfiehlt, frühzeitig mit der Planung zu beginnen (und vor allem regelmäßig nach Änderungen zu schauen), hat der Antrag ohne größere Probleme auf Anhieb funktioniert.
Die Informationen, darüber, was wann, wie und wo eingereicht werden muss, habe ich mir also nach und nach selbst beschafft und im Laufe der Zeit einen kleinen Leitfaden für Brasilien erstellt.
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