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Kooperationspraktikum beim Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti (CCHMCH)

Ich bin sehr dankbar, dass ich ein Praktikum in einer so historischen und kulturell bedeutsamen Institution wie dem Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti absolvieren durfte. Zudem noch in einer für mich so fantastischen Stadt wie Buenos Aires. Ich werde hier sicherlich nicht die Vor- und Nachteile eines Auslandsaufenthaltes aufzählen. Aber mein Tipp an alle die das hier lesen: Nehmt diese super Angebote und die Betreuung des International Office der Universität Potsdam wahr und sammelt ein bisschen work experience abroad (en el extranjero)! :-)


Studienfach: Europäische Medienwissenschaft (Bachelor)

Aufenthaltsdauer: 07/2022 - 08/2022

Praktikumsgeber: Centro Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti (CCHMCH)

Gastland:Argentinien

Vorbereitung

Vor dem Schreiben meiner Bachelorarbeit (Europäische Medienwissenschaft) nutzte ich ein Urlaubssemester dazu, Arbeitserfahrung in Form zweier Praktika zu sammeln. Klar war für mich, dass eines dieser Praktika im Ausland stattfinden sollte, denn: in der Kulturbranche - in der ich später tätig sein möchte - sind internationale Arbeitserfahrung und ausgereifte Sprachkenntnisse von großem Vorteil. Über die Internetseite des International Office der Universität Potsdam fand ich Informationen über mögliche Kooperationspraktika. Da ich bereits eine Zeit lang in Zentralamerika gelebt hatte und meine Spanisch-Kenntnisse außerdem mit Sprachkursen des ZESSKO (Fremdspracheninstitut der Uni Potsdam) aufgefrischt hatte, suchte ich gezielt nach Institutionen in Lateinamerika. Schnell fiel meine Wahl auf Buenos Aires: Kulturhauptstadt Südamerikas, mit einer der höchsten Dichte an Theatern und Buchhandlungen weltweit, bekannt für Tango und Poesie. Die Universität Potsdam bietet eine Vielzahl an Kooperationspraktika in der argentinischen Hauptstadt. Mich fesselte sofort das Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti (CCHMCH): ein Kulturzentrum, lokalisiert auf dem Areal der ehemaligen Militärschule ESMA, die während des argentinischen Militärregimes zwischen 1976 und 1982 als geheime Haftanstalt und Folterkammer diente.

In der ehemaligen Schiffbauhalle der Militärakademie betreibt das Kulturzentrum Erinnerungskultur und setzt sich für den Erhalt von Menschenrechten ein, denn während des Militärregimes wurden zahlreiche Menschen „weggesperrt“, gefoltert oder ermordet. Noch heute ist die Anzahl der Menschen, die der Diktatur zum Opfer fielen, unklar. Los desparecidos - die Verschwundenen - nennt man die Personen, die während des Regimes gewaltsam verschleppt und deren Leichen zumeist nie gefunden wurden. Benannt wurde das Zentrum nach dem ebenfalls nach der Festnahme durch das Militär verschwundenen Schriftsteller Haroldo Conti. Größtenteils finanziert wird das Kulturzentrum vom Sekretariat für Menschenrechte, welches wiederum Teil des argentinischen Ministeriums für Menschenrechte ist, dass das Zentrum gleichzeitig verwaltet.  

Der Bewerbungsprozesslief sehr unkompliziert. Etwa ein halbes Jahr vor Praktikumsbeginn sendete ich meine Bewerbungsunterlagen (Motivationsschreiben (Spanisch), Lebenslauf (Spanisch), Spanisch-Zertifikat an das International Office, welches diese an das CCMCH weiterleitete. Ein paar Wochen später bekam ich von der Leiterin des Liaison-Büros der Universität Potsdam in Argentinien eine positive Zusage auf meine Bewerbung. Ein Vorstellungsgespräch mit Mitarbeitenden des Haroldo Conti fand nicht statt. Danach wartete ich sehr lange auf meinen Praktikumsvertrag. Diesen erhielt ich erst etwa drei Wochen vor dem Beginn meines Praktikums. Da ich erst nach Vertragsabschluss Hin- und Rückreise buchte und es sich dabei um Langstreckenflüge handelte, waren meine Reisekosten ziemlich hoch. Kurz vor meiner Abreise nach Buenos Aires registrierte ich mich auf der Plattform studybuenosaires. Dort kann man sich für ein Welcome Kit registrieren, das dann entweder am Flughafen oder im Stadtzentrum in einem kleinen Museum für einen hinterlegt wird. Diese Welcome Kit enthält eine argentinische Sim-Karte und die SUBE-Karte, also die Karte für den öffentlichen Nahverkehr. 

 

Finanzierung

Für meinen Arbeitsaufwand beim Praktikum wurde ich nicht vergütet. Vor der Abreise bewarb ich mich sowohl auf das PROMOS-Stipendium als auch auf die Mobilitätshilfe der Universität Potsdam. Leider wurde ich für das PROMOS-Stipendium abgelehnt, dies führte ich unter anderem auf den kurzen Zeitrahmen meines Praktikums (2 Monate) zurück. Die Mobilitätshilfe bekam ich zugesichert, damit konnte ich ungefähr die Hälfte meiner Reisekosten abdecken. Das unbezahlte Praktikum in Buenos Aires finanzierte ich mir letztlich durch Ersparnisse und durch die finanzielle Hilfe, die ich im Rahmen eines anderen Stipendiums erhielt.  

 

Aufenthalt im Gastland

Da die definitive Zusage für das Praktikum in Buenos Aires erst sehr kurzfristig kam, meine Aufenthaltsdauer dort nur zwei Monate betrug und ich zudem drei Tage vor Abflug nach Argentinien noch in Vollzeit bei dem vorangegangenen Praktikumsplatz beschäftigt war, gestaltete ich die Wohnungssuche so einfach wie möglich. Über AirBnB buchte ich ein Zimmer im Stadtteil Palermo. Ich zahlte fast 400€ pro Monat, was für argentinische Verhältnisse enorm ist. Generell würde ich empfehlen anfangs eine Unterkunft für 7-10 Tage zu buchen und dann vor Ort zu suchen, denn ab 100€- 200 €/ Monat lässt sich etwas Nettes finden. Palermo ist das größte Viertel der Capital Buenos Aires und gliedert sich in Palermo SoHo, Palermo Hollywood und Palermo Chico. Es gilt als sehr sicher, weshalb sich viele Touristen und Austauschstudierende dort einquartieren. Zudem gibt dort massig Bars, Cafés, Restaurants und Boutiquen, die progresivo (= Hipster/fancy auf argentinisch) sind. Da ich mich viel zwischen dem sehr westlich gelegenen Stadtteil Nuñez, wo das Haroldo Conti ist, und anderen Stadtteilen hin- und herbewegte, war Palermo als zentral gelegenes Viertel ein guter Ausgangspunkt. Das Viertel selbst empfand ich jedoch an vielen Ecken als ziemlich seelenlos, die Läden und Cafés sind vielleicht vergleichbar mit dem Berliner Prenzlauer Berg. In Vierteln wie Villa Crespo, Almagro und sogar in dem „Touristenviertel“ San Telmo, wo auch die Mietpreise deutlich niedriger sind, kann man das ulkige, warmherzige, kulinarische Buenos Aires noch spüren. Dort haben sich viele der traditionell argentinischen Bars, Cafés und Restaurants bis heute gehalten.

Seit Anfang der 2000er erlebt Argentinien immer wieder schwere Wirtschaftskrisen, die Währungssituation in Argentinien ist von ständiger Inflation geprägt, was die Lebenshaltungskosten für die Einwohner in kaum tragbare Höhen treibt. Dollar und Euros sind deshalb besonders beliebt, die Argentinier sparen standardmäßig in Dollar. Da mein Aufenthalt in Argentinien nur zwei Monate währte, reiste ich mit einer hohen Summe an Euros ein, die ich schnell in Pesos umtauschte. Für den zweiten Monat sendete ich mir selbst von meinem Deutschen Konto Geld an Western Union, dieses Geld ließ ich mir dann in einer Western Union Filiale in bar ausbezahlen. Als Euro- oder Dollar-Verdiener kann man in Buenos Aires für wenig Geld sehr gut leben.

Sowohl mobiles Internet (ca 3-4€/ Monat) als auch der öffentliche Nahverkehr (ca. 30 ct/Fahrt) sind in Buenos Aires sehr günstig. Gemüse und Obst bekommt man am günstigsten an den Gemüseständen um die Ecke, Kosmetikprodukte kauft man in der Apotheke, in den Ferreterías (dt. Eisenwarengeschäft) bekommt man alles wofür man in Deutschland zum Baumarkt geht. Nur elektronische Artikel und Hygieneprodukte (Tampons, Shampoo, etc.) waren in Argentinien teurer als in Deutschland.

La Capital, wie die Argentinier Buenos Aires liebevoll nennen, hat eine wundervolle Kunst- und Kulturszene. Ende der 80er begann man hier die „Kunst zu demokratisieren“. In jedem Viertel gibt es mindestens ein Kulturzentrum - meist sogar mehrere - in dem kostenlos oder sehr günstig Talleres, also Workshops (Fotografie, Keramik, Theater, Schreikurs, Zeichnen, Malen) angeboten werden. Auch findet an fast allen Abenden sehr günstiges Unterhaltungsprogramm wie Konzerte, Theaterstücke, Performances, Tanzvorstellungen, Poesielesungen statt. Bei diesen Veranstaltungen fand ich auch schnell einen argentinischen Freundeskreis.

Mein Praktikum im Conti

Im Conti, wie das Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti von dessen Mitarbeitenden und den porteños, den Bewohnern Argentiniens, genannt wird, verbinden sich Politik, Kunst und Wissenschaft zu einer spannenden Mischung. Es gibt dort eine Dauer-Ausstellung über den verschleppten und verschwundenen Schriftsteller Haroldo Conti. Zudem gibt es auch immer 2-3 temporäre Kunstausstellungen, die alle paar Wochen wechseln. Außerdem werden in dem Zentrum (gratis) Konzerte, Lesungen, Theater-, Tanz-, Kinovorstellungen uvm. angeboten. Darüber hinaus ist es Austragungsort verschiedener wissenschaftlicher Seminare, bei denen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Erinnerungsstudien zusammenkommen.

Im Conti wird in mehreren  Abteilung gearbeitet, dazu gehören u.a. die Abteilung für: Theater, Fotografie, Tanz, Musik, Literatur, Bildende Kunst, Bildung, Bibliothek, Bildung, Magazin Haroldo, Erinnerungsstudien.

Oft arbeiten die Mitarbeitenden der jeweiligen Abteilungen gemeinsam an Projekten. Ich hatte mich um das Praktikum im Haroldo Conti beworben, da ich Erfahrung im Bereich der Ausstellungs- und Kulturveranstaltungsorganisation sammeln wollte. Letztendlich war ich dann jedoch in der Abteilung der Erinnerungsstudien. Da fast alle meine Kollegen neben ihrer Stelle im Kulturzentrum als Wissenschaftler:innen oder Journalist:innen tätig waren, wurde viel und fundiert über die aktuellen politischen Geschehnisse gesprochen. Mit der Zeit ging es jedoch immer besser. Die Abteilung der Erinnerungsstudien veranstaltet unter anderem das jährlich stattfindende Seminar mit dem Titel Seminarios de Politicia de Memoria (=Seminare zur Erinnerungspolitik). Hier kommen zwischen 300 und 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Lateinamerika, aber auch aus den USA und Europa zusammen, um sich auszutauschen und ihre neuen Forschungsinhalte in Form eines Vortrags vorzustellen. Anschließend reichen diese Wissenschaftler ihre Academic Papers, also die schriftliche Grundlage ihrer Präsentation, beim CCMCH ein, damit diese online veröffentlich werden können. Meine Aufgabe war es diese Papeles Academicos Korrektur zu lesen, zu überprüfen, ob das schon vorab gelieferte Abstract noch mit dem kompletten Inhalt übereinstimmte und anschließend alles in eine einheitliche Formatierung zu bringen. Dabei sollte ich drei Mal die Woche in Präsenz arbeiten und zweimal die Woche im Homeoffice. Diese teilweise doch sehr eintönige Aufgabe nahm beinahe den gesamten Zeitraum meines Praktikums in Anspruch. Da ich jedoch nur für zwei Monate dort war und die Arbeit erledigt werden musste, war das für mich in Ordnung. Das Conti ist ein sehr linksliberaler Ort, die Atmosphäre dort unter allen Kolleginnen und Kollegen ist sehr locker, herzlich und unhierarchisch, was mir Gespräche mit vielen interessanten Personen ermöglicht hat. Ich ging sehr gerne ins Conti, meine Arbeitskollegen empfingen mich dort herzlich und insgesamt habe ich es sehr genossen mit diesen interessierten, engagierten und kulturaffinen Menschen zusammen zu arbeiten.  Zudem war es toll am Feierabend oder am Wochenende bei meiner Arbeitsstelle noch ein Konzert, Theater oder eine Ausstellung zu besuchen.

 

Persönlicher Mehrgewinn

Auch wenn ich im Conti nicht unbedingt in dem Tätigkeitsbereich gearbeitet habe, an den ich zuvor gedacht hatte, hat mich die Arbeit dort sehr inspiriert und mich noch weiter darin überzeugt in der Kulturbranche tätig zu werden. Mein Spanisch hat sich in diesen zwei Monaten eindeutig wieder erholt und verbessert und – durch meine Arbeit – ist auch mein akademisches Spanisch gestärkt worden. Trotz der Wirtschaftskrisen, der ständigen Inflation und der politischen Unsicherheiten sind die Argentinier sehr neugierige, warmherzige Menschen, die gelernt haben mit den sich ständig ändernden Umständen flexibel umzugehen. Ohne dies romantisieren zu wollen ist das eine Lebenskunst, die ich beispielsweise in Deutschland selten so gesehen habe. 

 

Tipps

Ich bin sehr dankbar, dass ich ein Praktikum in einer so historischen und kulturell bedeutsamen Institution wie dem Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti absolvieren durfte. Zudem noch in einer für mich so fantastischen Stadt wie Buenos Aires. Ich werde hier sicherlich nicht die Vor- und Nachteile eines Auslandsaufenthaltes aufzählen. Aber mein Tipp an alle die das hier lesen: Nehmt diese super Angebote und die Betreuung des International Office der Universität Potsdam wahr und sammelt ein bisschen work experience abroad (en el extranjero)! :-)

Studienfach: Europäische Medienwissenschaft (Bachelor)

Aufenthaltsdauer: 07/2022 - 08/2022

Praktikumsgeber: Centro Centro Cultural de la Memoria Haroldo Conti (CCHMCH)

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Aktuell haben wir Kooperationspraktika in England, Polen, Spanien, Frankreich, der Türkei, Israel, Indien, Argentinien, Brasilien und Uruguay akquiriert. Von studienbezogenen Praktika bis hin zu fachübergreifenden Angeboten bieten wir Studierenden einen bunt gedeckten Tisch mit Praktika auf dem Silbertablett.

 

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