Kooperationspraktikum beim Centro Ana Frank, Buenos Aires
Über den Career Service der Universität Potsdam habe ich von den Auslandspraktika „Auf dem Silbertablett“ erfahren. Es war für mich aufgrund meiner bestehenden Sprachkenntnisse sicher, dass ich ein spanischsprachiges Gastland wählen würde. In Lateinamerika gab es verschiedene, zu meinen Interessen und meinem Studiengang passende, Angebote, die meisten jedoch in Buenos Aires. Vor Jahren hatte ich die Stadt auf einer längeren Südamerikareise schon einmal besucht und großen Gefallen an ihr gefunden. Zudem habe ich persönliche, freundschaftliche und familiäre Kontakte in Buenos Aires und so entschied ich mich schnell zu einer Bewerbung für ein Praktikum dort. Im stetigen Kontakt mit Verena Kurz, der Repräsentantin der Universität Potsdam in Argentinien und Uruguay, wählte ich schließlich das Centro Ana Frank.
Vorbereitung
An das International Office habe ich meine Bewerbungsunterlagen (einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben auf Englisch sowie Sprachnachweise für Spanisch und Englisch) gesendet, welche via Frau Kurz an die potenzielle Praktikumsstelle weitergeleitet wurden. Wir kommunizierten dann gemeinsam mit ihr und meiner zukünftigen Vorgesetzten in Buenos Aires per Mail und machten einen Termin für einen Zoom-Anruf aus, bei dem ich mich den Mitarbeiterinnen des Centro Ana Frank vorstellen und Details bezüglich der Umstände des Praktikums besprochen werden sollten. Dieses Gespräch fand auf Englisch statt, da meine Spanischkenntnisse für die Masse an spezifischen und wichtigen Informationen noch nicht ausreichten. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ein Sprachniveau von circa B1. Wir vereinbarten alle Informationen für den Praktikumsvertrag: den Zeitraum des Praktikums (3 Monate), die wöchentliche Stundenanzahl (20), meine Aufgabenfelder im Museum und wer mich vor Ort betreuen würde. Zudem wurde festgehalten, dass ich keine Vergütung für das Praktikum bekommen würde.
Die Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen der Praktikumsstelle funktionierte einwandfrei. Auf Mails antworteten sie immer ausführlich und schnell und boten mir bald an, wie in Argentinien auch in professionellen Kontexten üblich, via Whatsapp zu kommunizieren. Auch bezüglich weiterer Fragen kontaktierte ich die beiden Mitarbeiterinnen des Centro Ana Frank und auch Verena Kurz noch öfter. So fand ich beispielsweise heraus, dass ich ohne Visum (beziehungsweise mit einem touristischen Visum) nach Argentinien reisen konnte. Wir kommunizierten meist auf Spanisch, bei komplizierten Anliegen teilweise auf Englisch.
Ich habe mich in dem entsprechenden Portal auf ein PROMOS-Stipendium beworben, was ziemlich aufwändig war und in meinem Fall unter Zeitdruck geschah, weil die Bewerbungsfrist am 1. Dezember (also drei Monate vor Beginn meines Praktikums) endete. Für die Bewerbung braucht man unter anderem ein Motivationsschreiben, welches mich am meisten Arbeit gekostet hat. Jedoch wurde mein Antrag abgelehnt. Durch das International Office wurde mir letztendlich jedoch ein Teil der Flugkosten erstattet.
Aufenthalt im Gastland
Schon aus Deutschland nahm ich Kontakt zu Kommiliton*innen auf, die bereits Aufenthalte in Buenos Aires absolviert hatten. Ihre Kontaktdaten bekam ich von Verena Kurz. Mit drei Personen sprach ich so via Whatsapp und am Telefon über ihre Erfahrungen und fragte speziell nach Tipps zur Wohnungssuche. Dadurch erhielt ich die Telefonnummern von diversen Freund*innen aller drei Kommiliton*innen in Buenos Aires und verabredete mich mit einigen Personen, um mir Zimmer in Buenos Aires anzuschauen, wenn ich angekommen sei. Die ersten Tage nach meiner Ankunft kam ich glücklicherweise bei Verwandten in einem Vorort von Buenos Aires unter und konnte die zur Untervermietung bereitstehenden Zimmer in Ruhe besichtigen fahren. Ich entschied mich dafür, bei einer Bekannten eines Kommilitonen im Stadtteil Palermo ein Zimmer anzumieten, welches 200 Euro pro Monat kostete. Die WG-Kultur, wie wir sie in Deutschland kennen, besteht so in Argentinien nicht wirklich, weshalb es meines Wissens auch keine Portale wie wg-gesucht.de gibt. Auf der Homepage study.buenosaires.gob.ar, die sich an internationale Studierende in Buenos Aires richtet, wurden auch Zimmer in geteilten Unterkünften angeboten. Jedoch waren diese sehr teuer und kamen somit für mich nicht in Frage.
Während meines Aufenthaltes (Ende Januar bis Anfang Juni 2022) steckte Argentinien seit einigen Jahren in einer starken Inflation. Dadurch waren die Lebenshaltungskosten (aus Europa kommend) sehr niedrig. Auf die Empfehlung Bekannter hin reiste ich mit Bargeld in Euro ein und tauschte dieses dann regelmäßig um. Es gibt zwei Wechselkurse, den offiziellen und den sogenannten Euro blue, der deutlich günstiger ist. Mit dem so gewechselten Geld konnte ich mir viel mehr leisten als in Berlin. Pro Monat gab ich alles inklusive ungefähr 400-500 Euro aus. Von Anderen hörte ich auch die Option, sich Geld via Western Union zu schicken, das habe ich aber selbst nicht ausprobiert. Öffentliche Verkehrsmittel waren dank staatlicher Subventionen sehr preiswert, man bezahlte pro Strecke umgerechnet zwischen 10 und 30 Cent. Buenos Aires hat ein scheinbar unendliches kulturelles Angebot und viele Veranstaltungen und Museen locken mit freiem Eintritt.
Mein Praktikum im Centro Ana Frank begann im März, da vorher eine weitgehende Sommerpause dort, aber auch im ganzen Land, herrschte. Das Zentrum besteht aus einem Museum, in dem sowohl die Geschichte der Familie Frank und des Nationalsozialismus als auch die der argentinischen Militärdiktatur der 70er- und 80er Jahre dargestellt werden, und einem Veranstaltungssaal. Dort fanden regelmäßig Theaterworkshops oder musikalische Veranstaltungen von und für Jugendliche statt. Mein persönlicher Einsatz galt jedoch dem Museum. Geplant war, dass ich mich den März über in die Abläufe und Inhalte einarbeite und dann Anfang April gemeinsam mit circa 30 anderen Personen an einem Workshop teilnehme, bei dem man zu Museumsführer*innen ausgebildet werde. So hatte ich den März über auch noch Zeit, mich in den Sprachgebrauch einzugewöhnen. Im Museum wurde ausschließlich Spanisch gesprochen und viele Kolleg*innen und Besucher*innen sprachen keine andere Sprache. An dem Wochenende des Workshops war ich allerdings krank und habe die Möglichkeit, Museumsführerin zu werden, somit verpasst. Die nächsten Wochen verbrachte ich dann mit administrativen Aufgaben. Ich erledigte alles, was anfiel. Zum größten Teil bestand meine Arbeit aus Übersetzungen vom Spanischen ins Englische und aus dem Sammeln von Kontaktdaten für mögliche Kooperationspartner des Zentrums. Das Team reagierte nachsichtig und freundlich auf meine durch die Krankheit entstandene Situation und mit meiner Betreuerin führte ich mehrere Gespräche über meine Ansprüche an das Praktikum. Diese konnten jedoch, ehrlich gesagt, nicht voll erfüllt werden, was mit den beschriebenen Umständen zu tun hatte. Da ich nur drei Tage die Woche arbeitete und der Betrieb entgegenkommend und flexibel war, konnte ich meine Freizeit stets nach Lust und Laune organisieren und hatte viel Raum, um Buenos Aires in Ruhe zu entdecken.
Zufriedenheit mit dem Auslandspraktikum + persönlicher Mehrgewinn
Mein Praktikum hat mich persönlich in verschiedener Hinsicht vorangebracht. In erster Linie zwingt ein Auslandsaufenthalt wie dieser zu Selbstständigkeit und dazu, offen auf neue Menschen zuzugehen. Die Hemmungen aufgrund der Sprachbarriere legte ich schnell ab und drückte mich immer und zu jedem Thema auf Spanisch aus, wenn auch oft fehlerhaft. Argentinien als Gastland kann ich nur empfehlen. Es ist kulturell natürlich etwas anderes als Europa, im südamerikanischen Vergleich aber mit das „europäischste“ Land. Damit meine ich beispielsweise die Architektur, Kultur oder auch das Essen. Ich habe in Buenos Aires gelernt, mich an andere Umgangsformen und Tagesabläufe, als sie in Deutschland üblich wären, anzupassen. Aber der Abstand zu Berlin hat auch dazu geführt, dass ich meine Heimatstadt mehr wertzuschätzen lernte. Meine Sprachkenntnisse verbesserten sich durch den Argentinienaufenthalt deutlich. Zudem kann ich mir das Praktikum für mein Studium anrechnen lassen. Auch professionell war die Erfahrung im Centro Ana Frank eine hilfreiche für mich. Die Arbeit in einem Museum ist eines der Felder, in denen ich in Zukunft wahrscheinlich arbeiten könnte. Die Arbeitsabläufe dort kennenzulernen und zu merken, dass ich mit diesen gut klarkomme, war eine wichtige Einsicht für mich. Mir gefiel die Arbeit im Team und das Gefühl, wichtige und für mich persönlich interessante Themen einem breiten Publikum zu vermitteln. Gerade in einem gesellschaftswissenschaftlichen Studiengang stellt die praktische Arbeit eine spannende Abwechslung dar.
Resümee, abschließende Tipps
Insgesamt empfehle ich jeder Person, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Die für mich größte Schwierigkeit daran stellte dar, dass es schwieriger ist, viele (gleichaltrige) Leute kennenzulernen, als es in einem Studienaufenthalt der Fall wäre. Jedoch gefiel mir die Herausforderung auch, offen und selbstinitiativ auf Menschen zuzugehen, um Kontakte zu knüpfen. Wichtig ist es, sich im Vorhinein gründlich über die Lebensumstände im Gastland zu informieren, um nicht unvorbereitet anzureisen. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, sich frühzeitig mit Menschen zu unterhalten, die bereits ähnliche Aufenthalte im jeweiligen Land absolviert haben.
Studienfach: Geschichte, Politik & Gesellschaft
Aufenthaltsdauer: 03/2022 - 05/2022
Praktikumsgeber: Centro Ana Frank
Gastland:Argentinien
Aktuell haben wir Kooperationspraktika in England, Polen, Spanien, Frankreich, der Türkei, Israel, Indien, Argentinien, Brasilien und Uruguay akquiriert. Von studienbezogenen Praktika bis hin zu fachübergreifenden Angeboten bieten wir Studierenden einen bunt gedeckten Tisch mit Praktika auf dem Silbertablett.
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