Praktikum bei der Queensland Alliance for Agriculture and Food Innovation (QAAFI) der University of Queensland in Brisbane
In den drei Monaten in Australien habe ich eine Menge gelernt, sei es über mich selbst, über wich-tige Dinge im Leben, über Land und Leute in Australien oder die Forschung und das Arbeiten in einem anderen Land. Auch die anfänglichen sprachlichen Probleme waren schnell überwunden. Die Vorbereitung hat mich viel Geld und Zeit gekostet, aber es hat sich gelohnt. Und auch die Bauchschmerzen, die aufkamen, als ich in Berlin in das Flugzeug nach Brisbane stieg, waren un-berechtigt. Es ergeben sich immer Wege und Möglichkeiten, vielleicht nicht sofort, aber immer rechtzeitig.
Vorbereitung & Finanzierung
Als ich mein Studium der Ernährungswissenschaften begann, dachte ich oft darüber nach, wann der richtige Zeitpunkt wäre, ins Ausland zu gehen. Im 3. Fachsemester des Masterstudiums ist ein 3-monatiges Forschungspraktikum zu absolvieren. Und da war er der Zeitpunkt. Ich begann diverse Dozenten verschiedener für mich interessanten Forschungsrichtungen zu befragen, zu welchen Universitäten im Ausland sie Kontakte pflegen. Nach erfolglosen Versuchen, auf diesem Wege einen Praktikumsplatz zu erhalten versuchte ich es auf eigene Faust. Ich suchte im Internet nach Forschungsprojekten im Bereich „Nutrition and Food Science“ und wurde auf diverse australische Universitäten aufmerksam. Schlussendlich traf ich auf die Queensland Alliance for Agriculture and Food Innovation (QAAFI) an der University of Queensland in Brisbane.
Ich setzte ein übliches Bewerbungsschreiben auf. Innerhalb von zwei Tagen kam eine Antwort. Wir berieten, auf welchem Weg es sinnvoll wäre, mich in das Projekt einzubinden. Die Zeit war durch die vorherigen Bewerbungen und das Warten schon recht weit vorangeschritten (es war November, im April sollte es losgehen). Nun galt es, sich für das richtige Visum zu bewerben. Ich bahnte mir den Weg durch den Visum-Dschungel auf der Website der australischen Botschaft, belas mich in Internetforen, studierte Erfahrungsberichte und befragte Freunde und Kommilitonen, die vor mir bereits Studienaufenthalte in Australien durchgeführt hatten. Schlussendlich bewarb ich mich für das Occupational Trainee Visa, von dem überall abgeraten wurde, wollte man lediglich ein 3-monatiges Praktikum durchführen. Doch die Human Resource-Abteilung der University of Queensland bestand darauf. Ich begann also, sämtliche benötigte Dokumente zu beantragen (ins Englische übersetzte, amtlich beglaubigte Geburtsurkunde, Auslandskrankenversicherung, Vermögensübersicht von der Hausbank, Reisepasskopien, Bestätigung der eigenen Universität über die Notwendigkeit des Absolvierens des Praktikums zum Abschluss des Masterstudiums, formelles Sponsorship der Gastuniversität, Form 1283, …, Bewerbungsbogen für das OT-Visa).
Bis zum Erhalt des Sponsorships von der University of Queensland vergingen weitere zwei Monate (a) die Gastuniversität ist die einzige, die dieses Sponsorship ausstellen kann – mein Betreuer wollte mir das am Anfang nicht glauben; b) unbedingt per Email nachfragen, ob die Bestätigung von der Botschaft bei der Uni angekommen ist, wenn sich nach 2-3 Wochen nichts getan hat! Sie hatten vergessen, mir die Bestätigung weiterzuleiten…). Ein Stipendium sowie ein international anerkannter Englisch-Sprachtest sind sehr förderlich, aber nicht zwingend notwendig. Die vollständige Visum-Bewerbung inklusive der Einzugsvollmacht über die ca. 265€ von einer Kreditkarte ist postalisch nach Adelaide zu schicken (via DHL-Express kostet das ca. 90€, der Brief ist innerhalb von 4 Tagen in Adelaide). Man erhält eine Eingangsbestätigung von der Behörde. Ab diesem Tag dauert es 8 Wochen bis per Email eine Absage oder Zusage verschickt wird. Man muss also rechtzeitig beginnen, sich um das Visum zu kümmern. Das erspart Stress und wenigstens ein paar Euro…
Im Nachhinein teilte mir mein Zweitbetreuer mit, dass ein Work-and-Travel-Visum ausreichend gewesen wäre!!! Das erhält man circa innerhalb einer Woche, es sind nicht so viele Dokumente auszufüllen bzw. zu beantragen und kostet etwa die Hälfte! Wenn möglich unbedingt diese Variante wählen. Ich saß vier Wochen auf gepackten Koffern und wartete. Dabei war es ratsam, den Flug wirklich erst zu buchen, nachdem ich die Bestätigung über die Ausstellung des Visums erhalten hatte.
Aufenthalt im Gastland
Von Berlin nach Abu Dhabi weiter nach Singapur und schließlich nach Brisbane. Wie abgesprochen wurde ich vom Flughafen abgeholt und wir fuhren zum Campus. Nach einer kurzen Tour und dem ersten Treffen mit meinem Praktikumsbetreuer ging es nach Toowoomba, meinem Wohn- und Arbeitsort für die nächsten 7 Wochen. Mir wurden die wichtigsten Punkte der Stadt gezeigt (Einkaufsmöglichkeiten, Innenstadt mit Pubs, Parks, …) und wir besorgten die nötigsten Dinge. Ich bekam Infomaterial zu Toowoomba und Umgebung, Buspläne und Stadtpläne. Eine Unterkunft war ebenfalls bereits organisiert. Alles was ich brauchte für die erste Zeit, war vorhanden oder konnte sofort erledigt werden.
In Toowoomba war man ohne ein Auto relativ aufgeschmissen bezüglich der Mobilität. Glücklicherweise jedoch lieh mir ein Bekannter ein Fahrrad. Die australischen Autofahrer sind leider an Fahrradfahrer nicht wirklich gewöhnt. Es gibt wenige Fahrradwege, wenn sind sie direkt auf der Straße zu finden und der Mindestabstand von 1,5 m wird besonders gern von großen Trucks nicht eingehalten. Die Helmpflicht ist definitiv begründet und zu Tageszeiten ohne Tageslicht sollte das Fahrradfahren vermieden werden. Ich suchte mir eine Laufgruppe (meinem Hobby dem Handball spielen konnte ich leider nicht nachgehen, diese Sportart ist in Australien nahezu unbekannt) und fand mit den Toowoomba Road Runners großartige Menschen, mit denen ich mich nicht nur viermal pro Woche zum schnellen, aber niemals überehrgeizigen Laufen traf, sondern mit einigen auch Wochenendtrips beging oder unter der Woche zum Dinner traf.
Generell kann man über die Australier sagen, dass sie freundliche, sehr herzliche und hilfsbereite Menschen sind. Ist man Gast in ihrem Land, bleibt einem kein Wunsch verwehrt. Ich bin immer noch überwältigt. Und in Australien stimmt die Work-Live-Balance noch. Wie ein Freund sagte: „Wir haben begriffen, was im Leben wichtig ist“. Das heißt definitiv nicht, dass sie sich nur entspannen und nichts tun, ganz im Gegenteil, aber solange die Arbeit getan ist, kann diese sich selbst eingeteilt werden. So waren sie ganz über-rascht über meinen „deutschen“ Ehrgeiz in Bezug auf das Arbeiten und wie viel man doch machen würde. Abseits des Arbeitslebens guckte ich mir einige Plätze am Wochenende an.
Toowoomba selbst bietet zahlreiche Parks, wunderschöne Aussichtspunkte und Nationalpark-Zugänge, ein paar Pubs (emp-fehlenswert sind Fibbers und The Spotted Cow), zwei Kinos, diverse Shooping Möglichkeiten, … Nach 7 Wochen waren mir die Menschen und das kleine Städtchen sehr ans Herz gewachsen, ich musste jedoch für den zweiten, fünfwöchigen Teil meines Praktikums nach Brisbane umziehen. Das Arbeiten und Leben dort war wie eine 180° Kehrtwende. Brisbane ist nicht vergleichbar mit einer typischen europäischen Großstadt. Es ist viel grüner, viel weitläufiger und offener und durchaus weniger hektisch. Nichtsdestotrotz war es anonymer als Toowoomba und touristisch überlau-fener. Auf dem Campus in Saint Lucia war ich von wesentlich mehr jungen Leuten umgeben, vorrangig asiatisch abstammende Menschen, aber auch Brasilianer und Franzosen, Australier selbst waren rar gesät.
Ein Zimmer in einem Appartement hatte ich mir bereits vor Abreise nach Australien gesucht. Hier ist zu beachten, dass eine „Premium-Mitgliedschaft“ für einen Monat beispielsweise sehr hilfreich ist. Es gibt auch weitere Portale wie Flatshare oder Gumtree. Es ist nicht zwingend notwendig, sich so früh um eine Unterkunft zu kümmern, man findet auch vor Ort noch etwas. Leider war meine Mitbewohnerin nicht das große Los, aber für fünf Wochen war es in Ordnung. In Brisbane variiert die Miete sehr stark von Suburb zu Suburb. Saint Lucia beispielsweise ist sehr teuer (fast nichts unter 200 AU$ pro Woche).
Aber teuer ist es in Brisbane generell, seien es die öffentlichen Verkehrsmittel, ein Bier im Pub, Grund-nahrungsmittel, oder oder oder. Zu den öffentlichen Verkehrsmitteln sollte man wissen, dass man viel Zeit einplanen muss – die Busse fahren, aber so gut wie nie nach Plan, die Züge sind meist pünktlich genau wie das CityCat (sehr zu empfehlen, man schippert über den Brisbane River und kann sich gleichzeitig die Stadt ein bisschen angucken oder ist zumindest nicht abhängig vom Ver-kehrsstau zu Hauptverkehrszeiten). Ist man länger vor Ort, sollte man sich unbedingt eine GoCard besorgen, denn dann bezahlt man meist nur noch die Hälfte. Was in Brisbane sehenswert ist, hängt ganz vom eigenen Geschmack ab.
Zufriedenheit mit dem Praktikum
Die Betreuung während des Praktikums war gut. Ich war häufig auf mich gestellt, da mein Betreuer auf Auslandsdienstreisen war, jedoch hielten wir stets Emailkontakt. Im Endeffekt bin ich sehr dankbar für die freie Entscheidungsgewalt, förderte es doch sehr die Eigenständigkeit. Gleiches zog sich fort nachdem ich nach Brisbane wechselte an die University of Queensland auf den Campus in Saint Lucia.
Der Campus bot sehr gut ausgestattete Labore mit höchsten Sicherheitsstandards, die Seminarräume waren mit modernster Technik ausgestattet, aber auch für das leibliche und seelische Wohl wurde mit diversen Restaurants und Imbissmöglichkeiten sowie einem großen Innenhof und weiteren Rasenflächen gesorgt. Die Preise waren dabei studentenfreundlich. Das Wetter im Winter in Brisbane lud mit durchschnittlich 23°C und fast immer sonnigen Tagen stets zum Lunch abhalten irgendwo draußen ein (wenn Zeit für eine Mittagspause war). Kulturell und sportlich hat der Campus ebenfalls eine Menge zu bieten (am besten auf der Website der Uni stöbern).
Ich arbeitete viel und nutze meist die Zeit von 8-18Uhr (danach oder davor benötigt man eine Genehmigung, um in den Räumlichkeiten auf dem Campus zu arbeiten). Wie in meinem Praktikumsvertrag festgehalten gab es zum Abschluss meiner Tätigkeit eine Präsentation, die allerdings eher wie ein Meeting ablief als das ich dort meine gesamten Ergebnisse präsentierte (das war bei dem Projekt aufgrund der Masse der Daten jedoch auch schwierig). Wie dem auch sei, es existiert ein Vertrag und es gibt einen sogenannten Trainingsplan, aber sooo strikt wird sich da nicht zwingend dran gehalten. Alles in allem ein sehr lockeres, aber nichtsdestotrotz sehr effektives Arbeitsklima. Abschließend boten mir meine Praktikumsbetreuer eine Doktorandenstelle zur Fortführung des Projektes an, das viele Arbeiten zahlte sich also aus (wie auch das Praktikum wäre die Doktorandenstelle unbezahlt, man müsste sich um ein Stipendium bemühen).
Studienfach: Ernährungswissenschaften
Aufenthaltsdauer: 04/2014 - 07/2014
Praktikumsgeber: Queensland Alliance for Agriculture and Food Innovation
Gastland:Australien
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