Kooperationspraktikum in International Office der Istanbul Şehir Universität
Istanbul faszinierte mich schon immer, durch den Charme und die Schönheit. Auf den engen Gassen kann man neue Ecken, historische Gebäude und gemütliche Cafés mit einem faszinierenden Blick auf den Bosporus entdecken. Der Wunsch, in Istanbul für mehrere Monate zu leben, war bei mir schon lange vorhanden. Die Stadt zieht mich aufgrund der Lage auf zwei Kontinenten, der vielfältigen Kultur sowie der Geschichte sehr an. Auch wollte ich das Leben in der Türkei näher kennen lernen.
Vorbereitung
Nach meinem Auslandsaufenthalt in Schweden hatte ich das Gefühl bekommen, wieder ins Ausland gehen zu wollen. Die Stellenausschreibung für das Praktikum habe ich auf der Facebook- Seite der Universität Potsdam „Ab ins Ausland“ gesehen. Es handelte sich um eine Stelle im International Relations Office (IRO) an der Istanbul Şehir Universität, welche eine staatlich anerkannte private Universität aus 18 Prozent ausländischen Studierenden besteht.
Die Voraussetzung für ein Praktikum im IRO an der Istanbul Şehir Universität ist, dass man das Praktikum nur über das Erasmus+ Programm antreten kann. Die Teilnahme am Erasmus+ Programm kann zwischen zwei und zwölf Monaten variieren. Nach der Bewerbung erhielt ich mit der Zusage eine Liste notwendiger Unterlagen: Leistungsübersicht, Lebenslauf, Sprachleistungstest mit Nachweis der Englischkenntnisse auf mindestens B1 Level, unterschriebenes Learning Agreement, Kopie des Visums (für deutsche Staatsangehörige besteht kein Visum; jedoch muss man nach Ankunft in der Türkei so zeitnah wie möglich eine Aufenthaltserlaubnis beantragen), Kopie der Kranken- sowie Haftpflichtversicherung, Kopie des Reisepasses und ein Passfoto in JPG- Format.
Die Kommunikation mit der Praktikumseinrichtung verlief reibungslos. Am Folgetag meiner E-Mail- Bewerbung erhielt ich eine Antwort, dass sie mich benachrichtigen werden. Und genau zum genannten Datum hatte ich die Zusage erhalten (ca. innerhalb von drei Wochen). Da auch Türkisch zu meiner Muttersprache gehört, wurde auf meine E-Mail auf Türkisch geantwortet, was in anderen Fällen in der englischen Sprache abläuft. Auf meine Fragen per E-Mail wurde schnell geantwortet und auch zu Arbeitszeiten konnte ich telefonisch die Ansprechperson erreichen.
Finanzierung
Wie unter Punkt 1 erläutert, konnte man diese Praktikumsstelle nur über das Erasmus+ Programm antreten. Mit dem Erasmus+ Programm können Studierende Zuschuss erhalten, welcher vom Land abhängig unterschiedlich ausfällt. Für die Förderung muss man sich rechtzeitig informieren, denn ohne einen Praktikumsplatz müsste man sich sechs Monate vor dem geplanten Beginn des Praktikums und bei vorhandenem Praktikumsplatz drei Monate vor Praktikumsbeginn bewerben. Für Praktikanten im Unternehmen wurde eine Karte ausgegeben, die monatlich mit 290 Türkischer Lira (TL) aufgeladen wurde. Damit konnte ich für das Mittagessen in der Mensa und in der Kantine der Universität bezahlen. Das Geld reichte komplett für den ganzen Monat aus, sodass ich an Geld für das Mittagessen sparen konnte. Auch war es in der Kantine der Universität möglich, sich damit Waschmittel, Shampoo, Milch, Käse usw. zu kaufen.
Aufenthalt im Gastland
Die Stellenausschreibung meiner ersten WG habe ich auf einem türkischsprachigen WG-Portal gefunden. Es handelt sich hierbei um eine WG mit zwei weiteren Mitbewohnerinnen. Für das eigene Zimmer, Gemeinschaftszimmer, Küche und Bad musste ich 500 TL Miete zahlen. Dazu kamen noch weitere Nebenkosten (Gas, Wasser, Elektrizität). Auch gibt es auf Facebook Gruppen, in denen Stellenausschreibungen für WGs auf Englisch veröffentlicht werden. Da viele Austauschstudierende gerne in Taksim oder Kadıköy wohnen, sind die WG-Preise insbesondere für ausländische Studierende leider etwas höher. Hierzu würde ich raten, etwas mehr zu recherchieren. Auch beim Umzug auf die asiatische Seite konnte ich recht schnell eine neue WG finden. Dieses Mal hatte ich diese auf einer türkischsprachigen Facebook Gruppe gefunden. Umgerechnet in Euro sind die türkischen Preise viel niedriger. Dennoch sind die Preise wie Miete, Nahrungsmittel oder Restaurantbesuche in Istanbul deutlich höher als in anderen türkischen Städten. Das liegt daran, dass Istanbul mit knapp 15 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Türkei ist. Istanbul bietet reichlich an Transportmitteln an: U-Bahn, Straßenbahn, Busse, Metrobusse, Fähren, Marmaray und Dolmuş.
Im Unterschied zu den anderen aufgezählten Verkehrsmitteln, wird in dem Dolmuş bar bezahlt. Für die anderen Verkehrsmittel muss man die Istanbulkarte (Fahrkarte) nutzen, sodass jedes Mal Geld abgehoben wird. Für Nichtstudenten liegt der Preis bei 2,60 TL. Für Studierende gibt es einen ermäßigten Betrag, welcher bei 1,25 TL liegt. Für Passanten wird für das weitere Umsteigen in geringeren Beträgen Geld abgehoben. Als Praktikant kann man leider nicht die Istanbulkarte für Studierende beantragen, da dafür eine Immatrikulation an einer Istanbuler Hochschule vorausgesetzt ist. Ich würde empfehlen, eine WG in der Nähe zum Arbeitsort aufzusuchen.
Wie oben erwähnt, bin ich nach meiner ersten WG nach Üsküdar auf die asiatische Seite umgezogen. Die neue WG war 25 Gehminuten von meiner Arbeitsstelle entfernt. Von der Anbindung her hatte ich Busse, Fähre und Marmaray zur Verfügung und konnte schnell die europäische Seite erreichen. In Üsküdar wohnen meistens Einheimische, sodass die Preise etwas niedriger ausfallen. Typische Ausgehviertel sind Beyoğlu, Beşiktaş, Kadıköy und Taksim mit vielen Cafés und Restaurants. Einen kulturellen Reichtum an Museen und historischen Bauten bieten Eminönü sowie Sultanahmetviertel in Fatih an, direkt am Goldenen Horn. Falls man vorhat, mehrere Museen zu besichtigen, lohnt es sich eine Museumskarte machen zu lassen. Bei einmaliger Bezahlung, kann man mit der Karte innerhalb der Türkei auch in andere staatliche Museen eintreten. Einer meiner Lieblingsecken sind die Sitzkissen vor dem Leanderturm in Üsküdar. Dort kann man draußen direkt am Bosporus die europäische Silhouette bestaunen. Schöne Aussichtscafés gibt es in der Nähe der Süleymaniye-Moschee, mit einer großen Anzahl an Auswahlmöglichkeiten.
Zufriedenheit
Das IRO ist die erste Anlaufstelle für Studierende, die selber aus dem Ausland kommen oder die in das Ausland gehen möchten. Dabei werden für ausländische Studierende Informationen gegeben, welche sie für ihren Aufenthalt im Inland benötigen. Für das Ausland interessierte Studierende werden über Programme für ein Auslandsstudium und/oder –praktikum Beratungen angeboten. Das IRO an der Istanbul Şehir Universität besteht aus dem Recruitment und dem Erasmus+ Programm Team. Die Recruitment Abteilung ist zuständig für das Anwerben neuer Studierender, für Zulassungen sowie zuständig für Probleme der ausländischen Studierenden. Das Erasmus+ Programm Team ist zuständig für die Pflege bestehender internationaler sowie Gewinn neuer Partneruniversitäten, Beratung und Unterstützung von Austauschstudierenden sowie von Vollzeitstudierenden, die ein Interesse für Austauschprogramme innerhalb oder außerhalb Europas haben. Ich habe während meines Praktikums hauptsächlich das Erasmus+ Programm Team unterstützt. Ich saß im Frontdesk des Büros, so dass ich die erste Ansprechperson der Studierenden war. Somit war ich über die Anliegen der Studierenden informiert und konnte mit der Zeit selbstständig ihre Fragen beantworten. Zu meinen täglichen Aufgaben gehörte die persönliche Beratung der Studierenden zu Austauschprogrammen und das Beantworten der E-Mails zu ihren Anliegen. Da die Istanbul Şehir Universität eine hohe Zahl an internationalen Studierenden hat und das IRO auch für internationale Studierende als der erste Ansprechpartner für ihre Angelegenheiten gilt, konnte ich viel über Recruitment und Zulassungsvoraussetzungen sowie –anforderungen erfahren und somit auch internationale Interessierte für ein Studium an der Universität beraten.
Neben diesen Tätigkeiten habe ich auch Recherchearbeiten durchgeführt, wie bspw. deutschlandweit nach Universitäten für potentielle Partnerschaften gesucht. Auch habe ich, um die Internationalisierungsstrategie der Universität zu unterstützen, nach internationalen Bildungsagenturen im asiatischen Raum recherchiert. Es gab noch viele weitere Recherchearbeiten über Länder und deren Universitäten zu erledigen, um potentielle Partneruniversitäten weltweit zu gewinnen. Interessant war es für mich mitzuerleben, wie die Projektverfassung für das Anwerben neuer Partnerschaften verlaufen ist. Nach sorgfältiger Auswahl bestimmter Universitäten mussten Informationen zu bestimmten Aspekten gesammelt werden. Während dieser Phase konnte ich aus der Nähe miterleben, wie solch eine Prozedur aussieht und wie bspw. die Kriterien und der Fokus für die Auswahl einer Universität festgelegt werden.
Spannend und abwechslungsreich hatte ich mir ehrlich gesagt vor meinem Praktikum die Arbeit im International Office gar nicht vorgestellt. Durch die Erasmus+ Mobilität der Lehrenden und des Personals haben wir Gäste aus Bosnien und Herzegowina, Mexiko und Kasachstan erhalten. Die Gäste konnte ich zu bestimmten Anlässen begleiten und ihnen eine Campustour geben. Auch habe ich internationale Studierende aus Malaysia, Indien und Indonesien bei Meetings begleitet und bei der Organisation der Meetings das IRO Team unterstützt. Das Aufgabenspektrum im IRO ist sehr breit, sodass ich durch mein Praktikum eine Leidenschaft für dieses Feld entdeckt habe. Dazu beigetragen hat das internationale Umfeld, insbesondere der Kontakt mit Austauschstudierenden. Unter anderem habe ich mit der anderen Praktikantin die Orientierungswoche organisiert, sie bei Behördengängen unterstützt und kulturelle Aktivitäten angeboten.
Meine Mentorin hat mir bei meinen Nachfragen oder zu bewältigenden Aufgaben jederzeit geholfen. Auch fühlte ich mich durch das Betriebsklima im Office sehr gut aufgehoben. Ich hatte vielmehr das Gefühl, ein Teil des Teams zu sein. Im Office herrschte eine professionelle Arbeitsweise, ein respektvoller Umgang miteinander und viel Raum für Spaß. Zu Problemen ist es gar nicht gekommen. Mit den Praktikanten wurde in englischer Sprache kommuniziert.
Persönlicher Mehrgewinn
Die angeforderten Aufgaben waren gut zu bewältigen und haben mir einen Überblick über die Arbeit im IRO gegeben. Das positive Feedback der Incoming-Studierenden zeigt mir, dass die Unterstützung, Begleitung und Beratung meinerseits erfolgreich geleistet wurde. Durch die Beratungstätigkeit konnte ich meine Kommunikationskompetenz in der englischen sowie türkischen Sprache ausbauen. Durch das Praktikum konnte ich zum ersten Mal die englische und türkische Sprache im Arbeitsalltag anwenden und mich in der Fachsprache erweitern. Die Beteiligung an Konferenzen, Bildungsmessen sowie Begleitung von internationalen Gästen hat mir Sicherheit in meiner Sozialkompetenz und Selbstbewusstsein gegeben. Die Organisation der Kulturausflüge hat meine Organisationsfähigkeit gestärkt.
Meine größte Motivation für dieses Praktikum war es, die internationale Umgebung in meinen Arbeitsalltag zu integrieren. Da mich mein voriger Auslandsaufenthalt in Schweden sehr bereichert hat, wollte ich Studierenden diese Erfahrung zugänglich machen. Insbesondere hatte ich Befürchtungen, Englisch in der Arbeitssprache anzuwenden. Anhand des schriftlichen und mündlichen Austauschs konnte ich diese Angst schnell überwinden. Die Arbeit im IRO hat mir neben den oben erwähnten Kompetenzen auch in praktisch-fachlichen Kompetenzen neue Lernmöglichkeiten geboten. Durch die Erfahrung im IRO habe ich einen Überblick über das Erasmus+ Programm sowie im Allgemeinen Wissen über bilaterale Austauschprogramme angeeignet. Auch wie die Pflege zu Partneruniversitäten, wie die interne Kommunikation mit anderen Abteilungen und der Austausch mit Erasmus Institutionskoordinatoren über potentielle Partnerschaftsabkommen ausschauen kann, konnte ich ‘hinter den Kulissen schauen‘. Auch durch meine Unterstützung des Recruitment Teams habe ich über Marketingstrategien Anwerbemöglichkeiten neuer internationalen Studierenden kennengelernt. Über Hochschulstruktur sowie rechtliche Grundlagen, um in einem fremden Land studieren zu können, habe ich viel gelernt.
Zusammenfassend habe ich durch mein Praktikum mein Wissen aus dem Studium praktisch anwenden können. Die kulturelle Sensibilität, professionelle Arbeit und notwendigen Softskills durfte ich mit einem Auslandspraktikum erproben. Die Arbeit im serviceorientiertem Sektor hat mir viel Freude bereitet sowie mein Interesse für diesen Karriereweg geweckt. Schon vor dem Praktikum musste ich durch meinen Fachbereich die Bestätigung im Leonardo-Büro Brandenburg nachweisen, dass das Praktikum relevant für mein Studienfach ist. Das Praktikum wird für Erziehungswissenschaften anerkannt. Auch habe ich in den deutschlandweiten Stellenausschreibungen für das International Office festgestellt, dass ein Studium in Erziehungswissenschaften vorausgesetzt werden kann.
Tipps & Links
Die Preisliste der Istanbulkarte kann man auf der IETT-Seite finden.
Als Routenplaner hat sich für mich die App „trafi“ als sehr hilfreich erwiesen. Für welche Museen die Museumskarte gültig ist und wie viel der Preis kostet, kann man auf der Website herausfinden.
Studienfach: Erziehungswissenschaft (Master)
Aufenthaltsdauer: 11/2016 - 04/2017
Praktikumsgeber: Istanbul Sehir University
Gastland:Türkei
Aktuell haben wir Kooperationspraktika in England, Polen, Spanien, Frankreich, der Türkei, Israel, Indien, Argentinien, Brasilien und Uruguay akquiriert. Von studienbezogenen Praktika bis hin zu fachübergreifenden Angeboten bieten wir Studierenden einen bunt gedeckten Tisch mit Praktika auf dem Silbertablett.
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