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Praktikum im Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo

Während meines Praktikums konnte ich erneut Einblicke gewinnen, wie ein deutsches Institut im Ausland funktioniert und welche Komponenten es beinhaltet. Mein größter Mehrwert war der Gewinn spannender und förderlicher internationaler Kontakte in unterschiedlichen Fachbereichen sowie die Möglichkeit, mich mit diesen auszutauschen und Einblicke in verschiedene berufliche Positionen zu erhalten. 


Studienfach: Digital Health MSc 

Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 09/2023

Praktikumsgeber: Deutsches Institut für Japanstudien

Gastland: Japan

1. Vorbereitung des Auslandspraktikums 

Das Land Japan hat mich aus gesundheitsperspektivischer Sicht sehr fasziniert, welches auch meinen beruflichen Hintergrund reflektiert. Darüber hinaus ist es ein Land mit einem sehr guten Ruf, das allerdings noch nicht von Touristen überrannt ist. Ich habe einen Bekannten, der Japanologie studiert hat, kontaktiert, und er hat mir diese Stelle empfohlen.

Für die Bewerbung waren ein herkömmlicher Lebenslauf und ein Motivationsschreiben erforderlich. Ein Sprachnachweis für Japanisch war nicht notwendig, allerdings wird Englisch vorausgesetzt, um eine gute Vernetzung mit internationalen Partner*innen zu gewährleisten. Da fast alle Mitarbeiter*innen entweder Deutsche sind oder zuvor in Deutschland gelebt haben, ist Deutsch die Kommunikationssprache am Praktikumsplatz. Die Kommunikation verlief durch regen E-Mail-Kontakt reibungslos. Es wurde ein Praktikumsvertrag zur Absicherung bereitgestellt, der die Dauer des Praktikums festlegt. Fragen konnten problemlos gestellt und beantwortet werden. Es gibt 1-2 Betreuer*innen für die Kommunikation, sowie Kontakt zur stellvertretenden Direktorin. Bei einem freiwilligen Praktikum liegt die Vergütung bei 450 Euro pro Monat.

Visum, Aufenthaltsgenehmigung :

Für Aufenthalte von unter 90 Tagen genügt es, einen Reisepass (der mindestens noch 6 Monate gültig ist) dabei zu haben. Es ist ratsam, diesen stets bei sich zu tragen, um Verträge abzuschließen (beispielsweise Miet- oder Vereinsverträge), sich bei Behörden oder Veranstaltungen auszuweisen und Steuerrückerstattungen beim Kauf von Konsumgütern mit einem bestimmten Gesamtwert in entsprechend gekennzeichneten Geschäften in Anspruch zu nehmen. 

 

2. Finanzierung des Auslandspraktikums

Für ein PROMOS-Stipendium wurde ich leider abgelehnt, für das man sich meistens über ein halbes Jahr im Voraus bewerben muss. Das sollte man also im Hinterkopf behalten. Jedoch habe ich ein DAAD-Stipendium für Kurzaufenthalte im Ausland erhalten (insgesamt 750 Euro). Hier kann man sich frühestens etwa 2 Monate vor Praktikumsbeginn bewerben, sowie Unterstützung von der Mobilitätsbeihilfe für die Flug- und Reisekosten (insgesamt 1200 Euro) nach der Ablehnung des PROMOS-Stipendiums erhalten. Für die Inanspruchnahme von Stipendien sollten die meisten Praktika mindestens 6 Wochen, jedoch nicht länger als drei Monate dauern, natürlich gibt es Ausnahmen. Die Kommunikation und Organisation der Stipendien verlief mit Unterstützung des International Office problemlos.

Bei meinem Werkstudentenjob habe ich für die gesamte Dauer Urlaub genommen und daher mein reguläres Gehalt weiterhin erhalten. Für die kurze Dauer habe ich bei der Unterkunft gespart und ein sehr kleines, aber ausreichendes Zimmer für 450 Euro pro Monat gefunden. Generell ist Japan nicht teurer und in einigen Aspekten sogar günstiger als Deutschland. Teuer sind meistens die Unterkunft sowie Reise-/Flugkosten. Daher würde ich mich nicht von vielen Aussagen abschrecken lassen, die behaupten, dass Japan ZU teuer ist. 

 

3. Aufenthalt im Gastland

Zahlungsverkehr, Versicherung:

Günstige Auslands- oder Reisevollversicherungen können sowohl bei staatlichen Krankenkassen als auch bei der Allianz beantragt werden, falls man die Option des DAAD nicht in Erwägung zieht. Bezahlungen für Transport, Lebensmittel, Restaurants und in anderen Geschäften können mittels Bargeld, japanischen IC-Karten wie Suica oder Pasmo (vorwiegend für Transport und Getränkeautomaten), oder Kredit- bzw. Debitkarten (hauptsächlich von Visa oder Maestro) getätigt werden. Apple Pay ist für Apple Nutzer*innen ebenfalls zu empfehlen. Diese Reihenfolge spiegelt auch die Akzeptanz bzw. Verbreitung der jeweiligen Zahlungsmethoden wider – es ist daher ratsam, immer Bargeld bei sich zu haben und sich zeitnah eine Suica/Pasmo-Karte zuzulegen (auch digital möglich), insbesondere in Tokyo ist dies empfehlenswert. 

Zimmersuche und Miethöhe:

Aufgrund der immensen Ausdehnung der Metropolregion Tokio können auch Wohnungen in den Vororten gut 1-2 Stunden von zentraleren Bezirken wie Chiyoda, Shinjuku, Shibuya oder Harajuku entfernt sein. Daher ist es sinnvoll, nach Wohnungen in diesen oder angrenzenden Bezirken zu suchen (oder nahe der jeweiligen Universität/Forschungseinrichtung). Empfehlenswert sind Angebote über AirBnB oder Sharehouse-Websites wie oakhouse.jp. Obwohl kurzfristige Anmeldungen möglich sind, ist es ratsam, sich bereits 4 Monate im Voraus um ein Zimmer zu bemühen, um nicht zunächst in einem Hostel (oder preislich schmerzhafter, einem Hotel) unterkommen zu müssen. Gleichzeitig sollte man sich auf sehr enge Wohnverhältnisse einstellen, sodass in Community-Living-Apartments 7-15 Quadratmeter für eine Gesamtmiete von 400-520 Euro (inklusive Wasser, Klimaanlage, Strom, Netzwerkanschluss) keine Seltenheit darstellen. Auch über Facebook-Gruppen können Zimmer oder Wohnungen gefunden werden. 

Verpflegung:

Grundsätzlich sind Restaurant- oder Imbissbesuche in Japan preiswerter als in Deutschland, insbesondere in traditionellen und kleineren Betrieben. Supermärkte, vor allem die größeren mit einem „Bio-Angebot“, sind eher selten anzutreffen. Stattdessen findet man kleinere Verbrauchermärkte von Unternehmen wie Lawson oder 7 Eleven, die rund um die Uhr geöffnet sind und fast überall auch ohne Navigationshilfe leicht zu finden sind. Somit variiert die Art der Verpflegung je nach Standort. In Gebieten wie Asakusa ist es aus Kostengründen ratsam, seine Mahlzeiten in kleinen Restaurants zu kaufen, während in Gebieten wie Shibuya, Shinjuku oder Chiyoda wohl Supermärkte oder Verbrauchermärkte vorzuziehen sind. Monatlich betrachtet sind die Ausgaben vergleichbar mit denen in Deutschland - doch mit einem Blick auf die Rechnungen lassen sich auch leicht Einsparungen erzielen. Externe Lieferservices wie Uber Eats verfügen in größeren Städten über ein zuverlässiges und vertrauenswürdiges Netzwerk, sind jedoch meist nur empfehlenswert, um Zeit zu sparen, und oft teurer (bis viel teurer) als andere Optionen. Vegetarische, aber vor allem vegane Ernährungsoptionen sind in Japan schwer zu finden, da diese Ernährungsweisen dort nicht verbreitet sind. Hierbei ist die App "HappyCow" definitiv zu empfehlen. Zudem ist es ratsam, nach einem Zimmer oder einer Wohnung mit einer gut ausgestatteten Küche zu suchen, um die Möglichkeit zu haben, selbst zu kochen. 

Kontakte zu Studienkollegen/innen, Freizeitgestaltung:

Der Austausch mit anderen Praktikant*innen ist durch das offene Bürokonzept für mich nahezu jederzeit möglich, und häufig nutzen wir die Mittagspausen, um gemeinsam essen zu gehen oder uns bei einem Kaffee zu unterhalten. Meine persönliche Freizeitgestaltung besteht hauptsächlich aus Spaziergängen in Parks oder Ausflügen außerhalb Tokios am Wochenende. In Japan ist es durchaus üblich, alleine essen zu gehen oder Freizeitaktivitäten alleine zu unternehmen, und diese Praxis ist in der Kultur deutlich akzeptiert. Japaner zeigen sich oft schüchtern und zurückhaltend in Bezug auf freundschaftliche Kontakte, daher sind auch Apps wie "MeetUp" empfehlenswert, um Menschen kennenzulernen. 

 

4. Zufriedenheit mit dem Auslandspraktikum

Während meines Praktikums war ein Workshop geplant, den meine Betreuerin als Koorganisatorin leitete. Daher fielen viele Aufgaben im Bereich des Projektmanagements an, die interne und externe sowie internationale Kommunikation erforderten, gutes Zeitmanagement und einen Überblick über viele inhaltliche und organisatorische Themen. Das ist in diesem Unternehmen allerdings eher unüblich, normalerweise sind Praktikant*innen mit wissenschaftlichen und Recherche-Aufgaben betraut. Ich hatte eine feste Ansprechpartnerin und eine Vertretung, falls diese nicht verfügbar war. Zudem konnte man sich immer an andere Kolleg*innen bei bestimmten Fragen oder an die stellvertretende Direktorin wenden. Durch die Projektmanagement-Aufgaben wurde deutlich, dass in der Planung noch viele Punkte unbehandelt waren, was anfangs zu Chaos und etwas Unruhe führte, sich jedoch mit der Zeit legte. Das Arbeitsklima empfand ich als sehr positiv, auch wenn es eine Homeoffice-Regelung gibt und daher nicht immer viele Leute im Büro sind, oder wenn es viele kleinere Projekte gibt und daher nicht zwangsweise Schnittstellen bestehen. Dennoch waren alle stets sehr freundlich und hilfsbereit. 

 

5. Persönlicher Mehrgewinn

Während meines Praktikums konnte ich erneut Einblicke gewinnen, wie ein deutsches Institut im Ausland funktioniert und welche Komponenten es beinhaltet. Mein größter Mehrwert war der Gewinn spannender und förderlicher internationaler Kontakte in unterschiedlichen Fachbereichen sowie die Möglichkeit, mich mit diesen auszutauschen und Einblicke in verschiedene berufliche Positionen zu erhalten. Mein sehr geringes Japanisch konnte ich in meiner Freizeit etwas verbessern. Bei hoher Motivation wird auch Unterstützung von der Organisation angeboten.  Obwohl Tokyo die größte Weltmetropole ist, scheint das Chaos sehr gering zu sein. Die Menschen sind alle sehr höflich und achten aufeinander. Zudem ist es meist deutlich leiser als in Ländern der westlichen Kultur. Das Essen ist meist exzellent, allerdings nicht so gesund wie erwartet, und eine vegane Ernährung zu finden, ist unglaublich schwierig. Für meinen Studiengang gab es keinen direkten Mehrwert, jedoch stellte es auch eine persönliche Herausforderung dar, so weit ins Ausland zu gehen, in dem man weder die Sprache sprechen noch lesen kann. Dank des Internets war jedoch vieles sehr gut machbar. 

 

6. Resümee, abschließende Tipps und hilfreiche Links

Die Infrastruktur in Tokyo ist herausragend, weshalb der U-Bahn- und Busverkehr für die gesamte Kanto-Region gegenüber anderen Verkehrsmitteln zu bevorzugen ist (auf diese Verkehrsmittel bezieht sich auch die oben genannte Schätzung). Obwohl kürzere Strecken teilweise leichter mit Fahrrädern zurückzulegen wären, ist es schwierig, in Tokyo eine preiswerte, langfristige Mietmöglichkeit zu finden. Unternehmen wie Bolt bieten neben Rollern auch Klappfahrräder für begrenzte Strecken an, und einige Sharehouses stellen sie ebenfalls zur Verfügung. Die Stoßzeiten an Wochentagen liegen etwa zwischen 8-9 und 17-19 Uhr. In den letzten Jahren haben wohngemeinschaftliche Verhältnisse an Popularität gewonnen, die von Firmen wie Oakhouse angeboten werden und neben geteilten Bädern und Küchen oft auch zusätzliche Räumlichkeiten, Veranstaltungen und eine engagierte Community mit sich bringen. Verträge sind ab einem Monat Aufenthalt zu den oben genannten Preisen abschließbar. Geschlechtertrennung erfolgt zumindest etagenweise, vor allem bei größeren Community Living Apartments/Einrichtungen (viele Einrichtungen sind auch ausschließlich für Frauen). Richtige Sportzentren findet man vor allem in Tokyo, beispielsweise das Gold’s Gym. Monatsbeiträge liegen zwischen 3500 und 7500 Yen (22-47€, August 2023) bei einer Vertragslänge von mehr als zwei bis drei Monaten (anbieterabhängig). Alles darunter geht nur bis zu Zwei-Wochen- oder Ein-Monat-Karten, die bei 7500 Yen beginnen und bei 20000 Yen (127€) enden. Damit ist ein mittelfristiger Vertrag, vor allem bei einer Frequenz von weniger als drei Mal wöchentlich in Japan finanziell sehr unattraktiv. Vereinzelt findet man in größeren Ketten Ticket-Automaten (ähnlich gestaltet wie Getränkeautomaten), die unterschiedliche Tagesangebote haben (abhängig vom Umfang der Nutzung der Räumlichkeiten). Zu empfehlen sind der Shinjuku Gyoen (Eintritt 500 Yen/3€), der Yoyogi (kostenlos) und der Kokyogaien Park. Außerhalb Tokyos lohnt sich ein Ausflug nach Oku-Tama, oder an den Stationen davor auszusteigen und am Tama-Fluss oder in den Bergen eine Wanderung zu unternehmen.

Studienfach: Digital Health MSc 

Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 09/2023

Praktikumsgeber: Deutsches Institut für Japanstudien

Gastland: Japan