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Praktikum bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Ramallah

Sich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zu bewähren, kann sich unter Umständen als vorteilhaft für die spätere Karriere erweisen, da die Stiftung ein sehr umfangreiches Büronetzwerk hat, in Deutschland viele Mitarbeiter beschäftigt und Perspektiven bietet.


Studienfach: Politikwissenschaften (Master)

Aufenthaltsdauer: 04/2018 - 06/2018

Praktikumsgeber: Konrad-Adenauer-Stiftung

Gastland:Israel

Vorbereitung des Auslandspraktikums

Die Region hat mich seit jeher fasziniert, daher habe ich zielgerichtet bei den politischen Stiftungen im Nahen Osten nach Praktika gesucht. Die Ausschreibungen für Praktika sind auf den entsprechenden Internetseiten der jeweiligen Büros (Konrad-Adenauer-Stiftung Ramallah) zu finden. Für die Bewerbung sind bei nahezu allen Büros die üblichen Unterlagen einzureichen (Anschreiben, CV, Zeugnisse). Die Kommunikation mit der KAS in Ramallah verlief im weiteren Verlauf auf Deutsch und einige Tage nach dem Skype-Interview erfolgte die Zusage. Zeitnah erhielt man auch ein Einladungsschreiben, das man bei der Einreise in Israel vorlegen muss. Die Kontrolle über die Grenzen zum Westjordanland liegt auch, wenn man aus Jordanien einreisen will, bei den israelischen Behörden.

Auch wenn nicht wirklich eindeutig geregelt ist, welche Unterlagen man vorlegen muss, empfiehlt es sich, möglichst viele Unterlagen (Rückflug, Hotel etc.) bereit zu halten, da man gerade bei Angabe eines Ziels im Westjordanland intensiv durch israelische Behörden befragt werden kann. In meinem persönlichen Fall war die Einreise nach Israel selbst zwar äußerst unproblematisch. Da ich aber mit der israelischen Airline El Al anreiste, wurde ich bereits vor dem Abflug nach Israel zwei Stunden befragt oder verhört. Sollte jemand sichtbar propalästinensisch aktiv gewesen sein und in Israel bereits aufgefallen sein, kann es sein, dass es hier und bei der Einreise in Israel erhebliche Probleme gibt. Grundsätzlich empfiehlt es sich für die Anreise eine andere Airline zu wählen. Nach Ankunft erhielt und unterzeichnete ich den deutschsprachigen Vertrag, in dem Stundenzahl, Vergütung und Aufgabenbereich grob festgelegt waren.

Finanzierung

Bezüglich der Finanzierung ist des Auslandsaufenthalts sollte man sich möglichst frühzeitig kümmern. Wenn möglich sollten einem die verschiedenen Möglichkeiten samt Anforderungen bereits vor der Bewerbung bekannt sein, sodass nach einer Zusage nur noch die Unterlagen vorbereitet und eingereicht werden müssen. In meinem konkreten Fall kam das Promos-Stipendium in Frage, da es sich um ein Praktikum im Rahmen des Studiums aber außerhalb der Europäischen Union handelt. Hier musste eine Vielzahl von Unterlagen eingereicht werden, was auf der entsprechenden Internetseite nachgelesen werden kann. Auch ein Empfehlungsschreiben eines Hochschuldozenten ist hierfür erforderlich.Auch die Seiten der diversen Stiftungen sollte man sicherheitshalber konsultieren, wobei mir persönlich nicht bekannt ist, dass diese eine Förderung ausschließlich für Auslandsaufenthalte anbieten. Als alternatives Finanzierungsmodell bietet sich auch ein Studienkredit der KfW an, die zinsgünstige Darlehen für Studenten bietet. Auch hier muss viel eingereicht werden. Mir wurde ein Promos-Stipendium erst nachträglich bewilligt, sodass mein Aufenthalt in erster Linie durch persönliche Rücklagen und die KfW finanziert wurde.

Aufenthalt im Gastland

Die Wohnungssuche vor Ort gestaltet sich meines Erachtens relativ einfach. In einschlägigen     Facebookgruppen (Secret of Ramallah; Secret of Ramallah and East Jerusalem) gibt es eine     Vielzahl von Angeboten, die sich meist zwischen 200 und 300 Dollar im Monat bewegen. Die Kontaktaufnahme erfolgt im Regelfall in Englisch, was meistens ganz gut funktioniert, da viele junge Leute sehr gutes oder zumindest gut verständliches Englisch sprechen. Der Standard der Wohnungen schien mir teilweise allerdings deutlich niedriger als in Deutschland, sodass ich mich letztlich für ein teures Zimmer für 330$ im Monat (mit Nebenkosten) entschied. Die Lage war zentral neben der großen Moschee und die Mitbewohner waren eigentlich alle Internationals. Der Vermieter vermietet seit Jahren in erster Linie an Internationale und hat bei Problemen und Wünschen stets sehr schnell und unkompliziert reagiert. Gerne gebe ich auf konkrete Anfrage seine Kontaktdaten raus. Bei manchen Vermietern muss die Miete meines Wissens in Dollar oder Jordanischen Dinar gezahlt werden, dies sollte man vorher klären und, wenn zwei Möglichkeiten geboten werden, auf den Wechselkurs geachtet werden. Sollte man im Winter in Ramallah sein, sollte man vorher erfragen, wie es mit der Heizung aussieht, da es wirklich sehr kalt werden kann und viele Häuser keine Zentralheizung haben.

Die Lebenshaltungskosten in Ramallah sind meines Erachtens höher als in Deutschland oder zumindest gleichwertig, was bei einem viel niedrigen Lohnniveau durchaus kritisch zu bewerten ist. Sehr günstig sind Brot, Wasser und Früchte. Das Preisniveau bei Kosmetika und anderen Artikeln ist allerdings höher. Klassische Supermärkte sind eher die Ausnahme als die Regel. Sehr teuer sind die Getränke in Bars: für ein Bier zahlt man gut und gerne 5-7 Euro. Es gibt sehr viele kleine Kioske, die wohl am ehesten mit „Spätis“ wie in Berlin oder anderen Städten vergleichbar sind und frische Früchte oder Saftbars gibt es eigentlich an jeder Ecke.

Sehr günstig ist meines Erachtens der Transport. Der ÖNPV im Westjordanland wird in erster Linie durch sogenannte „Service“ (gesprochen „Servees“, in Israel: Sherut) gewährleistet. Das sind gelbe Sammeltaxis mit 9 oder mehr Sitzen, die an festen Punkten stehen und feste Routen zu festen, sehr erschwinglichen Preisen abfahren. Abgefahren am Startpunkt wird, wenn das Sammeltaxi voll ist. Kennt man sich ein bisschen aus, ist dies definitiv der beste Weg. Bei normalen Taxis und vor allem für längere Strecken gilt, wie immer, den Preis vorher abzusprechen und ggf. zu verhandeln, kennt man sich nicht aus, wird man hier gerne mal über den Tisch gezogen. Bei Sammeltaxen ist es mir zwar nie passiert, dennoch würde ich sicherheitshalber vorm Zusteigen immer nachhaken.

Nach Jerusalem („arabischer Busbahnhof am Damaskustor) oder zumindest zum Checkpoint (dem Übergang nach Israel) fährt auch ein Linienbus. Manchmal fährt er die ganze Strecke, manchmal hält er vor oder nach dem Checkpoint (Qalandyia) an. Es empfiehlt sich, gerade wenn man Gepäck hat, nicht den Fußgängerübergang vom Westjordanland nach Israel oder umgekehrt zu nutzen, da die ganze Anlage und die stählernen Drehtüren nur bedingt Raum für Koffer oder ähnliches bieten. Die Busse halten aber zumindest von Ramallah aus fast immer auf der israelischen Seite, wo man dann in aller Regel in einen anderen Bus zum Damaskustor umsteigen kann und Gepäck dadurch problemlos mitnehmen kann. In die andere Richtung enden die Busse manchmal bereits auf der israelischen Seite. Dies kann man aber relativ einfach erfragen.

Bezüglich der Freizeitaktivitäten kann sagen, dass es eine Vielzahl von Bars gibt und dass durchaus ein Nachtleben (mit Alkohol) vorhanden ist. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass man in einem islamischen Land lebt. Konzerte und dergleichen sind mir persönlich nicht ins Auge gefallen, auch wenn es wohl hin und wieder Events und mindestens ein großes Kino gibt. Fitnessstudios und andere Sportmöglichkeiten waren nur bedingt vorhanden und in aller Regel sehr teuer. Angesichts der umfangreichen Geschichte der Region sollte dies allerdings nur bedingt ein Problem darstellen. Ramallah an sich ist relativ liberal, da es sehr viele Expats gibt. In Nablus oder Hebron sind weite Teile der Gesellschaft wesentlich konservativer.

Für die Geldgeschäfte empfiehlt es sich, nicht bei x-beliebigen Geldautomaten abzuheben, sondern sich auf eine Filiale oder Geldautomaten der Palestine National Bank am zentralen „Manara-Square“ zu beschränken. Beachtenswert ist, dass es ein relativ niedriges Auszahlungslimit gibt, sodass man beispielsweise die Miete in mehreren Schritten abheben muss. Diese Bank erhebt pauschal eine Abhebungsgebühr von etwa 2 Euro. Falls man Dollar hat oder Dollar/Dinar für die Miete braucht, bietet sich eine der zahlreichen Wechselstuben an, in denen man auch einen ordentlichen Kurs bekommt.

 

Zufriedenheit mit dem Praktikum

Das Praktikum bei der KAS war meines Erachtens sehr interessant. Die Aufgaben schlossen dabei nicht nur die Recherche zu verschiedenen Themen, die Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen und die Übersetzung von Texten ein. Für mich war es nach zahlreichen anderen Praktika fast unerwartet, dass man relativ frei war und viel in Eigenverantwortung erledigen durfte. In meinen konkreten Fall die eigenständige Vorbereitung eines Besuchs des Teams in Yad Vashem oder die Vorbereitung (Recherche und Erstellung eines Entwurfs) eines Länderberichts zur Rechtsstaatlichkeit in den Palästinensischen Gebieten. Besonders interessant und faszinierend war für mich die eigenständige Teilnahme als Beobachter an einigen Veranstaltungen und die damit einhergehende Gruppenarbeit mit einem der führenden Sicherheitsexperten Israels und anderen hochrangigen Forschern oder das Gespräch mit Vertretern von der Organisation Breaking the Silence.

Am Ende des Praktikums steht für mich vor allem die interessante Erfahrung in einer faszinierenden Region gearbeitet zu haben und durch persönliche Gespräche mit Palästinensern und Israelis mehr Verständnis für die Komplexität der Region und neue Freunde gewonnen zu haben. Inwieweit sich das Praktikums als vorteilhaft bei der Berufswahl erweist, vermag ich noch nicht zu bewerten. Grundsätzlich zeigt der Aufenthalt vor Ort jedoch Internationalität und Flexibilität. Meine Sprachkenntnisse des Englischen haben sich trotz des Aufenthalt und der die Tatsache, dass Englisch und Deutsch in aller Regel die Arbeitssprachen im Büro waren, nur bedingt verbessert. Mein Arabisch reicht mittlerweile, um Preise oder ähnliches zu erfragen. Dies war vorher nicht der Fall.

Probleme gab es keine nennenswerten. Bei einem Aufenthalt sollte man nicht vergessen, dass man sich in einem islamischen Land mit anderer Kultur bewegt. Als Mann hatte ich hierbei allerdings keine großen Probleme und habe mich nie bedroht gefühlt. Wie die Situation für Frauen ist, kann ich aus offensichtlichen Gründen nicht exakt einschätzen. Die Regeln sind in jedem Fall strikter. So sollte man als Frau auf der Straße nicht rauchen und vielleicht nachts nicht unbedingt alleine rumrennen. Die Menschen sind unfassbar gastfreundlich und ich wurde regelmäßig von wildfremden Menschen eingeladen. Gerade als Deutscher sollte man sich aber darüber im Klaren sein, dass man gerade von Älteren manchmal auf Hitler angesprochen wird.

Resümee, abschließende Tipps und hilfreiche Links

Abschließend würde ich sagen, dass ich das Praktikum trotz meines verhältnismäßig fortgeschritten Studiums wieder machen würde. Angesichts des Aufgabenbereichs, der den meisten im Bereich Public Affairs ähnelt, rate ich allerdings, das Praktikum am besten schon am Ende des Bachelors zu machen, um dies später bei Interesse für einschlägige umfangreichere Praktika oder einschlägige Master (Arabistik o.Ä.) als Beleg verwenden zu können. Sich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zu bewähren, kann sich unter Umständen als vorteilhaft für die spätere Karriere erweisen, da die Stiftung ein sehr umfangreiches Büronetzwerk hat, in Deutschland viele Mitarbeiter beschäftigt und Perspektiven bietet.
Das Umfeld war gewöhnungsbedürftig aber hochinteressant, wobei ich zugegebenermaßen auch während des Ramadans da war. Ein Erlebnis, aber vor allem eine Umstellung. Am eindrücklichsten war aber das zumindest für Westler relativ uneingeschränkte Leben in Ramallah, trotz des immerwährenden Konflikts mit den Israelis. Man wird sich, ohne allzu pathetisch klingen zu wollen, aber auch des eigenen Glücks bewusster, wenn man einfach mit dem Pass wedelt und, Befragungen mal ausgenommen, ein- und ausreisen kann, wie man will, während die eigenen palästinensischen Freunde nicht mal ins 15 Kilometer entfernte Jerusalem dürfen.

Zur Vorbereitung:
-    sich so früh wie möglich um alles kümmern (Impfungen ggf. nicht vergessen)
-    Plan A,B und C zur Finanzierung haben
-    google, wikitravel, facebook und die Internetseiten des AAs konsultieren, um auf alles vorbereitet zu sein
-    vielleicht Kontakt zu den Vorgängerpraktikant*innen aufnehmen
-    Arabisch zumindest bruchstückhaft lernen und, wenn die Zeit drängt, direkt mit dem lokalen Dialekt anfangen (die Hochsprache erwies sich wie erwartet nur als bedingt hilfreich). Als Tipp vielleicht „learn Arabic with Maha“ auf youtube.com (sie geht auf die Hochsprache und aber vor allem auf den palästinensischen Dialekt ein)
Wichtig: Zahlen sollte man kennen und einfache Konstrukte wie (Wo ist das Taxi nach Bethlehem? Wie viel nach Jericho)
-    Nicht mit EL Al fliegen, da diese sehr hellhörig sind und ein Aufenthalt in Ramallah durchaus zum zweistündigen Verhör in einem Kämmerchen am Flughafen führen kann


 


Studienfach: Politikwissenschaften (Master)

Aufenthaltsdauer: 04/2018 - 06/2018

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