Praktikum im Research ICT Africa
Insgesamt hat mir das zweimonatige Praktikum in Südafrika viel gebracht. Ich habe vor allem viel für meine wissenschaftliche Arbeit lernen und meine Masterarbeit bereits anstoßen können. Zudem hat mir die Arbeit in einem Think Tank des Globalen Südens sensibler für deren Perspektiven im Bereich der Digitalisierung gemacht und ich werde dies auch weiter in meine Arbeit integrieren.
Vorbereitung
Während des ersten Jahrs meines Masterstudiums entschied ich mich dazu, statt eines Auslandssemesters ein Auslandspraktikum zu organisieren. Davon versprach ich mir, nochmals zusätzliche Arbeitserfahrung sammeln zu können und dies gleichzeitig mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden. Die Suche für einen Praktikumsgeber startete mit einer groben Idee, was ich denn machen will: Ich möchte wissenschaftlich zu Digitalpolitik im internationalen Bereich arbeiten. Diese Idee diskutierte ich mit Bekannten und kam so an einen Kontakt in Lateinamerika, die in diesem Bereich arbeitete. Allerdings stellten sich Sprachkenntnisse schnell als limitierender Faktor heraus, sodass wir gemeinsam nach Organisationen auf dem afrikanischen bzw. asiatischen Kontinent suchten. Ich identifizierte drei vielversprechende Organisationen und schrieb diese mit einem kurzen Anschreiben und Lebenslauf an. Zwei davon meldeten sich und eine Organisation war interessiert. Nach längerem E-Mail-Kontakt hatte ich ein Videogespräch im September mit der Geschäftsführerin und wir finalisierten die Rahmenbedingungen für das Praktikum. Ab November kümmerte ich mich um eine Wohnung, Flug etc. und stand auch in der Zeit mit der Organisation in Kontakt, um diese über die neusten Entwicklungen zu informieren. Dadurch war ich mir sicher, dass das Praktikum im Februar zu Stande kommen würde, auch wenn ich noch keinen Praktikumsvertrag hatte.
Finanzierung
Es war schnell klar, dass mein Praktikumsgeber in Südafrika nicht in der Lage sein würde, mir ein Gehalt zu zahlen. Deswegen habe ich mich um das PROMOS Stipendium der Universität Potsdam beworben, um zumindest einen Teil meiner Ausgaben decken zu können. Die Bewerbung fand bereits im November statt und man benötigte ein Motivationsschreiben, in welchem man die Notwendigkeit und Passgenauigkeit des Praktikums beschrieb. Außerdem brauchte man eine unterschriebene Bestätigung des Praktikumsgebers, welches es auch für mich nochmal erleichterte, mit meiner Partnerorganisation in Kontakt zu kommen und mehr Sicherheit zu haben, dass das Praktikum auch stattfinden würde. Das PROMOS Stipendium deckte nicht alle Kosten ab, da vor allem die Flug- und Unterkunftskosten sehr hoch waren. Den Rest bezahlte ich mit angesparten Rücklagen selbst und sah es als Investment in meine Weiterbildung.
Aufenthalt im Gastland
Zunächst versuchte ich im Gastland eine Wohnung für Studierende zu bekommen, allerdings waren diese oft auf Austauschstudierende zugeschnitten. Der Einfachheit halber, entschied ich mich für jeweils einen Monat ein Zimmer auf AirBnB zu mieten. Das gab mir die Sicherheit bereits vor Ort eine Wohnung zu haben, war aber sicherlich nicht die günstigste Option. Die Lebenshaltungskosten in Südafrika sind günstiger, aber nicht sehr günstig. Vor allem Lebensmittel im Supermarkt sind auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland, dafür ist Essen gehen allerdings mit weniger Kosten verbunden. Ein hoher Kostenpunkt waren Transportkosten, da ich aufgrund der Sicherheitssituation hauptsächlich Uber zur Fortbewegung zwischen Arbeit und Zuhause sowie für Freizeitaktivitäten verwenden musste. Öffentliche Verkehrsmittel sind wenig ausgebaut und werden nicht empfohlen, obwohl ich Leute kennenlernte, die diese nutzten. In Südafrika kann man nahezu alle Transaktionen mit Kartenzahlung machen und benötigt kein Bargeld, was es sehr einfach machte. Da ich in Kapstadt wohnte waren die meisten Freizeitangebote Outdoor-Aktivitäten wie wandern, surfen und am Strand sein. Für die meisten Hobbys habe ich die in Kapstadt sehr aktive Digital Nomads Community genutzt, um nicht allein, sondern in der Gruppe unterwegs zu sein.
Zufriedenheit mit dem Auslandspraktikum
Insgesamt bin ich zufrieden mit meinem Auslandspraktikum. Insbesondere hat mir die thematische Arbeit zu Künstlicher Intelligenz, Regulierung von Plattformen sowie Desinformation im digitalen Raum gefallen. Die Arbeit im Team an einem gemeinsamen Ergebnis, z.B. ein Blog-Artikel, eine eigentliche Veröffentlichung oder ein Journal-Artikel hat mir nochmals die Signifikanz von gut aufgesetzten Prozessen verdeutlicht. Ich habe besonders viel über das Schreiben als wissenschaftliche Tätigkeit lernen dürfen. Die Betreuung während des Praktikums war gut, da ich einen Hauptansprechpartner hatte, mit dem ich Fragen und Ideen besprechen konnte. Insgesamt war das Betriebsklima allerdings weniger teamorientiert. Ich hatte das Gefühl, dass das hauptsächlich an schlecht aufgesetzten, internen Arbeitsprozessen sowie einer sehr kurzfristig orientierten Arbeitsweise lag, die zu konstantem Stress führten. Leider führten diese Prozesse auch zu Misserfolgen meinerseits durch die ich aber erkannt habe, wie wichtig es für ein Unternehmen ist, seine Mitarbeitenden klare Kommunikationsstrukturen und Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.
Persönlicher Mehrgewinn
Ich habe insgesamt durch das Praktikum viel für mich mitnehmen können und bin mir sicher, dass es mich in meiner universitären und beruflichen Laufbahn weitergebracht hat. Zum einen habe ich viele fachliche Erkenntnisse über die internationale Digitalpolitik gewinnen können und habe in diesem Bereich eine eigene Expertise aufbauen können. Dadurch, dass mein Praktikum auch in meinem Studium anerkannt werden kann, ist es auch ein weiterer Baustein zu einem erfolgreichen Masterabschluss. Die Arbeit auf Englisch – sowohl im mündlichen Kontakt mit Kolleg*innen als auch schriftlich in der Form von Artikeln – hat mich nochmal sicherer im Umgang mit der wissenschaftlichen Sprache gemacht. Durch das Praktikum habe ich außerdem herausfinden können, dass eine wissenschaftliche Karriere durchaus eine gute Option für mich sein könnte.
Resümee, abschließende Tipps und hilfreiche Links
Insgesamt hat mir das zweimonatige Praktikum in Südafrika viel gebracht. Ich habe vor allem viel für meine wissenschaftliche Arbeit lernen und meine Masterarbeit bereits anstoßen können. Zudem hat mir die Arbeit in einem Think Tank des Globalen Südens sensibler für deren Perspektiven im Bereich der Digitalisierung gemacht und ich werde dies auch weiter in meine Arbeit integrieren. Der Zeitraum zwischen den Semestern war zwar etwas stressig, da ich Verpflichtungen aus dem vorherigen Semester von Südafrika aus erfüllen musste, allerdings waren die zwei Monate ideal, um einen kurzen Einblick zu erlangen.
Studienfach: Internationale Beziehungen (Master)
Aufenthaltsdauer: 02/2023 - 03/2023
Praktikumsgeber: Research ICT Africa
Gastland:Südafrika