Zum Hauptinhalt springen

Computergestützte Eignungsprüfungen für philologische und lehramtsbezogene Studiengänge*

DR. DAVID PRICKETT UND CHRISTOPH LEHKER, Zentrum für Sprachen und Schlüsselkompetenzen (ZESSKO)

Ausgangslage

Jährlich bewerben sich ungefähr 300 Studieninteressierte um einen Studienplatz im Fach Englisch auf Lehramt oder im Zweifach-BA Anglistik/Amerikanistik am Institut für Anglistik und Amerikanistik an der Universität Potsdam. Eine der Zulassungsvoraussetzungen zu diesen Studiengängen ist ein Nachweis der Sprachkompetenz. Falls Studienbewerber*innen keinen der anerkannten Nachweise der Sprachkompetenz vorweisen können, dürfen sie an der Eignungsprüfung Englisch des Instituts für Anglistik und Amerikanistik teilnehmen, die in Zusammenarbeit mit dem Sprachbereich Englisch/Philologie (Zessko) jedes Jahr im Sommersemester durchgeführt wird.
Die Eignungsprüfung Englisch war bislang mit einem sehr hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Testbögen für die Prüfung und Anmeldeformulare für die Zustellung der Bescheinigungen mussten vorbereitet werden. Die Prüfungsergebnisse mussten ausgewertet, digitalisiert und rechtzeitig an das Sekretariat des Instituts für Anglistik und Amerikanistik übergeben werden, damit dort die Bescheinigungen manuell ausgestellt und per Post an die Bewerber*innen geschickt werden konnten.

Ziele

Durch den Einsatz einer technischen Lösung sollte zum einen der Korrekturaufwand entscheidend reduziert werden, sodass die Studienbewerber*innen schneller ihr Ergebnis erfahren. Zum anderen sollten Bewertungsfehler ausgeschlossen werden, um die Objektivität der Bewertung und die Reliabilität der gesamten Prüfung zu gewährleisten.

Lösung

Nach der Klärung rechtlicher Fragen zur Durchführung elektronischer Eignungsprüfungen und zur Gültigkeit rein digital versandter Bescheinigungen mit dem D 2 wurde die Eignungsprüfung für Englisch in Moodle.UP entwickelt und im Sommersemester 2013 eingeführt.
Obwohl die genannten Ziele damit erreicht werden konnten, blieb der administrative Aufwand hoch. Das ZIM musste Gast-Accounts und Passwörter für die Studienbewerber*innen erstellen, die am Prüfungstermin ausgegeben wurden. Die Anmeldung zur Prüfung erfolgte über ein Datenbanksystem am Zessko. Die Bescheinigungen über das persönliche Prüfungsergebnis wurden am Institut für Anglistik und Amerikanistik erstellt und versandt.
Da die Datenverarbeitung rund um die Prüfung infolge der Nutzung verschiedener technischer Systeme fehleranfällig blieb, prüfte das ZfQ/Lehre und Medien in Kooperation mit dem ZIM die Möglichkeit, alle Schritte der Datenverwaltung in Moodle.UP zu integrieren. Dies war insbesondere auch deshalb notwendig, weil ab Sommersemester 2019 weitere Eignungsprüfungen für Studiengänge der Klassischen Philologie (Latein), der Romanistik (Französisch, Italienisch, Spanisch) und der Slavistik (Polnisch, Russisch) eingeführt wurden und damit die Menge der zu verwaltenden Daten beträchtlich stieg.
Im Mai 2019 konnte diese Lösung erstmals in der Praxis umgesetzt werden. Seitdem sind alle Schritte von der Einrichtung eines persönlichen Nutzer-Accounts für Studieninteressierte, über die Anmeldung zu den Eignungsprüfungen, die Durchführung der eigentlichen Prüfung bis hin zur Erstellung der abschließenden Bescheinigungen in Moodle.UP integriert. Dies hat die Durchlaufzeiten und die Fehleranfälligkeit der Verarbeitung entscheidend gesenkt.

Herausforderungen für die Entwicklung von E-Prüfungen

Bei der Umstellung von einer papier- auf eine computerbasierte Prüfung stößt man möglicherweise auf unvorhergesehene Arbeitsschritte. Die „Kosten“ des Change-Managements sind deshalb nicht zu unterschätzen. Neben der Erstellung der Prüfungsfragen sind oft weitere Prozesse und Arbeitsabläufe anderer Personen betroffen. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten alle Beteiligten gemeinsam die Verantwortungsbereiche festlegen.

Ausblick

E-Assessment gilt an der Universität Potsdam als ein Element für die strategische Weiterentwicklung von Studium und Lehre. Dessen Erfolg hängt maßgeblich von der Akzeptanz der eingesetzten Instrumente und Verfahren bei allen Beteiligten ab. Deshalb benötigen sowohl Lehrende als auch Mitarbeitende aus Technik und Verwaltung in den beteiligten Einrichtungen ausreichend Gelegenheit, sich in dieser Thematik fortzubilden und einzuarbeiten. Ihre Fragen und ihre Bedenken zu diesem Arbeitsfeld sind ernst zu nehmen, damit sich die Potentiale von E-Assessment in der Praxis entfalten können. Im E-Assessment-Projekt wird daher an einer E-Assessment-Strategie sowie an einer konkreten Planung und Umsetzung didaktischer, organisatorischer, rechtlicher und technischer Maßnahmen an der Universität Potsdam gearbeitet, um E-Assessment bedarfsorientiert und ganzheitlich entlang aller Phasen des Student-Life-Cycle einzuführen

PDF zum herunterladen

* Lehramtsbezogene Studiengänge siehe https://www.uni-potsdam.de/de/studium/zugang/vor-bewerbung-immatrikulation/ep-efp.html