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Buchtipp Winter 2024/25


Cover zeigt Zeichnung von zwei schreibenden Händen, die sich gegenseitig Hemdmanchetten zweichnen
Source: utb

Kreatives Schreiben
Eine Einführung

 

 

Ruf, Oliver
2016, A. Francke Verlag, 303 Seiten
ISBN: 978-3-8252-3664-9

Als E-Book über den OPAC verfügbar.


Die Beziehung von Kreativität und wissenschaftlichen Arbeiten birgt einige Unklarheiten. Einerseits scheint man sich kreativ auf Probleme beziehen zu müssen, um sie neu, frisch und damit konstruktiv bearbeiten zu können; andererseits besticht gerade Wissenschaftlichkeit durch Kriterien wie Nachvollziehbarkeit, Formalität, Notwendigkeit – also Kriterien, die schnell das Gefühl verleihen, so schnell wie möglich alle kreativen Ansprüche und Ideen aus dem eigenen Schreibprozess herauskürzen zu müssen.

Gerade diesem ungeklärten Verhältnis widmet sich Oliver Ruf in seinem Buch Kreatives Schreiben. Anstatt sich aber darauf zu beschränken, verfolgt er vielmehr eine noch größere und allgemeinere Zielsetzung: eine „einführende Darstellung des Kreativen Schreibens“ (S. 12). Und genau das liefert er auch.

Dabei führt er durch verschiedene Teilbereiche hindurch: (1) die Begriffsbestimmung des Kreativen Schreibens; (2) die geschichtliche Einordnung des Kreativen Schreibens; (3) die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen der Theorie des Kreativen Schreibens, sowie (4) der Kreativen Schreibpraxis (so z. B. Schreibformen, oder auch Unterrichtsformate); (5) die explizite Besprechung des Kreativen Schreibens in Schule, Universität und Wissenschaft; (6) die Ausleuchtung der Möglichkeiten Kreativen Schreibens als Beruf und (7) die möglichen Verbindungspunkte des Kreativen Schreibens und der Literaturwissenschaft. Seine Darstellungen sind dabei, wie es die umfangreiche Gliederung bereits andeutet, vor allem eins: extrem reichhaltig. Hier ist wirklich für jede/n Interessierte/n etwas dabei, ganz egal, warum man sich für das Kreative Schreiben interessiert – das wird noch dadurch enorm unterstützt, dass seine Besprechung von relevanten Theoretikern oft durch einführende Texttäfelchen begleitet ist, die die besprochenen Personen voraussetzungsfrei einführen. Man lernt an allen Ecken und Enden etwas dazu und so ist dieses Buch tatsächlich genau, was es verspricht: eine Einführung1.

Für Studierende könnte dabei wahrscheinlich sein fünfter Gliederungspunkt am interessantesten sein, führt er auch auf die am Anfang gestellte Frage zurück. Also was sagt denn Ruf zu der in Frage stehenden Verbindung aus Kreativität und Wissenschaft? Extrem kurzgefasst, versteht Ruf unter jedem Schreiben, auch und gerade dem wissenschaftlichen, einen Kommunikationsakt – dabei gibt es jedoch Sachverhalte, die, um kommuniziert werden zu können, einer Literarizität und damit Kreativität bedürfen. So ist Wissenschaft oft notwendig mit Kreativität verbunden. Es kann also nicht um eine Abgrenzung von Kreativität gehen, um Wissenschaft zu definieren, vielmehr muss sich Wissenschaft oft explizit um eine gelungene Integration von Kreativität bemühen; die Aufgabe ist es gerade diese Integration richtig auszuloten.

Rezensiert von Louis Jasch, Dezember 2024

 

 

1 Der in dieser Hinsicht festgestellte Wert dieses Buches wird nicht zuletzt davon bezeugt, dass es mit einem 37-seitigen (!) Literaturverzeichnis schließt. Nicht nur kann man sich durch Ruf so wunderbar einführen lassen, man hat auch bereits unendliche Verweise zur Hand, wie man diese Einführung in einer spezifischen Richtung ausbauen kann.

Cover zeigt Zeichnung von zwei schreibenden Händen, die sich gegenseitig Hemdmanchetten zweichnen
Source: utb