Schülerfirma
Projekte und Zukunftswerkstätten sind wichtige und einflussreiche Unterrichtsmethoden in der ökonomischen Bildung, doch nehmen sie nicht den Stellenwert ein wie eine Schülerfirma. Hier besteht klar eine Interaktion zwischen Form und Inhalt bzw. Theorie und Praxis der ökonomischen Bildung.
So kann gesagt werden, dass Schülerfirmen grundlegende Voraussetzung für eine arbeitsorientierte Bildung sind, denn durch die Beteiligung an einer Schülerfirma werden grundlegende Kenntnisse über den Arbeitsprozess von Wirtschaftsunternehmen präsentiert. Hier wird vermutlich ein großer Beitrag für die spätere Berufswahl gelegt.
Einteilung nach Schultyp:
- Gymnasien: Schülerfirma als Neigungsangebot (organisatorischer Hintergrund)
- Gesamtschulen: Schülerfirmen als Teil des regulären Unterrichts
- Realschulen: Schülerfirma nur im Wahlpflichtunterricht
- Hauptschulen: Schülerfirma nur im Wahlpflichtunterricht
- Sonderschulen: Schülerfirma nur im Wahlpflichtunterricht
Ziele (nach Mathes 2013):
1. Förderung eines unternehmerischen Geistes als wirtschaftspolitisches Ziel
Durch die von der Europäischen Union gegründete Fördergruppe „Education for Entrepreneurship“ wird ein starker Fokus darauf gelegt den unternehmerischen Geist zu entwickeln und zu fördern, da in Europa mehr neue Firmen und Unternehmen gebraucht werden.
Um dieses Ziel in die Tat umsetzen zu können eignen sich Schülerfirmen hervorragend, da hier durch Eigeninitiative, Mitverantwortung und Kreativität Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit gelegt werden.
2. Orientierung in der Berufs- und Arbeitswelt
Die Idee zur Gründung einer Schülerfirma und deren Umsetzung soll als Orientierungshilfe für die Berufs- und Arbeitswelt dienen und erste Einblicke ermöglichen. Neben diesen Erfahrungssammlungen lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche berufliche Tätigkeitsfelder kennen.
Des Weiteren wird präsentiert, welche Anforderungen womöglich in der Zukunft von Ihnen verlangt werden. Es erfolgt eine Verbesserung der Chancen für den Berufseinstieg.
3. Förderung persönlicher Selbstständigkeit
Ein weiterer sehr entscheidender Faktor ist die Erweiterung des schulischen Lernens, denn durch die Arbeit in einer Schülerfirma werden nicht nur Fachkompetenzen geschult, sondern zusätzlich auch verschiedene Methoden- und Sozialkompetenzen.
Die Schülerinnen und Schüler müssen miteinander arbeiten, sich austauschen, gemeinsam planen und sich in der Auseinandersetzung mit Menschen außerhalb der Schule bewähren. Dadurch erlernen Sie für ihr Handeln Verantwortung zu übernehmen.
Sehr wichtig sind somit die Aneignung von Problemlösekompetenzen und die Einberufung aller Schulfächer. So kann der Mathematikunterricht und Deutschunterricht genauso einbezogen werden, wie zum Beispiel der Kunstunterricht.
4. Umsetzung von institutionellen Reformen in Schulen
Nachdem die Orientierung in der Berufs- und Arbeitswelt, die Förderung persönlicher Selbstständigkeit und die Förderung eines unternehmerischen Geistes angesprochen wurden, erweitern sich die angesprochenen Ziele um einen zusätzlichen Punkt. Schülerfirmen können auch zur Lösung institutioneller Probleme genutzt werden. So besteht bei dem Wechsel von einem Teilzeit- auf einen Ganztagsbetrieb das Problem den gesamten Tag nicht mit Unterricht zu füllen. Gefordert sind dadurch selbstständige Arbeitsformen und Projekte, die diesen Übergang erleichtern sollen.
Grundlagen für die Arbeit in Schülerfirmen
Gründung | Leistungsprozesse | Serviceprozesse | Formulare |
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Geschäftsidee | Einkauf/Beschaffung | Marketing | Werkstattordnung |
Buisnessplan | Produktionsvorbereitung | Kommunikationspolitik | Betriebs- und Geschäftsordnung |
Rechtsform | Produktionsdurchführung | Rechnungswesen | Satzung |
Haftung | Produktionskontrolle | Kosten- und Leistungsrechnung | Stellenbeschreibung |
Versicherung | Arbeitssicherheit | Aufbauorganisation | Geschäftsbericht |
Steuern | Vertrieb | Arbeitsanweisung |
Geschäftsidee: Die Gründung einer Schülerfirma basiert aus einer Geschäftsidee. Darunter zu verstehen ist eine Reaktion auf eine mögliche aktuelle Mangelsituation oder einem Bedürfnis im Schulumfeld. (Weber 2004)
Businessplan: In einem Businessplan ist die Planung des Vorhabens mit Bezug auf eine Situationsanalyse zu präsentieren. Somit werden hier Voraussetzungen, Ziele, mögliche interne und externe Partner genauso wie mögliche auftretende Schwachstellen aufgeführt. (Mathes 1991)
Rechtsform: Die Rechtsform bezeichnet alle wesentlichen Eigenschaften der äußeren und inneren rechtlichen Organisation des Unternehmens.
Vier mögliche Varianten stehen zur Verfügung:
- Schülerfirma als „schulische Veranstaltung“ (A)
- Schülerfirma als „wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb“ bzw. „Zweckbetrieb“ (B)
- Schülerfirma als „schulische Veranstaltung“ in speziellen nationalen oder internationalen Programmen (C)
- Schülerfirma als vollkaufmännisches Wirtschaftsunternehmen mit frei gewählter Rechtsform (D)
Zu unterscheiden sind hier klare Entscheidungskriterien, wie z.B. Haftung, Finanzierungsmöglichkeiten und Leitungsbefugnisse.
Nachfolgend ein kurzer Überblick über mögliche Vor- und Nachteile (Mette 2008):
A | B | C | D | |
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Vorteile |
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Nachteile |
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Eignung |
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Verwendete Literatur und hilfreiche Links:
- Schelzke, Arno; Mette, Dieter (2008): Schülerfirmen. Unternehmerisches Denken und Handeln im Spannungsfeld Schule - Wirtschaft ; [Gründung, Geschäftsidee, Geschäftsplan, Rechtsform, Leistungsprozesse, Beschaffung, Produktion, Vertrieb, Serviceprozesse, Marketing, Rechnungswesen, Personalwirtschaft. 1. Aufl. Berlin: Machmit-Verl.
- Mathes, Claus (2013): Wirtschaft unterrichten. Methodik und Didaktik der Wirtschaftslehre. 8. Aufl. Haan-Gruiten: Europa-Lehrmittel (Bibliothek der Schulpraxis).
- NEBS - Netzwerk Berliner Schülerfirmen
- www.bundes-schuelerfirmen-contest.de
- kobra.net - Servicestelle Schülerfirmen
- www.schuelerfirmen-mv.de