Zum ersten Mal hat die Flagschiff-Tagung der European International Studies Association (EISA) in Deutschland stattgefunden. Nach Athen, Sofia und Prag holten Andrea Liese und Thomas Sommerer die größte europäische Fachtagung zu internationalen Beziehungen an die Universität Potsdam.
Angesichts der vielen drängenden Herausforderungen für die aktuelle internationale Politik - vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der zunehmenden Autokratisierung in vielen Ländern und dem allgegenwärtigen Klimawandel – forderte die Konferenz unter dem Titel „Envisioning a New Normal“ alle Teilnehmer:innen dazu auf, sich mit neuen Entwürfen gesellschaftlicher und politischer Ordnung für die Zukunft auseinanderzusetzen. Potsdam mit seiner eigenen Geschichte und als Ort, an dem im Sommer 1945 die führenden alliierten Mächte über die Nachkriegsordnung berieten, bot hierfür den geeigneten Rahmen. Bereits in den Auftaktveranstaltungen wurden wichtige Fragen zur „Demokratisierung des Aufbaus zukünftiger Ordnungen“ aufgeworfen.
EISA-Präsident Prof. Cemal Burak Tansel wies in seiner Begrüßungsrede nachdrücklich auf die prekäre Arbeitssituation von Wissenschaftler:innen in vielen europäischen Ländern und ihre Schwierigkeiten bei der Teilnahme an der Konferenz hin. Viele unterschiedliche Stimmen in Diskussionen über „future orders“ einzubinden, sei aber eine Voraussetzung für deren Demokratisierung, so eine Kernbotschaft der Auftaktveranstaltungen. Auch Dr. Silke Brodersen, stellvertretende Leiterin des International Office, hob im Namen der Universität Potsdam die Bedeutung von internationalem Austausch und von Freiheit der und gemeinsamen Werten in der Forschung hervor.
Von der Sicherheits- und Außenpolitik über Wirtschafts- und Handelspolitik bis zu Migration, Technik und Demokratieforschung folgten vier Tage mit spannenden Vorträgen, Diskussionsrunden und Buchvorstellungen. Potsdamer Politikwissenschaftler:innen brachten ihre Expertise an vielen Stellen ein: Andrea Liese stellte gemeinsam mit Matthias Kranke eine Sektion zu „Institutionalising the New Normal? International Organisations in Times of Crisis“ zusammen, bei der sich zwölf Panels Fragen nach der Autorität, Umstrittenheit, Resilienz und Überlebensfähigkeit von internationalen und regionalen Organisationen in unterschiedlichen Politikbereichen widmeten.
Andrea Liese und Andreas Ullmann stellten ihre gemeinsam mit Mirko Heinzel von der Universität Glasgow durchgeführte Untersuchung zur Rolle unabhängiger Expert:innen in internationalen Organisationen vor. Maria Debre ging den Fragen nach, wie Autokratien Menschenrechte in internationalen Organisationen unterminieren und wie sich die Rolle regionaler Organisationen während der Covid-19-Pandemie verändert hat. Wie Gewalt gegen Frauen im Europarat diskutiert worden ist, analysierte Michael Giesen in seinem Vortrag.
Der Konferenz vorausgegangen waren eine intensive Vorbereitung und enge Zusammenarbeit der lokalen Ausrichter u.a. mit dem EISA-Präsidenten und der EISA-Generalsekretärin Dr. Gabi Schlag, den Veranstaltungsorganisationen C-IN (EISA) und P3 (Universität Potsdam) sowie mit der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und dem Zentrum für Informationstechnologie und Medienmanagement der Universität Potsdam. Während der Tagung war die tatkräftige Unterstützung von mehr als 40 Studierenden der UP und sogar einzelnen Student:innen der Berliner Universitäten ein wesentlicher Baustein für den reibungslosen Ablauf und Erfolg der Tagung. An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal ganz herzlich für diesen Einsatz!