Mit über 300 Tagen Sonnenschein im Jahr und den Weinbergen auf den flachgeneigten Hängen am Gebirgsrand ist die Region um Cafayate eine Oase inmitten einer Halbwüste mit Sträuchern und Kakteen. Ortsnamen wie Yacochuya stehen hier für kristallklares Wasser, das in turbulenten Bächen aus dem Gebirge strömt und für die Bewässerung der Weinberge verwendet wird, auf denen schmackhafte Malbec-Trauben gedeihen.
Wir sind heute sehr früh aufgestanden, um in unser Arbeitsgebiet in der Quebrada de las Conchas östlich von Cafayate aufzubrechen. Dort wollen wir mit unseren mitgebrachten differenziellen GPS-Geräten erste Messungen an den alten Seesedimenten durchführen und später im Workshop analysieren. Nach einer kurzen Wanderung auf einen der nahe gelegenen Hügel mit den aufgeschlossenen Seesedimenten öffnet sich vor uns ein Panorama mit dem schönen Calchaquí-Tal und den umrahmenden Hochgebirgsblöcken der Sierra de Quilmes und der Cumbres Calchaquíes. Unser Aussichtspunkt gibt einen idealen Eindruck über die Verbreitung der Seesedimente, die wir bereits am Vortag im Gelände bewundern konnten. Von hier aus können wir allerdings noch weitere Generationen von Seesedimenten sehen, die auf mehrfache Bergstürze und Abdämmungen des Rio de las Conchas hindeuten – eine Tatsache, die uns vor dem Hintergrund der seismischen Aktivität der Region und der möglichen klimatischen Einflüsse des globalen Wandels auf die Bergsturzaktivität nachdenklich stimmt. Tatsächlich zeigen die Untersuchungsergebnisse unserer Kollegin Sara Figueroa, dass die Seesedimente seit ihrer Ablagerung durch tektonische Prozesse gefaltet und verstellt werden. Diese komplexen Beziehungen sollen nun im Gelände vermessen und später mithilfe von digitalen Geländemodellen interpretiert werden.
Bewaffnet mit dem differenziellen GPS und einer Drohne wollen wir nun in verschiedenen Teams ans Werk gehen und Geländepunkte einmessen, die mit einer von Bodo Bookhagen installierten Referenzantenne auf unserem Hoteldach gegengerechnet werden sollen. Jetzt müssen nur noch die Packesel bestimmt werden, die die Rucksäcke mit den GPS-Empfängerantennen tragen und die Profile unter Anleitung der anderen Teilnehmer abgehen sollen. Durch die Kombination der Datensätze beider Antennen sind Höhen- und Standortbestimmungen im Zentimeterbereich möglich. Mittlerweile ist es aber 12 Uhr und die pralle Mittagssonne ist unerbittlich. Dennoch essen wir erst einmal frische Melonen, Orangen, Brot, Salami und Käse, bevor es wirklich losgeht.
Unglücklicherweise findet letztlich heute nur ein kurzer Drohnenflug statt, der aufgrund starker Böen auch noch frühzeitig abgebrochen werden muss. Doch er soll in den folgenden Tagen nachgeholt werden. Deshalb fahren wir um 18:30 Uhr zurück ins Hotel und bauen neue Kraftreserven auf – mit lokaler argentinischer Küche und bei einem vorzüglichen Glas Malbec.
Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler
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Text: Malte Stoltnow, Gregor Lauer-Dünkelberg
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde