Der Montag beginnt mit einem Treffen mit den Exkursionsleitern Manfred Strecker und Bodo Bookhagen in Salta. Bei einem kurzen Stopp auf dem Hausberg oberhalb der Stadt stellen sich alle Mitglieder der StRATEGy-Gruppe einander vor – und bekommen zugleich einen ersten Eindruck von den geologischen und topografischen Gegebenheiten.
Salta liegt auf 1120 Metern Höhe im Lerma-Tal am Fuße der Ostkordillere, deren Gebirgsblöcke sich eindrucksvoll bis auf 6000 Meter erheben. Manfred und Bodo geben eine kurze Einführung zur geologischen Entwicklung der Region und fassen die gebirgsbildenden Prozesse zusammen, die in den zurückliegenden zehn Millionen Jahren diese Landschaft geschaffen haben. Danach geht es durch das Lerma-Tal weiter nach Südwesten, in Richtung der tief eingeschnittenen Quebrada (Tal) de las Conchas, die die Ausläufer der Ostkordillere durchschneidet und einen einzigartigen Einblick in die geologischen Formationen gewährt.
Nach einer kurzen Kaffeepause und der Zusammenkunft mit den restlichen argentinischen Doktoranden und Betreuern in der Posta de las Cabras, einem Ort, der für feinen Ziegenkäse bekannt ist, können wir auf unserem Weg nach Cafayate im Calchaqui-Tal bereits die ersten Gesteinsaufschlüsse begutachten. „Das Ostafrikanische Grabensystem in Argentinien“ – das war einer der ersten Sätze unserer Betreuer, denn die Gesteine entlang des Rio de las Conchas bestehen hauptsächlich aus Sedimentgesteinen und Vulkaniten, die während der Kreidezeit vor etwa 145 Millionen Jahren in einem Grabensystem abgelagert wurden, das große Ähnlichkeiten mit dem heutigen Grabenbruch in Kenia und Äthiopien aufweist. Für uns interessant sind hier vor allem die ehemaligen Störungen, die das Grabensystem begrenzten, denn unter den derzeitigen tektonischen Spannungsbedingungen in den Anden werden diese ererbten Strukturen wieder aktiviert und die ursprünglich horizontal abgelagerten Formationen deformiert, herausgehoben und verkippt. Besonders hervorzuheben ist die dunkelgelbe Yacoraite-Kalkstein-Formation, die bei der Überflutung von Teilen der südamerikanischen Landmasse durch den Atlantik vor ungefähr 70 Millionen Jahren während der Spätphase der Grabenbildung abgelagert wurde. Diese Formation zieht sich von der argentinischen Ostkordillere bis hinauf in die Anden von Bolivien; als ehemalig horizontal abgelagerte Einheit dient sie damit als idealer Referenzhorizont für die Klärung der Deformationsgeschichte des Gebirges.
Beim letzten Stopp des Tages werden wir mit schrillem Geschrei von einer Schar grüner Papageien begrüßt, die sich aus den fast senkrechten Wänden der Casa de los Loros („Haus der Papageien“) stürzen. Diese leicht erodierbaren Sedimente ähneln den Erdpyramiden in den Alpen und bieten ideale Nistplätze für die scheuen Tiere. Die Casa de los Loros ist eine von zahlreichen Bergsturzablagerungen, die in dieser Region Volumen von mehreren Kubikkilometern erreichen können. Vor 30.000 Jahren bewegten sich diese Gesteinsmassen mit großer Geschwindigkeit talabwärts und stauten den Rio de las Conchas auf, dessen mitgeführte Sedimente an der Bergsturzbarriere abgelagert wurden und nun als cremefarbene Tonsteine die Landschaft bedecken. Abends erreichen wir erschöpft und von Wind und Sonne gezeichnet unseren Zielort Cafayate, wo wir am nächsten Tag unseren Workshop beginnen wollen.
Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler
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Text: Malte Stoltnow, Gregor Lauer-Dünkelberg
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde