SVM-Arbeitspapiere: Studentische Arbeiten (2017-2018)
Nr. 6 Sören Schalowski (2017): From Adverbial to Discourse Connective. Multiple prefields in spoken German and the use of dann ‘then’ and danach ‘afterwards’.
Zusammenfassung
"Der Beitrag beschäftigt sich mit nicht kanonischen, mehrfachen Vorfeldern im gesprochenen Deutsch, in denen eine adverbiale Konstituente einer weiteren präverbalen Konsitutente im deklarativen Hauptsatz vorangeht. Damit verstoßen die entstehenden AdvXV-Sätzengegen die Verb-zweit-Beschränkung im Deutschen.Die folgende Untersuchung basiert auf Korpusanalysen und zeigt zunächst, dass die Wortfolge nicht Resultat von willkürlicher Variation ist. Anschließend steht folgende Frage im Fokus: Was sind die Lizensierungsbedingungen für diese Konstruktion? Es wird gezeigt, dass zwei unterschiedliche Bedingungendas Auftreten von AdvXV-Konstruktionen motivieren: (i) die gleichzeitige syntaktische Markierung von Framesetter und Topik, (ii) die syntaktische Markierung von temporalen Diskurskonnektoren. Im letzten Fall werden die adverbialen Konnektoren „dann“ und „danach” im Adv-slot der AdvXV-Konstruktion benutzt. Die Verwendung der Adverbiale in dieser nicht-kanonischen syntaktischen Position deutet darauf hin, dass „dann” und „danach” sich in der Entwicklung von einer lexialischer Kategorie zu einer diskurs-funktionalen Kategorie befinden und sich damit zu einem Konnektor auf Diskursebene entwickeln. Mit der Besetzung des linken Satzrandes befinden sich die Adverbialbestimmungen in AdvXV-Sätzen an einem Verbindungspunkt, wo sie zwei Diskurseinheiten miteinander verknüpfen. Diese Funktion wird in dieser satzinitialen Position explizit markiert."
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Nr. 7 Darian Gerstenberger (2017): Die Linguistic Landscape von Berlin. Eine Studie zur Repräsentation von Sprachen in ausgewählten urbanen Räumen mit besonderer Beobachtung des Türkischen.
Zusammenfassung
"Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Linguistic Landscape zweier Berliner Bezirke, bei denen anhand eines ausgewählten Untersuchungsgebietes die sichtbare Entfaltung öffentlich visueller Mehrsprachigkeit untersucht werden soll. Basierend auf der Annahme, dass die Linguistic Landscape eines öffentlichen Raumes zum einen relevante Hinweise auf die Kultur des Zusammenlebens in einer mehrsprachigen Gesellschaft liefert, zum anderen Rückschlüsse auf die Machtverhältnisse der beteiligten Sprechergruppen zulässt, soll dies an den Berliner Ortsteilen Neukölln und Kaulsdorf-Mahlsdorf empirisch untersucht werden. Im Mittelpunkt stehen hier die beteiligten Gruppen, die ihre Gestaltungsmacht in Form von geschriebener Sprache im öffentlichen Raum demonstrieren und damit einen Zusammenhang zwischen der öffentlich sichtbaren Mehrsprachigkeit und der ethnischen Zusammensetzung der Untersuchungsräume erkennen lassen. Vertiefend befasst sich diese Arbeit mit dem Status der türkischen Minderheitensprache im Berliner Ortsteil Neukölln. Anhand der Übersetzung von bilingual türkisch-deutschen Zeichen soll im Allgemeinen herausgefunden werden, wie weit der Gebrauch der türkischen Sprache im öffentlichen Raum verbreitet ist und, im Detail, in welchen Bereichen eine überdurchschnittliche Verwendung des Türkischen vorzufinden ist."
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Nr. 8 Sarah El Zatoni (2018): Pro-Drop im Kiezdeutschen.
Zusammenfassung
"Die Arbeit präsentiert eine qualitative Analyse pronominaler Auslassungen (Pro-Drop) im Kiezdeutschen, einem urbanen Multiethnolekt des Deutschen. Fälle pronominaler Auslassungen werden korpusbasiert diskutiert. Das untersuchte KiezDeutsch-Korpus (2010ff.) besteht aus einem multilingualen Teilkorpus (KiDKo/Mu), das Sprachdaten von Jugendlichen aus Berlin-Kreuzberg enthält und einem monolingulaen Teilkorpus (KiDKo/Mo), in dem Sprachdaten von Jugendlichen aus Berlin-Hellersdorf aufgezeichnet sind. Im multilingualen Teilkorpus lässt sich prozentual mehr Pro-Drop identifizieren als im monolingualen (Wiese & Rehbein 2016). Da türkisch eine der heritage languages der im multilingualen Teilkorpus versammelten Sprecher*innen ist und dieses als Pro-Drop-Sprache gilt, liegt ein Einfluss des Türkischen auf das Kiezdeutsche nahe. Allerdings wurde sogenannter Topic-Drop, der sich vor allem auf Null-Subjekte bezieht, für das Deutsche beschrieben (Trutkowski 2016). Neben Öztürks (2006) Beschreibung des Pro-Drops im Türkischen bildet dieser Aufsatz Trutkowskis eine Grundlage der folgenden Analyse. Um die Annahmen des beeinflussenden Sprachkontakts zu überprüfen, werden nach der theoretischen Einführung der relevanten Begriffe Null-Subjekte und Null-Objekte in den beiden Teilkorpora analysiert. Dabei werden grammatische Funktion, das topologische Feld des Satzes und die Beeinflussung durch sprachliche oder außersprachliche Faktoren berücksichtigt. Die Analyse ergibt, dass Pro-Drop im Kiezdeutschen eine Struktur ist, die mehr Ähnlichkeiten zu Strukturen des (informellen) Standarddeutschen aufweist als zu Strukturen des Türkischen."
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Nr. 9 Malike Clara Altuntaş (2018): Und mit wem switchst du so? Deutsch-türkisches Code-Switching als bilingualer Code: Die Rolle der/des Adressaten*in in der mündlichen Kommunikation bilingualer Erwachsener
Zusammenfassung
"Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem deutsch-türkischen Code-Switching als bilinguale Sprechweise vor allem junger Erwachsener. Anhand zweier Datensätze wird das derzeitige Code-Switching dieser Sprecher*innengruppe abgebildet. Eine leicht veränderte Methodik von Heike Wiese ermöglichte die Gewinnung natürlicher Sprachdaten. Die gewonnenen Daten bilden jeweils kurze Gespräche über ein Ereignis ab. Durch die Betrachtung unterschiedlicher Untersuchungsinstanzen soll unter anderem die Sprecher*innengruppe genauer definiert werden. So wird davon ausgegangen, dass der Faktor Bilingualität Code-Switching nicht zwangsläufig vorhersagbar macht, sondern dass die Adressat*innen weitere Kriterien erfüllen müssen, die diese Sprechweise begünstigen. Die Querschnittsstudie enthält demnach natürliche Sprachdaten, anhand derer zudem entgegen einer monolingualen Sichtweise auf das Sprachkontaktphänomen diskutiert werden soll, inwieweit diese Sprachverwendung als ein bilingualer Code bezeichnet werden kann. Entsprechend dieses sprachlichen Verhaltens muss betrachtet werden, in welchem Zusammenhang sprachsystematische Gestaltungen, psycholinguistische Erklärungsmuster und soziopragmatische Aspekte stehen. Die rein sprachlichen Daten werden außerdem durch eine Befragung der Proband*innen fundiert, um mithilfe von Informationen zum Sprachverhalten, zum Sprachempfinden und zur Sprachumgebung das Code-Switching und seine Sprecher*innengruppe besser beschreiben zu können."
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