Beatboxing
Das Beatboxing ist neben DJing, MCing, B-Boying und Graffiti das fünfte Element des Hip-Hops. Die deutsche Beatboxing-Szene wurde vor allem vom Berliner Beatboxer Bee Low begründet, der Mit-Organisator der 2001 ins Leben gerufenen Beatbox-Battle-Meisterschaft ist und das Internetportal Beatboxbattle ins Leben gerufen hat, in dem mittlerweile Events aus 45 Ländern aufgelistet werden. Die im DJing und MCing benötigte elektronische Beatbox war in den 1980er Jahren sehr teuer und somit meist nicht erschwinglich für Jugendliche aus sozial schwachen Familien. Dies führte zur Entstehung der Human Beatbox: aus der Not heraus lernten einige Jugendliche die Beats mit dem Mund zu imitieren. Seitdem unterliegt das Beatboxing einer stetigen Weiterentwicklung. Heute ist der am meisten verbreitete Stil das New School Beatboxing, das zu einer Art One-Man-Show avanciert ist. Es ist mittlerweile möglich, dass eine Person drei bis vier Stimmen gleichzeitig erzeugt und so miteinander kombiniert, dass ein rhythmisch zusammenhängendes Gesamtwerk entsteht.
Beim Beatboxing wird der gesamte Mundraum beansprucht, um verschiedene Beats, Melodien und Geräusche zu erzeugen. Um Lautstärke und Sound zu variieren, werden eine oder beide Hände um Mund und Mikrofon gelegt (Close-Mic-Technik). Mund, Nase und Kehlkopf fungieren als eigentliche Instrumente. Es geht in erster Linie darum, den Sound eines Schlagzeugs möglichst originalgetreu nachzuahmen, denn dies sollten auch die elektronischen Beatboxen der 1980er-Jahre zunächst leisten. Entsprechend dem klassischen Aufbau eines Schlagzeugs kann zwischen drei Grundbeats oder Sounds unterschieden werden, aus denen sich verschiedene Rhythmen beliebig kreieren lassen: die Kick Drum, die Snare Drum und die Hi-Hat. Weitere Grundtechniken sind das Scratching und das Humming (Summen).
Die besondere Herausforderung bei einer spontanen Beatboxing-Performance (Freestyle) besteht darin, die Beats über längere Zeit durchzuhalten und dabei nicht aus dem Rhythmus zu geraten. Ein Trick dabei ist das Auslassen von Rhythmusteilen oder von ganzen Takten durch das Unterbrechen mit Skits oder Anmoderationen, die dann wiederum zu Bestandteilen der Performance werden können.
Die größte Herausforderung ist es, ein stimmiges Gesamtwerk zu produzieren, d.h. den Rhythmus nicht zu verlieren und stets ein wiedererkennbares oder rekurrentes Pattern beizubehalten. Alle musikalischen Elemente müssen dafür nur mit Hilfe eines Mikrofons selbst geliefert werden. Beatboxing bedeutet demnach eine enorme Koordinierungsleistung. Der Körper verfällt dabei in rhythmische Bewegungen, die sich jedem Beatboxing-Pattern unterschiedlich anpassen. Dabei wird der ganze Körper als Taktgeber benutzt um in den Flow zu gelangen. Wenn dieser Flow-State erreicht ist, gerät die Person in eine Art wache Trance, in der die Anstrengung nicht mehr wahrgenommen wird und alle Bewegungsabläufe fließend und leicht vonstattengehen. Um diesen Status zu erreichen benötigt man ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Daher ist Flow nicht zuletzt ein körperlich empfundenes Erlebnis, für das der Beat geradezu einverleibt werden muss, um immer wieder darin hineinfinden zu können.
Quellen:
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- Proctor, Michael / Narayanan, Shrikanth / Nayak, Krishna (2010). Para-Linguistic Mechanisms of Production in Human ˈBeatboxingˈ: a Real-time Magnetic Resonance Study. Online verfügbar unter http://www.mproctor.net/docs/proctor10_/IS2010_beatboxing.pdf (letzter Zugriff am 1. Dezember 2010)
- Stowell, Dan / Plumbley, Mark (2008). Characteristics of the beatboxing vocal style. Online verfügbar unter http://www.elec.qmul.ac.uk/digitalmusic/papers/2008/Stowell08-beatboxvocalstyle-C4DM-TR-08-01.pdf (letzter Zugriff am 7. Juni 2011)
Autorin | Katharina Lück |
Zeitraum | Juni 2013 |
Datum | Sonntag, 2. Juni 2013 - 12:45 |