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Auf nach Ghana! – Tag 10/11: Erste Eindrücke in Kumasi

Potsdamer Studierende auf einem Field Trip in Westafrika

Die Memorial Wall of Return im Ancestral Slave River Site
Das Eingangsportal zum Campus der K.N.U.S.T
Freundlicher Empfang auf der Kakaofarm in Bosomtwe
Das Innere einer frisch geernteten Kakaofrucht
Am Ufer des Lake Bosomtwe
Foto : Ulrike Leder
Die Memorial Wall of Return im Ancestral Slave River Site
Foto : Ulrike Leder
Das Eingangsportal zum Campus der K.N.U.S.T
Foto : Charlotte Asiamah
Freundlicher Empfang auf der Kakaofarm in Bosomtwe
Foto : Ulrike Leder
Das Innere einer frisch geernteten Kakaofrucht
Foto : Pia Muhlack
Am Ufer des Lake Bosomtwe

Tag 10: Fahrt nach Kumasi und Besichtigung des Ancestral Slave River Site in Assin Manso

Heute verlassen wir nach fünf erlebnisreichen Tagen unsere Unterkunft in Ankwanda und freuen uns auf die nächste Station Kumasi, der Hauptstadt der Ashanti-Region und mittlerweile größten Stadt Ghanas.

Auf der etwa vierstündigen Fahrt zu unserem Etappenziel machen wir Halt am historisch bedeutsamen Assin Manso Ancestral Slave River Site. Hier wurde während des transatlantischen Sklavenhandels einer der größten unter den insgesamt 63 Sklavenmärkten in Ghana betrieben. Nach Hunderten von Meilen langen Gewaltmärschen aus dem Landesinneren hin zur Küstenregion mussten sich die gefangenen AfrikanerInnen an diesem Ort weiteren menschenverachtenden Praktiken unterziehen: Abhängig von ihrer körperlichen Verfassung wurden die noch halbwegs bei Kräften erscheinenden Menschen für die letzte Marschstrecke nach Cape Coast Castle sowie Elmina Castle „aussortiert“. Sie wurden anschließend in einem schmerzhaften Verfahren gebrandmarkt sowie mit Scherben rasiert und erhielten ihr „letztes Bad“ im direkt an das Gelände angrenzenden Fluss Ndonkosuo, der auch als slave river bezeichnet wird. All diejenigen Sklaven, die nicht von den Sklaventreibern im sorting ausgewählt wurden, sahen sich mit einem grauenhaften Schicksal konfrontiert: Diese Menschen wurden an Bäume gebunden und zurückgelassen, wo sie Tieren sowie der sengenden Hitze zum Opfer fielen.

„Now, I ask you to take off your shoes and walk down to the river as have done thousands of our ancestors. It is here where their journey into uncertainty started.“ Unser Guide bittet uns, als Zeichen des Respekts gegenüber all den Menschen, die am Fluss von Assin Manso ihre „Reise in die Ungewissheit“ begannen, unsere Schuhe auszuziehen und gemeinsam hinunter zur Stelle des last bath zu gehen. Schweigend und von beklemmenden Gefühlen erfüllt, laufen wir zum Ufer des Flusses. Auf der linken Seite sehen wir einen weißen Torbogen, der den Eingang zum „letzten Bad“ markiert und zum Strom Ndonkosuo führt. Auf der rechten Seite ist ein weiterer Torbogen mit der Aufschrift „First Bath of Return“ zu sehen und Treppenstufen leiten hinunter zum bewegten Fluss. Dieser Ort soll es insbesondere Menschen aus der afrikanischen Diaspora weltweit ermöglichen, ein spirituelles homecoming zu erfahren und ihren Vorfahren Ehre zu erweisen. Aus Respekt und Pietät halten wir etwas Abstand zu einer gerade stattfindenden Zeremonie und gehen zurück zum Hauptareal. Hier befindet sich mit der Memorial Wall of Return ein zweiter Ort, der es Menschen aus der afrikanischen Diaspora ermöglicht, sich auf einer großen Lehmwand zu verewigen und somit die wiederaufgenommene Verbindung zu ihren Vorfahren zu symbolisieren. Bewegt und nachdenklich treten wir nach der Besichtigung von Assin Manso nun die zweite Etappe unseres Weges nach Kumasi an.

Nach drei weiteren Stunden Fahrt kommen wir auf dem Campus der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) an und beziehen im IPO-Singh Guesthouse unsere Zimmer. Wenig später treffen wir unseren Gastgeber Professor Charles Ofosu Marfo, der seit 2020 das Amt des Provost am College of Humanities and Social Sciences innehat, und tauschen uns mit ihm über die bisherigen Erlebnisse unserer Reise aus.

Tag 11: Ghanaische Küche und Ausflug zum Bosomtwe Lake

Nach einem Frühstück auf dem Campus haben wir etwas Zeit, um das weitläufige Areal zu erkunden und uns auf den anstehenden (kulinarischen) Ausflug vorzubereiten. In einem zentral in Kumasi gelegenen Restaurant treffen wir uns erneut mit Charles sowie einigen seiner Freunde und haben bei typisch ghanaischer Cassava-Fischsuppe, Fufu und würzigem Jollof Rice die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Auch Charlotte, die früher als studentische Assistentin für Charles arbeitete und nun als Lehrkraft an einer Elementary School in Kumasi unterrichtet, begleitet uns auf dem heutigen Ausflug. Schnell kommen wir ins Gespräch über das ghanaische und auch das deutsche Schulsystem sowie Möglichkeiten des internationalen LehrerInnenaustauschs. Da Charlotte sich für das Deutsche und wir uns wiederum für das großflächig in Schulen gelehrte Twi interessieren, bringen wir uns gegenseitig ein paar erste Wörter in der jeweiligen Sprache bei und vergleichen Laut- und Schriftsysteme.

Im Anschluss fahren wir im Licht der beginnenden Abendsonne in die Bosomtwe-Gemeinde, wo wir nach einer sehr holprigen Anfahrt damit belohnt werden, eine familienbetriebene Kakao-Farm besichtigen und die Familienmitglieder treffen zu dürfen. Im dichten Grün der Kakaobäume können wir nach ein paar Metern Weg durch das Areal bereits die ersten grünlich gelb gefärbten Früchte erkennen. Ein Familienmitglied zeigt uns, wie Kakaoschoten geöffnet werden, und lässt uns das Innere der Schote probieren. Wir sind überrascht von der milchig-weißen Schicht, welche die Kakaobohnen ummantelt, und deren fruchtig-süßem Geschmack. Vor unserer Weiterfahrt gibt es einen herzlichen Abschied von den Farm-BesitzerInnen inklusive eines Gruppenfotos und einer Kakaofrucht als Geschenk.

Die letzte Station unseres Ausflugs ist der kreisrunde Bosomtwe Lake, der in einem Meteoritenkrater liegt und von dichten Wäldern umgeben ist. Als wir aus dem Bus steigen, laufen Kinder und Jugendliche auf uns zu, die uns nach Schulbüchern und Geld für Lebensmitteln fragen. Am Ufer werden gefüllte Bananenblätter verkauft und es riecht nach geräuchertem Fisch.

Über nochmals holprige und rot verstaubte Wege geht es im Sonnenuntergang zurück zum Uni-Campus.

 

Zur Übersichtsseite des Reisetagebuchs „Unterwegs in Ghana 2023“

Zu allen bisher veröffentlichten Reisetagebüchern: https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebuecher