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Auf nach Ghana! – Tag 6/7: Auf Elmina Castle in die dunkle Vergangenheit

Potsdamer Studierende auf einem Field Trip in Westafrika

Sternenhimmel über Elmina
Elmina Castle: Blick auf den Innenhof der Soldaten
Sklavendurchgang: Durchgang zum point of no return
Gebäude: Elmina Castle – ein Teil des Gebäudes
Foto : Alex Zhang
Sternenhimmel über Elmina
Foto : Anne Krumrick
Elmina Castle: Blick auf den Innenhof der Soldaten
Foto : Anne Krumrick
Sklavendurchgang: Durchgang zum point of no return
Foto : Samira Luna Villanueva
Gebäude: Elmina Castle – ein Teil des Gebäudes

Nachtrag zum letzten Abend: Unsere erste Nacht in der neuen Unterkunft „The Beach House Afiki“ in Ankwanda erweist sich als aufregend, da ein kompletter Stromausfall alles lahmlegt. Unsere Diskussionsrunde über die Schulbildung Ghanas wird aber durch einen wunderschönen, mit unzähligen Sternen besetzten Nachthimmel ersetzt (siehe Bild 1). Mit Taschenlampen leuchten wir uns den Weg in unsere zu warmen Zimmer, da sowohl Klimaanlage als auch Ventilator nicht funktionieren.

Tag 6: Elmina Castle

Nach einer durchwachsenen Nacht mit wenig Schlaf und umso mehr Hitze freuen wir uns, als am nächsten Tag der Strom wieder funktioniert. Ein leckeres, frisch zubereitetes Frühstück mit Blick auf Meer und Palmen später machen wir uns mit gemischten Gefühlen auf den Weg zum Elmina Castle. Das Bauwerk wurde 1482 von den Portugiesen an der Küste Ghanas, in dem von ihnen benannten Ort Elmina, errichtet. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch enge Gassen, in denen unzählige, dicht an dicht gereihte Verschläge stehen. Aus diesen heraus verkaufen Einheimische Getränke, frisch zubereitete und getrocknete Speisen, Kleidung und Hygieneartikel. Viele Kinder winken uns zu und sind über unseren Besuch anscheinend sehr erstaunt. Schon von Weitem erkennen wir die weiße Festung, die das kleine Fischerdorf überragt. Auf dem Parkplatz angekommen, werden wir von Einheimischen angesprochen. Sie fragen, wie wir heißen und ob wir etwas von ihren Produkten kaufen wollen. Einige fühlen sich etwas bedrängt, doch die Gruppe begibt sich schnell in die ehemalige Sklavenfestung. Dort erhalten wir eine eindrucksvolle und emotionale Führung. Elmina Castle war die erste europäische Festung südlich der Sahara sowie der zentrale Handels- und Militärstützpunkt der Portugiesen, Niederländer und später Briten. Neben Gold, Elfenbein und Gewürzen wurde auch mit Sklaven gehandelt. Während unser Tourguide mehr über die Geschichte des Ortes erzählt, „sperrt“ er uns nacheinander in zwei unterschiedliche Zellen ein. In der ersten zirkuliert die Luft, es gibt eine Art Fenster, das Licht spendet und die Eisentür ist mit vielen Gucklöchern versehen. Hier wurden Soldaten, die gegen Regeln verstießen oder sich an einheimischen Frauen vergingen, für ein paar Stunden eingesperrt. Die zweite Zelle ist weit drastischer: dunkel und stickig, beklemmend. Hier wurden Sklaven ohne Essen, Wasser und Licht zum Sterben zurückgelassen.

Es geht weiter in die Katakomben, in denen männliche und weibliche Sklaven getrennt untergebracht wurden. Wir stehen in einem ca. 30 Quadratmeter großen, dunklen und feuchten Raum mit gewölbten Decken. Wir erfahren, dass hier 400 Männer untergebracht waren. Wieder fühlen wir uns überaus unwohl. Durch einen schmalen Gang laufen wir gebückt in den nächsten Raum, den point of no return. Hier wurden die Sklaven massenweise durch ein schmales Fenster direkt auf die Schiffe verfrachtet und – kehrten nie zurück.

Das Frauenverlies ist ebenso groß wie das der Männer. Allerdings gibt es einen Innenhof, von dem eine Treppe hinauf zu den Gemächern des Gouverneurs reicht. Dieser stand damals auf dem Balkon und suchte regelmäßig Frauen aus, die ihn in seine Gemächer begleiten mussten. Verweigerte sich eine Sklavin, musste sie tagelang eine 28 Kilogramm schwere Eisenkugel, die an sie gekettet war, tragen und dabei in der brütenden Hitze stehen. Grausame Bilder entstehen in unseren Köpfen und bedrückt begeben wir uns in die zwei oberen Stockwerke. Im ersten hielten sich die Offiziere auf. Die Räume sind groß, lichtdurchflutet und die Meeresbrise lässt einen die heißen Temperaturen vergessen. Im obersten Stock befinden sich das Schlafgemach und die zwei (!!!) Wohnzimmer des Gouverneurs, wobei jeder einzelne Raum fast genauso groß ist wie die Katakomben darunter. Uns wird sehr schnell der gravierende Unterschied bewusst, wie viel Raum ein einzelner Mensch einnehmen kann, während zwei Etagen tiefer Sklaven wie Tiere zusammengepfercht in menschenunwürdigen Verhältnissen verbringen mussten. Viele dieser Menschen verweigerten Essen und Trinken. Sie wählten den Tod, damit die Kolonialherren mit ihnen keinen Profit machen konnten. Nach diesen schmerzhaften Eindrücken müssen wir alle erst einmal durchatmen.

Auf dem Weg zu unserem Bus werden wir wieder von den Einheimischen angesprochen, die uns wunderschöne Muscheln mit unseren Namen geben und darauf bestehen, dass wir sie kostenlos erhalten. Für den lokalen Fußballverein spenden wir Geld und treten die Rückfahrt an.
Geschafft vom Tag essen wir gemeinsam Abendbrot und fallen dann in unseren nun angenehm kühlen Zimmern ins Bett.

Tag 7: individuelle Forschung

Nach den Eindrücken der letzten Woche haben wir gemeinsam beschlossen, die Erlebnisse der vergangenen Tage zu verarbeiten und uns unseren individuellen Forschungsprojekten zu widmen.

 

Zur Übersichtsseite des Reisetagebuchs „Unterwegs in Ghana 2023“

Zu allen bisher veröffentlichten Reisetagebüchern: https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebuecher