Tag 1: Ankunft in Accra und erster Austausch mit Dozierenden der University of Ghana (UG)
Nach Ankunft in der „Yiri Lodge“, dem Guesthouse auf dem Campus der University of Ghana (UG), werden wir freundlich von Gastgeberin Jemima A. Anderson, Professorin am Department of English der Universität, in der Lounge empfangen. Das Treffen bietet Raum für ein erstes Kennenlernen sowie den Austausch über Vorerfahrungen mit afrikanischen Sprachen, Sprachvarietäten und Kulturen sowie diesbezügliche Interessenschwerpunkte seitens der Studierenden.
Tag 2: Erkundung des Universitätscampus mit weihnachtlichem „Christmas Carol Singing“
Den zweiten Tag nutzen wir, um uns ein Bild vom Campusleben an der UG zu machen. Begleitet werden wir von einem ehemaligen graduate student der Universität, der uns auf einer Campustour verschiedene Institutsgebäude zeigt. Gemeinsam besichtigen wir auch die Abteilung des Departments of Modern Languages des Bibliothekskomplexes.
Anschließend dürfen wir beim Christmas Carol Singing teilnehmen – ein ganz besonderes Erlebnis, insbesondere vor dem Hintergrund des diesjährigen 75. Jubiläums der UG. Bei diesem institutsübergreifenden Weihnachtssingen stimmen alle TeilnehmerInnen unisono mit Universitäts-Chören, graduate und undergraduate students und begleitet von einer leidenschaftlichen Band in internationale sowie regionale Gesänge ein. Dazu gibt es fakultätseigene Theatereinlagen. Besonders eindrucksvoll: Eine indigene Musikgruppe hat klassische englische Weihnachtslieder (z.B. Jingle Bells) in ihre Muttersprache umgeschrieben und begleitet diese mit ghanaischen Rhythmen, wobei die Originalmelodie des Liedes erhalten bleibt.
Tag 3: Odododiodioo (Jamestown)
Am dritten Tag gilt unsere Aufmerksamkeit Odododiodioo (Jamestown), dem ältesten Bezirk Accras. Ein Bewohner führt uns durch den Hafenbezirk – aus historischer und postkolonialer Perspektive ein bedeutsames Ereignis: Die, 1673 durch die Royal African Company of England errichtete Anlage Fort James wurde während des britischen Kolonialismus in Ghana als „Handelsstützpunkt“ für den internationalen Handel mit Gold sowie den aus heutiger Perspektive menschenverachtenden Handel mit Afrikanerinnen und Afrikanern genutzt. Nach dem Ende der kolonialen Besatzung Ghanas und bis 2007 war das Fort zudem ein Gefängnis. Innerhalb des Festungsgeländes sind die Spuren des Sklavenhandels zum Teil noch ebenso deutlich sichtbar wie von der Nutzung als Gefängnis. Ein intensives bis emotional erdrückendes Erlebnis. Nach der Besichtigung der Festungsanlage ermöglicht der Guide uns Einblicke in das alltägliche Leben im angrenzenden Fischerdorf und zeigt uns eine durch Spenden finanzierte community school. In den Gassen des Dorfes werden Lebensmittel aus Fenstern und Eingängen der eng aneinandergereihten und spärlich gebauten Verschläge verkauft. Aufgeweckte und kontaktfreudige Kinder laufen auf überraschte TeilnehmerInnen zu und lachen unbeschwert. Wir verlassen die Atmosphäre von Odododiodioo mit gemischten Gefühlen.
Seit Beginn der Reise ist auffällig, dass Englisch als dominant verwendete Sprache am Anfang von Konversationen verwendet wird. Dabei ist die lebendige Mischung auch aus verschiedensten sprachlichen Phänomenen, Erscheinungen und Formen in Ghana allgegenwärtig. Abhängig vom Gesprächspartner findet in Gesprächen schnell ein Wechsel in eine der anderen gesprochenen Sprachen (z.B. Dialekte des Akan, Ewe) statt. Auch in der Schriftsprache spiegeln Werbe- oder Wahlplakate, Informationstafeln oder Beschilderungen Multilingualität wider. Die Phonetik des in Ghana gesprochenen Englischs unterscheidet sich deutlich von den in Europa gelehrten standard varieties. Mit Vorfreude blicken wir auf die kommenden Tage.
Zur Übersichtsseite des Reisetagebuchs „Unterwegs in Ghana 2023“
Zu allen bisher veröffentlichten Reisetagebüchern: https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebuecher