Studium an der Gastuniversität

An der Marmara Universität wird eine Vielzahl an Kursen angeboten, und der Großteil der Kurse wird auf Englisch unterrichtet. Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik werden sogar auch auf Deutsch angeboten. Ich habe Kurse aus einem Mix von beiden belegt. Die Kurse, die auf Deutsch angeboten werden, waren meiner Erfahrung nach ziemlich entspannt, aber ich habe auch dieselbe Erfahrung mit den Englischkursen gemacht. Der Aufwand und das Niveau sind niedriger als das, was ich an deutschen Universitäten bis jetzt erlebt habe. Allerdings hatte ich zwei Kurse, die etwas anspruchsvoller waren; daher hängt es sehr vom Kursleiter ab.

Das Studienklima an den Campussen der Marmara Universität ist sehr angenehm. Es gibt viele Cafés und immer eine große Kantine, die eine gute Möglichkeit bieten, zum Lernen oder um mit Kommilitonen zusammenzusitzen. Die Kantine bietet in der Regel gutes Essen an, welches nur 15 TL (50 Cent, Stand 07/24) kostet.

Die türkischen Studenten haben meist einen sehr engen Kontakt zu den Dozenten, was ich so aus Deutschland nicht kannte. Bei gewissen Anliegen waren die Dozenten immer hilfsbereit, vor allem gegenüber den Erasmus-Studenten.

In der Türkei ist das Prüfungs- und Benotungssystem etwas anders als in Deutschland. Es gibt zwei Prüfungen: ein Midterm-Exam und ein Final-Exam. Meistens sind beide Prüfungen jeweils mit 50 % gewichtet. Im Midterm kann man nicht durchfallen, und dafür gibt es auch keine Nachprüfung, außer wenn man erkrankt war oder sich zwei Prüfungen zeitlich überschnitten haben. Im Final muss man mindestens 40% der Punkte erreichen, um die Prüfung zu bestehen.

Wenn man keine türkischen Sprachkenntnisse hat, ist es meistens etwas schwierig, in Kontakt mit den türkischen Studenten zu kommen. Die meisten sprechen leider kein gutes Englisch. Viele türkische Studenten lernt man über die ESN-Events kennen, die für Erasmus-Studenten organisiert werden. Ich empfehle sehr, an diesen Events teilzunehmen, da man darüber viele Leute kennenlernt, die ebenfalls ein Erasmus-Semester machen, und man so schnell neue Bekanntschaften und Freundschaften schließen kann. Das ESN-Team organisiert während des Semesters sehr coole und spannende Events, und es werden in der Regel auch ein bis zwei Reisen organisiert, wie z.B. nach Kappadokien oder Pamukkale. Die Reisen ähneln einer Klassenfahrt, sind aber sehr gut geplant. Die Unterkünfte waren immer sehr gut und auch preislich unschlagbar, was man für die Reise geboten bekommt.

Um in Kontakt mit den lokalen Studenten zu kommen, empfehle ich sehr, sich die diversen Uni-Clubs anzuschauen. Es werden viele Clubs angeboten, meist von den Studenten selbst organisiert. Wenn man gerne Fußball spielt, gibt es beispielsweise von jeder Fakultät eine Mannschaft, und man spielt gegen die anderen Uni-Fakultäten. Ich war z.B. in einem Tanz-Club, wo ich Tango und Swing gelernt und getanzt habe. Schließlich war ich dann auch in einer Tango-Performance-Gruppe, mit der wir an verschiedenen Tanzfestivals an Istanbuler Universitäten, aber auch einmal in Izmir aufgetreten sind. Daher bietet die Marmara Universität großartige Möglichkeiten, sich auch außerhalb der Kurse aktiv zu beschäftigen.

Wohn- und Lebenssituation

Etwa einen Monat vor meiner Abreise habe ich mich darum gekümmert, ein Zimmer oder eine Wohnung zu finden. Schließlich habe ich über Bekanntschaften ein zentrales Zimmer in Kadiköy gefunden. Ich empfehle dringend, sich eine Unterkunft in Kadiköy zu suchen, da sich alle Campusse der Marmara-Universität auf der asiatischen Seite befinden und Kadiköy an sich ist ein sehr lebhafter und moderner Stadtteil. Es gibt auch viele Facebook- und WhatsApp-Gruppen, die dabei helfen, ein Zimmer oder eine Wohnung zu finden.

Ich habe auch Studenten kennengelernt, die über AirBnB eine Unterkunft gefunden haben. Daher, wenn ihr bis zum Abflug nichts gefunden habt, bucht euch vorübergehend ein AirBnB und fragt aktiv bei den ESN Events nach. Einige Studenten haben darüber ein Zimmer zu einem guten Preis gefunden.

Wenn man früher dachte, dass die Türkei ein günstiges Land ist, hat sich das zu Beginn des Jahres 2024 drastisch geändert. Ticketpreise für Museen haben sich zum Beispiel verdoppelt oder sogar verdreifacht. Aber auch die Preise für Lebensmittel, Imbisse oder Restaurants sind deutlich gestiegen. Zum Teil sind die Preise in der Türkei mit denen in Deutschland nahezu identisch.