Aber wie begann das eigentlich alles, mit dem Verlieben und so? Die Vorbereitungen für das Auslandssemester verliefen problemlos. Über ein Online-Formular konnte ich mich bei der Gastuniversität anmelden. In Windeseile, meist am gleichen Tag noch, wurden meine Unterlagen, für welche ich Unterschriften benötigte, bearbeitet. Alles verlief unkompliziert und reibungslos. Das einzige, was mir lange ein wenig Sorge bereitete, war meine Unterbringung. Jeden Tag checkte ich meine Mails und die Webseiten der Universität. Im Nachhinein betrachtet vollkommen übertrieben. Für Unterbringung ist gesorgt. Plätze im Wohnheim sind für Erasmus-Studierende reserviert. Ungefähr drei Wochen vor meiner Abreise dann die erlösende Nachricht. Doch wo genau ich wohnen sollte, erfuhr ich erst bei meinem Einzug. Gewohnt wurde in meinem Jahrgang in Envelopa, im Generál Svoboda Wohnheim oder in Neředín. Envelopa liegt nah an der Innenstadt und bietet einen ganzen Gebäudekomplex mit Drei-Bett-Zimmern (eventuell auch andere Möglichkeiten) für Erasmusstudierende. Neředín liegt außerhalb, hier benötigt man definitiv eine Fahrkarte, um ins Zentrum zu kommen. Es ist jedoch definitiv komfortabler und wenn ich es so beschreiben kann „hochklassiger“ als Envelopa. Meist wohnen hier Studierende der Fakultäten Sport oder Gesundheit. Ich hingegen wohnte in Envelopa in einem Drei-Bett-Zimmer und habe das sehr genossen und ganz großartige Erfahrungen damit gemacht. (Link zu den Wohnheimen: https://skm.upol.cz/en/) In Olomouc angekommen, war ich erstmal ein bisschen verloren, aber da der gesamte Wohnheimblock komplett mit Austauschstudierenden belegt wurde, knüpfte man schnell Kontakte und schloss sich mit anderen zusammen. Und da stand auch schon die Orientierungswoche vor der Tür, perfekt durchgeplant vom International Office und ESN Olomouc war das ein Kinderspiel. Vom Wohnheimeingang abgeholt werden, direkt überall hingelotst werden, täglich Veranstaltungen und jede Menge Spaß und Möglichkeiten, die anderen Erasmus-Studierenden kennenzulernen. Eine ausgefüllte Woche, in der definitiv keine Langeweile aufkam und man sich ganz schnell eingelebt hat. Die Stadt wurde gezeigt, es wurde alles genau erklärt und idiotensicher beschrieben. Es konnte also nichts schief gehen. Danach begann dann das Studentenleben. Um ehrlich zu sein, waren meine Erwartungen ganz anders als das, was ich zu bieten bekam. Kleiner Disclaimer: Auch die oben beschriebene Bearbeitung der Unterlagen gilt nur für mein Studienfach. Alle Austauschstudierenden haben unterschiedliche Ansprechpartner*innen an ihren Fakultäten, welche sich individuell um Anliegen kümmern. So ist es auch mit den Kursen gewesen, welche unterschiedlich organisiert wurden. Meine Kurse waren ausschließlich mit Erasmusstudierenden belegt. Der Anspruch in den Kursen war überschaubar. Oft ging es darum anwesend zu sein und als Abschlussprüfungen waren meistens kleine Vorträge oder Essays gewünscht. Ich will mich nicht beschweren. Das gab mir die Zeit, jede Veranstaltung mitzunehmen, die mich interessierte, viel zu reisen, die Zeit mit neuen Leuten zu genießen und auch mal ein wenig zu verschnaufen vom Studium in Deutschland. Klar habe ich neue Gedankenanstöße durch meine Kurse bekommen, aber wer jetzt etwas Großes und eine komplette Erleuchtung erwartet der ist hier meiner Meinung nach falsch. Doch auch hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Fakultäten. Einige Studierende besuchten Kurse gemeinsam mit tschechischen Studierenden oder mussten anspruchsvollere Aufgaben erfüllen, wie auch eine Abschlussprüfung in klassischer Form ablegen. Mit den Dozenten meiner Fakultät herrschte ein sehr entspanntes Verhältnis, in dem man sich auch über private Dinge und das typisch tschechische Leben austauschte. Anfangs war ich enttäuscht, keine Einheimischen kennenzulernen, da das mein großer Wunsch war. Jedoch muss ich zugeben, dass es meiner Erfahrung nicht geschadet hat und ich dadurch eher die Chance hatte, mich mit Menschen zu umgeben, die einen ähnlichen Lebensstil wie ich hatten. In Olomouc lässt es sich insgesamt sehr gut leben. Die Stadt ist so überschaubar, dass man gut zu Fuß alles Nötige erreicht. Supermärkte sind in der unmittelbaren Umgebung und auch ein großes Einkaufzentrum bietet breite Möglichkeit zum Einkaufen. Über die Uni wurde eine Versicherung abgeschlossen, die für den Arzt nötig war. Dieser befindet sich direkt neben dem Wohnheim und ist somit schnell und auch in Notfällen zu erreichen. Die Kosten für Lebensmittel sind vergleichbar mit den deutschen Preisen, aber alle anderen Dinge wie Fahrkarten oder Freizeitangebote sind meist viel günstiger. Die Universität bietet ein breites Sportprogramm von Fußball über Tanzen und Spinning. Auch die Mensapreise sind human, minimal niedriger als die Potsdamer Mensapreise. Das Mensasystem funktioniert ein wenig anders, aber ist sehr einfach zu verstehen.