Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Bewerbung und die Kontaktaufnahme mit der Universidad de Málaga (UMA) gestaltet sich ziemlich einfach. Man bekommt eine Mail, wenn man nominiert wurde, und folgt dann einfach den Schritten. Ich musste nicht mal ein Bewerbungsschreiben schicken. Die Webseite ist auf Spanisch und Englisch zu lesen, wobei viele Teile auch nicht auf Englisch übersetzt werden bzw. die Übersetzung nicht immer funktioniert. Du kannst nach einem Bachelor- oder Masterstudiengang suchen, der Vorlesungen enthält, die dich interessieren, oder die ähnlich zu deinem Studiengang in Deutschland sind, sodass es mit der Einbringung klappen kann. Auf Mailkontakt kann man sich nicht immer zu 100% verlassen, einige Professoren antworten sehr spät oder gar nicht. Deswegen am besten direkt zu den Verantwortlichen hingehen oder zum International Office. Aber auch hier gilt, dass nur wenige Englisch sprechen, sodass du deine Probleme in Spanisch vorbringen musst. Das Learning Agreement füllst du online aus und wird dann nach Absendung und Bestätigung automatisch vom Dekan unterzeichnet. Lediglich für das Confirmation of Stay Dokument musste ich mich vor Ort um eine Unterschrift bemühen. Du wirst wahrscheinlich sowieso noch Kurse ändern (wenn nicht sogar alle). Besuch am besten die erste Woche richtig viele Kure, auch wenn sich da Sachen überschneiden, und schau, wen du cool findest, was dich interessiert. Schau, dass du am Freitag frei hast. Donnerstag gehen viele Studis aus und es ist der perfekte Tag, um neue Leute kennenzulernen. Außerdem beginnen viele Wochenendtrips bereits am Freitag.
Studium an der Gastuniversität
Je nachdem an welchem Campus du studierst, bist du entweder in El Ejido oder Teatinos. Manchmal hast du sogar Vorlesungen an beiden Standorten. Während ersterer im Zentrum liegt, befindet sich der zweite außerhalb. Mit dem Bus ist man aus dem Zentrum mindestens 40 Minuten unterwegs. Das schreckt viele ab, wenn man sich aber gut organisiert, sollte es kein Problem sein. Nimm dir ein Buch oder Musik mit und fertig. Der Campus ist auf den ersten Blick hässlich, aber dann doch eigentlich ganz schön, gerade im Sommer. In Teatinos gibt es einige günstige Tapasbars, in der die Studenten gemeinsam die Zeit verbringen mit essen und reden. Im Center, welches sehr touristisch ist, kostet das einiges mehr. Die Menschen sind jung, aber sehr entspannt. Viele wohnen noch zu Hause. Generell ist es nicht so einfach, mit den Studis in Kontakt zu kommen, da sich schon Freundeskreise gebildet haben. Generell ist es um einiges verschulter als das System in Potsdam. Kleine Klassen, viel Frontalunterricht, keine wirklichen modernen Lehrmethoden. Es gibt keine Wahlmöglichkeiten, oftmals haben alle denselben Stundenplan, sodass man seine Kommilitonen eigentlich jeden Tag den ganzen Tag sieht. Im Master beginnen die Vorlesungen oftmals erst nach 16 Uhr, da viele Spanier vormittags arbeiten. Wir hatten vor allem Projekte und Präsentationen, nur wenige Klausuren. In den letzten Wochen viel Unistress. Gute Noten sind zu erreichen, es kommt aber (wie überall) immer auf Fach und vor allem Lehrkraft an. Dazu auch auf die Gruppe, in die man gepackt wird. Oftmals achten die Verantwortlichen allerdings darauf, dass die internationalen Studenten mit den einheimischen gemischt werden. Die Vorlesungen waren alle auf Spanisch, englischsprachige zu finden war sehr schwierig. Allerdings war es in allen möglich, auf Englisch zu antworten und auch die Klausuren/Präsentationen in Englisch zu bewältigen. Die Ausstattung der Poolräume und Bibliothek würde ich als ausreichend beschreiben, es war nichts Besonderes vorzufinden, allerdings war alles da, was man brauchte. Für eine persönliche Betreuung abseits der Angebote der Uni kann ich das Buddyprogramm empfehlen. Jeder interessierte Student bekommt einen Studenten von vor Ort zugeteilt, der einem besonders zu Beginn bei organisatorischen und technischen Fragen zur Seite steht und einem auch hilft, sich in das Universitätsleben zu integrieren. Meine Empfehlung dabei lautet allerdings, dass man sich dafür so früh wie möglich bewerben sollte, da die Plätze sehr beliebt sind. Dies ist auch schon aus Deutschland möglich, ohne Zugang zu seinen Unidaten zu haben.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Ich habe sowohl spanische als auch internationale Freunde gehabt, wobei die internationalen überwogen haben. Ich finde, man sollte sich generell nicht zu sehr darauf versteifen, die ultimative originale 100% Spanien-Erfahrung zu machen. Wer nett ist, ist nett. Im Erasmus ist es einfach zugegebenermaßen sehr schwierig, an die Einheimischen heranzukommen, deswegen ist es keine Schande, mit den Erasmus-Leuten auszugehen. Generell ist die Erasmus-Community sehr offen und aufgeschlossen und man lernt sehr schnell neue Menschen kennen, gerade durchs Feierngehen, wenn es dir denn Spaß macht. Sonst habe ich viel mit Menschen aus der ganzen Welt gemacht: Neben den Europäern hat es auch viele Südkoreaner und Lateinamerikaner nach Málaga gezogen, deren Kultur zur Deutschen natürlich deutlich mehr Unterschiede aufweist, als beispielsweise die Spanische zur Deutschen. Deswegen habe ich besonders diese Erfahrungen sehr genossen. Alle haben mein Leben unglaublich bereichert und ich zähle sie zu einem Teil meines Lebens, ganz gleich, wo sie wohnen. Einheimische kennen zu lernen ist mir beispielsweise bei meinem dortigen Handballverein gelungen, wo keine Internationalen dabei waren und welche auch kein Englisch gesprochen haben, was meinem Spanisch sehr geholfen hat. Leute von „dort“ kennenzulernen, ist natürlich umso leichter, je besser dein Spanisch ist. Die Kurse an der Uni Potsdam sind für Studenten kostenlos, weshalb ich immer empfehlen würde, vorher einen Spanischkurs zu machen, selbst wenn es nur zur Auffrischung ist. Man lernt zum Beispiel andere Studenten kennen, die aus Deutschland nach Spanien ins Erasmus gehen, und mit denen man zusammen organisatorische Probleme lösen kann oder sie während ihres Aufenthaltes in Spanien besuchen. Sobald du Spanisch sprichst bzw. ein wenig die Floskeln kennst, sind dir die Leute gleich aufgeschlossener, da du dich von den Touristen unterscheidest, von denen es in Málaga jede Menge gibt. Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, auch vor Ort weiter professionell Spanisch zu lernen, was über Privatpersonen oder Kurse an der Uni möglich ist.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor meinem Aufenthalt hatte ich sechs Jahre Spanisch an der Schule, allerdings war nach fünf Jahren Pause davon nicht mehr viel übrig. Der A2 Kurs, in den ich von der Uni Potsdam unglücklicherweise eingestuft wurde, hat mir zwar geholfen, allerdings weniger als erhofft. Im Mündlichen war ich allerdings nach kurzer Zeit wieder auf einem guten Niveau, allerdings habe ich nicht unbedingt mein schriftliches Können und meine Grammatik verbessert, da Fragen in meinen Vorlesungen auf Englisch beantwortet werden konnten. Außerdem wurde im Erasmuskontext vor allem Englisch gesprochen, weshalb sich mein Spanisch in dem halben Jahr zwar verbessert hat, allerdings nicht so weit wie ich es mir erhofft habe. Wer seinen Fokus auf das Spanischlernen legen möchte, sollte auf jeden Fall mit einem guten Niveau hingehen, um die Einstiegshürde in Gespräche zu senken und sich auch viel außerhalb des Erasmuskontextes Freunde und Hobbies suchen.
Wohn- und Lebenssituation
Je nachdem an welchem Campus man studiert und worauf man seinen Fokus legt, sollte man sich eine Wohnung in der Nähe von Teatinos oder dem Zentrum suchen. Die Vorlesungen finden wie gesagt hauptsächlich in Teatinos statt, das Freizeitleben und vor allem das Nachtleben im Zentrum. Meine Unterkunft habe ich bereits aus Deutschland gemietet und über eine Internetplattform namens Idealista gefunden, es gibt allerdings auch weitere und auch in den Erasmusgruppen werden viele Wohnungen angeboten oder Mitbewohner gesucht. Der Vorteil, seine Wohnung bereits aus Deutschland zu mieten, ist natürlich, dass man sofort in seine Wohnung einziehen kann. Viele Studenten haben sich allerdings für die ersten Wochen ein Hostel oder ein Airbnb gemietet und sich dann vor Ort auf die Suche nach einer passenden Wohnung gemacht, und sich somit auch ermöglicht, die Mitbewohner auszusuchen. Preislich ist ab 250 Euro alles möglich, je nachdem, welche Lage und Ausstattung man haben möchte. Heizungen waren rar, weshalb viele im Winter vor allem nachts gefroren haben. Unsere Wohnung war genau zwischen dem Zentrum und Teatinos, weshalb beides mit dem Rad innerhalb von 10 Minuten zu erreichen war. Mit dem Bus, welcher sehr unregelmäßig fährt (auf die Pläne kann man sich nicht verlassen), braucht man zwischen 20 und 30 Minuten und muss auch noch ein gutes Stück laufen. Eine Monatskarte kostet 26 Euro, ein Einzelticket 1,40 Euro. Das Einzelticket musste man in Bar zahlen, ansonsten bin ich das halbe Jahr fast komplett ohne Bargeld ausgekommen, da man überall bargeldlos zahlen konnte. Das hat mit meiner Geld- oder Kreditkarte aus Deutschland gebührenlos geklappt. Neben meiner Bank war auch meine Krankenversicherung innereuropäisch ohne Aufpreis nutzbar, dass solltet ihr aber auf jeden Fall vorher checken. Ich musste diese zum Glück nicht in Anspruch nehmen, allerdings habe ich vor allem von anderen Deutschen gehört, dass sie mit dem gesetzlichen Angebot in Spanien sehr unzufrieden waren, weshalb sie dann entweder private Leistungen in Anspruch genommen haben oder für eine Behandlung zurück in die Heimat geflogen sind. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten geringer als in Deutschland, was zum Beispiel an dem deutlich geringeren Mindestlohn (6,06€ Stand Februar 2022) und den besseren Anbaumöglichkeiten in Spanien liegt. Besonders in den touristischen Gebieten unterscheiden sie sich allerdings kaum vom deutschen Durchschnitt. In den günstigeren Teilen kann man seine Freizeit allerdings sehr gut bei Tapas und Gesprächen verbringen. Wer eine aktivere Freizeitgestaltung bevorzugt, kann beispielsweise das umfangreiche Sportangebot der Uni in Anspruch nehmen, welches Fußball, Basketball, Volleyball oder auch Sportkurse für Schwimmen, Yoga, Pilates, um nur einige zu nennen, beinhaltet. Darüber hinaus gibt es auch neben der Uni diverse Angebote für Tanzkurse wie Bachata, Salsa, Flamingo, ... und vor allem am Strand werden auch vielerlei Sportarten privat oder von Organisationen angeboten. An den Wochenenden werden von einer Agentur speziell für Erasmusstudierende Tagestrips in alle touristischen Städte Andalusiens angeboten. Darüber hinaus gibt es auch Wochenendtrips nach Portugal, Madrid, Barcelona oder Valencia, wo mindestens ein, oftmals auch mehrere Busse voll mit Erasmusstudenten besetzt sind. Abschließend gibt es auch jeden Abend mehrere Möglichkeiten für Partys im Zentrum.
Studienfach: Computer Systems Networking and Telecommunications
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 03/2022
Gastuniversität:Universidad de Málaga
Gastland:Spanien
Rückblick
Den Reiz des Erasmussemesters machen für mich die Leute aus, mit denen man es verbringt. Das beginnt für mich bei der WG, die man sich mit Leuten teilen sollte, mit denen man sich versteht, geht über die Leute, mit denen man seine Uniaufgaben löst und sich auf Prüfungen vorbereitet und hört auf bei den Leuten, mit denen man seine Freizeit verbringt. Aus diesem Grund empfehle ich, bereits einen Monat vor dem Semesterstart nach Málaga zu reisen, zum Beispiel für einen Sprachkurs, da man ansonsten bereits feste Freundesgruppen vorfindet und mit laufender Uni weniger Freizeit hat. Zu Beginn sollte man jedes Event mitnehmen, das angeboten wird. Wenn man seinen Freundeskreis gefunden hat, kann man auch mit diesem Trips planen und somit selber entscheiden, worauf man die Prioritäten legt. Insgesamt sollte man diese Zeit nutzen, um so viele Dinge wie möglich zu erleben und auszuprobieren, da man vermutlich nie wieder in seinem Leben so unabhängig und mit weniger Verantwortlichkeiten ausgestattet ist wie in diesem halben Jahr.