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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Als Student der Bachelorkombination Politik und Wirtschaft entschied ich mich, das fünfte Semester in Madrid mit dem Erasmusprogramm zu verbringen. Ich studierte von Anfang September 2022 bis Ende Januar vier Fächer in der spanischen Hauptstadt in Landessprache. Doch bevor der Spaß beginnt, muss man durch einen Haufen Bürokratie kämpfen. Da es ein von Steuergeldern – meiner Meinung nach kräftig – finanziertes Programm ist, hat das wohl seine Richtigkeit. Im Zweifelsfall hilft das International Office. Die Befolgung der Leitbogen führt jedoch meistens schon zum Erfolg. Verpasst keine Fristen! Die Kotaktaufnahme mit der Rey Juan Carlos ist schwieriger. Antworten auf Fragen können auf sich warten lassen und es kommt durch Missverständnisse schnell zu unbefriedigenden Aussagen. Der „Carpeta Ciudadana“ (https://sede.urjc.es/en/menu-de-usuario) zeigt immer noch zu erledigende Aufgaben an. Es gilt diesen einfach regelmäßig checken und mit den gewünschten Dokumenten zu füttern.


Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität:Universidad Rey Juan Carlos

Gastland:Spanien

Studium an der Gastuniversität

Wer sich für ein Studium in Spanien entscheidet, der muss sich auf ein anderes System als das deutsche einstellen. In Kurzform fühlt es sich in großen Teilen wie in der Schule an. Die Studierenden des ersten Jahres sind oft noch minderjährig. Die Kurswahl für die Spanier ist nicht frei, sondern durch einen Stundenplan vorgeben. Daher wird man als Erasmusstudent Kurse verschiedener Studienjahre besuchen. Diese unterscheiden sich im Klima durch die unterschiedlichen Reifegrade der Mitmenschen sehr. So wird man sich in Kursen des ersten Jahres sehr alt fühlen. Allerdings empfiehlt es sich, mindestens einen solcher Kurse zu belegen, da man mit der Sprache schon genug zu kämpfen hat. Allerdings kommt man erstaunlich schnell rein in fremdsprachigen Unterricht. Die vielbeschworene Anwesenheitspflicht hängt völlig vom Dozenten ab. Fakt ist, dass man öfter präsent sein muss, oft, um den Kurs zu bestehen. Allein Zwischenklausuren während des Semesters und Präsentationen sorgen dafür. Die Beziehung zu den Dozenten ist ein völlig andere. Sie kennen viele Studierende beim Namen und werden selbst per Du und Vornamen oft angeredet. Zwischenfragen und sonstige Partizipation sind ausdrücklich erwünscht. Auch die Bitte, etwas zu wiederholen, stellt kein Hindernis dar. Der Unterrichtsstil variiert von Dozenten zu Dozenten. Folien sind keine Selbstverständlichkeit und konstantes Mitschreiben wird verlangt. Oft sind diese Mitschriebe die einzige direkt auf den Unterricht bezogene Lernquelle. Für Wirtschaftskurse gilt, dass die gewohnte Aufteilung zwischen Übung und Vorlesung inexistent ist. Entweder werden Aufgaben in den Unterricht integriert oder es gibt schlichtweg „zwei Vorlesungen“. Die Quantität ist überwältigend. Die Qualität nicht unbedingt. Manche Unterrichtsinhalte sind veraltet, sehr stark vereinfacht oder erscheinen etwas unnütz. Mir ging es hauptsächlich um die Sprache, weswegen mir das egal war. Ich kann nur für spanischsprachige Kurse eigene Aussagen treffen. Über die englischsprachigen hörte ich von vielen unterschiedlichen Quellen, dass das sprachliche Niveau der Dozenten sehr schlecht ist. Wer mit einem guten B1 oder besser einem soliden B2 in Spanien ankommt, kann meiner Erfahrung nach problemlos spanischsprachige Kurse belegen. Ich kam sehr schnell rein. Die Professoren waren sehr gut zu verstehen, mit einer Ausnahme, weswegen ich diesen Kurs abwählte. Wir reden jedoch von einem Professor und ich habe anfänglich in sieben Vorlesungen reingehört. Ich möchte jeden und jede explizit ermuntern, das Wagnis einzugehen. Mein Sprachverständnis hat sich sehr verbessert. Schriftliche und mündliche Beiträge erweiterten mein Spanisch auch in dieser Hinsicht wesentlich. Ihr werdet jedoch oft nur ein bis zwei Austauschstudierende in der Klasse sein. Gerade deshalb jedoch sollten die Professoren euch bald kennen und im Regelfall auf eure Bedürfnisse eingehen. Sprecht dazu einfach mit ihnen. Ich schrieb keine Klausur ohne Wörterbuch und andere baten um mehr Zeit in Klausuren.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Meine Erwartung bei Antritt des Auslandssemesters war, möglichst viele Einheimische zu treffen und die Erasmus-Bubble klein zu halten. Durch die Erfahrung anderer Studierenden im Ausland wusste ich, dass sich typischerweise Kreise bilden, die nur aus Erasmusstudenten – im schlimmsten Fall des gleichen Landes – bestehen. Da ich auf Spanisch mit quasi nur Spaniern studierte, dachte ich, dies vermeiden zu können. Doch die wohl größte Überraschung meines Aufenthalts war, dass es sehr schwer ist, einheimische Kontakte zu knüpfen. Man findet schnell hilfsbereite Menschen, Kommilitonen, mit denen man lernt oder Unklarheiten aufklärt. Jedoch richtige Freundschaften mit Spaniern – insbesondere bei einem Semester Aufenthalt – sind sehr schwer zu knüpfen. Andere Erasmus-Studierende bestätigten mir, dieselbe Erfahrung gemacht zu haben. Umso einfacher und wichtiger sind Kontakte mit anderen Austauschstudenten. Diese suchen wie ihr neue Freunde. Auf den zahlreichen Veranstaltungen des Erasmus-Student-Networks werdet ihr schnell eine Unmenge an Menschen kennenlernen. Es gilt, diejenigen mit gleichen Interessen möglichst schnell kennenzulernen. Im Regelfall sind das eure primären Bezugspersonen während des Semesters.

Wohn- und Lebenssituation

Das vielleicht beste an der Rey Juan Carlos ist das Erasmus Student Network (ESN). Dieses besteht auf einheimischen Studierenden, die viel Zeit und Energie aufbringen, um euren Aufenthalt so erlebnisreich wie möglich zu machen. Jeden Monat gibt es einen Kalender mit verschiedensten Veranstaltungen. Diese reichen von gemeinsamen Besuchen der Sehenswürdigkeiten in Madrid, Tagesauflügen bis hin zu Ausfahrten von mehreren Tagen, z.B. nach Portugal. Schön war das Ritual, jeden Donnerstag in dieselbe Bar und anschließend in denselben Club zu gehen. Bitte wiederholt nicht meinen Fehler und denkt, ihr bekommt schon spontan eine Wohnung. Das kann klappen, kann jedoch auch sehr viel Stress erzeugen. Ich empfehle die Suche mit einem Monat Vorlauf. Die Anzahl an Anbietern ist erschlagend. Das Äquivalent zum deutschen „WG-gesucht“ ist „Idealista“ (https://www.idealista.com/). Jedoch solltet ihr euch bewusst machen, dass das Konzept WG hier nicht in derselben Form wie in Deutschland existiert. Primär liegt es daran, dass viele Spanier erst sehr spät ausziehen. Und die WGs, die dann zu euch passen, wollen typischerweise keine Mitbewohner für nur ein Jahr. Auf Idealista findet ihr aber auch Angebote von Organisationen, die auf Erasmus spezialisiert sind. Ihr werdet ein wenig mehr zahlen. Jedoch teilt ihr dann eure Wohnung mit Studenten, die wie ihr im Auslandssemester sind und Spaß haben wollen. Weitere Vorteil dieser Erasmusflats ist, dass sie unglaublich zentral gelegen sind. Dadurch ist der Weg zur Uni länger, Clubs und Bars jedoch einfach zu erreichen. Gerade, da die Metro von 1:30 bis 5:00 nicht fährt, ist das ein wichtiges Argument. Ich selbst lebte mit Spaniern in einer 3er-WG und es war eine Frage der Zeit, bis mein Lebensstil als Erasmusstudent öfter auszugehen mit ihrem Bedürfnis viel zuhause zu lernen kollidierte. Mein Vermittlungsanbieter war aluni.net. Diese sind viel fairer und günstiger als die meisten Konkurrenten. Allerdings ist es völlig offen, mit wem ihr zusammenlebt. Bei auf Erasmus-Studierende spezialisierten Anbietern ist das zwar genauso, jedoch wissen sie, dass es internationale Studierende sind. Passt auf bei vorzeitigen Zahlungsaufforderungen. Geschichten von falschen Wohnungen sind keine Seltenheit. Eine Organisation gibt diese Sicherheit für eben etwas mehr Geld. Für eine WG in zentraler Lage, die akzeptabel ausgestattet ist, solltet ihr monatlich von 450 bis 600€ einplanen. Nach oben gibt es bekanntlich keine Grenzen. Madrid verfügt über ein exzellentes Metrosystem. Für Jugendliche kostet das Ticket für alle Verkehrsmittel in der Comunidad de Madrid, was in etwa das „Bundesland“ Madrid meint, gerade einmal 10€. Ihr müsst vorher einen Termin vereinbaren, der frühstens in zwei Wochen sein wird. Macht daher den Termin vor eurer Ankunft unter tarjetatransportepublico.crtm.es/CRTM-ABONOS/cita.aspx. Ihr braucht unbedingt einen Termin, zu dem ihr mit Personalausweis erscheint, online beantragen klappt als Nicht-Spanier (meiner Erfahrung nach) nicht. Madrid ist für eine europäische Großstadt nicht übermäßig teuer. Lebensmittel entsprechen in etwa deutschen Preisen. Den Wocheneinkauf erledigt ihr am besten bei „Mercadona“ oder „Día“. Dies sind natürlich nur Empfehlungen. Eure primäre Ausgabenwird der deutlich aktivere Lebensstil. Öfters über das Wochenende verreisen, regelmäßig in Bars zu sein und die Möglichkeiten, Madrid zu erkunden, kosten einfach Geld. Allerdings findet man auch hier die günstigen Optionen schnell. So kostet ein Bier in der Kette „100 Montaditos“ 2€.

Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität:Universidad Rey Juan Carlos

Gastland:Spanien


Rückblick

„Erasmus wird die Zeit deines Lebens“. Diesen Satz habt ihr schon oft gehört und werdet ihn bis zu eurem Aufenthalt noch öfters hören. Und würde ich euch jetzt meine Highlights der fünf Monate in Bildern zeigen und die Geschichten dazu erzählen, dann könnte wohl kein Zweifel aufkommen, dass dem so ist. Unglaubliche Partys, Surfen im Atlantik oder Paella in Valencia scheinen keinen anderen Schluss zuzulassen. Jedoch vergesst bitte nicht, dass ihr nur Bilder der Highlight zu sehen bekommt. Zur Realität gehört, dass ein Anfang in einer neuen Stadt, zudem im Ausland, auch nicht nur einfach ist. Aber die Grundidee von Erasmus ist, Europa und die Welt zusammenzubringen. Und dies geschieht, wenn ihr rausgeht und Erfahrungen macht. Lasst euch nicht stressen und versucht so viel wie möglich zu reisen und Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. Habt kein vorgefertigtes Bild eures Aufenthalts, sondern startet rein und nehmt mit, was ihr bekommen könnt!

Spanien

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