Relativierung von Welten
Lothar Mikos ist Professor für Fernsehwissenschaft an der Filmuniversität Babelsberg und Honorarprofessor für Theorie und Praxis der kollaborativen Innovation an der University of International Business and Economy (UIBE) in Peking. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zu Film- und Fernsehthemen und Aspekten der Populärkultur veröffentlicht.
Was nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Die Suche nach außerirdischem Leben und die Theologie
Michael Waltemathe (Universität Bochum, Theologie)
Die Astrotheologie (oder Exotheologie) diskutiert vorwiegend die Bedeutung der Entdeckung außerirdischen Lebens, und vor allem intelligenten außerirdischen Lebens. Diese Fragestellung zielt allerdings nicht so sehr auf das möglicherweise entdeckte bzw. zu entdeckende außerirdische Leben, sondern vielmehr auf die menschliche, gesellschaftliche Reaktion auf diese Entdeckung. Ein Beispiel dafür ist die von Ted Peters durchgeführte „Alien crisis survey“. Ted Peters befragte im Rahmen dieser Untersuchung Personen auf die von ihnen projizierten Reaktionen religiöser Gemeinschaften und Traditionen hinsichtlich der Entdeckung außerirdischen Lebens und projiziert mögliche Folgen für die Zukunft irdischer Religion.Da sich die Astrotheologie nun vorrangig auf menschliche Reaktionen, also die Reaktionen von Religion und Theologie auf außerirdisches Leben konzentriert, liegt es nahe, diesen Bereich konsequent zu erweitern, hin zum Blick auf außerirdisches menschliches Leben.Menschliche Raumfahrt ist ein Feld, in dem die Grenzen irdischen Lebens überschritten und neue Erfahrungen gemacht werden. Astrotheologie sollte sich daher auch mit der menschlichen Entdeckung des Weltalls beschäftigen. Während die Zukunft menschlicher Weltraumfahrt auf der einen Seite Spekulation im Rahmen physikalischer, technischer und biologischer Möglichkeiten ist und sich gleichsam im Bereich der Science-Fiction bewegt, stellt menschliche Weltraumfahrt einen Innovationsmotor für Naturwissenschaftler und Ingenieure dar; diese erforschen und erweitern die Grenzen ihres aktuellen Wissens und Könnens, was in diesem Zusammenhang auch für Theologie gelten können sollte.An einigen aktuellen Beispielen und möglichen zukünftigen Weltraum-Missionen soll der Zusammenhang von bemannter Weltraumfahrt und Theologie dargestellt und relevante Problemfelder besprochen werden. Es wird um die Möglichkeiten der Besiedlung anderer Welten gehen und um die Anforderungen der Weltraum-Umgebung an religiöse Praktiken und Regeln und deren mögliche ethische Konsequenzen. Die Entdeckung außerirdischen Lebens und die Konsequenzen für Theologie und Religion werden ebenso angesprochen wie religiöser Widerstand gegen bemannte Weltraum-Missionen.
Michael Waltemathe ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Evangelische Theologie der Ruhr-Universität Bochum. Er arbeitet im Bereich Praktische Theologie und Religionspädagogik. Er studierte Chemie an der Technischen Universität Dortmund, bevor er zum Theologiestudium an der Ruhr-Universität Bochum wechselte. Nach Abschluss seines Studiums der Chemie und Theologie promovierte er in Theologie mit einer Dissertation über den Einsatz von Computerspielen im Religionsunterricht. Seit dem Jahr entwickelte er Forschungsinteressen an den Zusammenhängen zwischen Religion, Spiritualität und Raumfahrt. Er erforscht diese Zusammenhänge in der Geschichte der Raumfahrt sowie im historischen und zeitgenössischen theologischen und philosophischen Denken.