Symposium zur Eröffnung des Netzwerks am 18. & 19.10.2018
Im Rahmen ihrer strategischen Forschungsförderung fördert die Universität Potsdam seit dem Frühsommer 2018 das »Netzwerk Digitale Geisteswissenschaften«. Ins Leben gerufen von Prof. Dr. Peer Trilcke (Juniorprofessor für Deutsche Literatur und Leiter des Theodor Fontane Archivs) sowie Prof. Dr. Birgit Schneider (Professorin für Medienökologie) wird die Forschungsinitiative Aktivitäten im Bereich der Digitalen Geisteswissenschaften bündeln und stärken.
Die Forschungsinitiative dient zur interdisziplinären Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie zum Ausbau der Digital Humanities am gesamten Forschungsstandort Potsdam. Die Zusammenarbeit zwischen den Instituten der Philosophischen Fakultät sowie zwischen den Fakultäten der Universität Potsdam und weiteren Potsdamer Forschungseinrichtungen, etwa der Fachhochschule Potsdam, wird dabei ebenso befördert wie die Kooperation mit nationalen und internationalen Verbünden der digitalen Geisteswissenschaften.
Am 18.10. und 19.10.2018 wurde das Netzwerk für Digitale Geisteswissenschaften mit Keynotes und einem Workshop offiziell eröffnet.
Programm:
Donnerstag 18.10.2018 18:00 Uhr c.t.
Ort: Campus Am Neuen Palais, Haus 8 Raum 0.58 (Foyer)
Grußworte:
18:00 Uhr c.t.
Prof. Dr. Robert Seckler, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs.
Prof. Dr. Thomas Brechenmacher, Dekan der Philosophischen Fakultät
Keynotes:
18:30 Uhr
Die Digital Humanities zwischen Forschung und Infrastruktur
Prof. Dr. Frank Fischer (Higher School of Economics Moskau | DARIAH-EU)
19:00 Uhr
Strukturen, Algorithmen, Daten. Womit rechnen die Geisteswissenschaften?
Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann (TU Berlin)
19:30 Uhr
Podiumsdiskussion
20:00 Uhr
Empfang
Abstracts:
Frank Fischer (HSE Moskau |DARIAH-EU)
Die Digital Humanities zwischen Forschung und Infrastruktur
Die Digitalisierung und Technisierung hat auch vor den Humanities nicht Halt gemacht. In geisteswissenschaftlichen Zusammenhängen von Algorithmen, Operationalisierung oder Infrastrukturen zu reden, löst sicher keine allzu schlimme kognitive Dissonanz mehr aus. Das Digitale ragt in vielerlei Gestalt in den Forschungsalltag hinein. Aber wie macht man eigentlich ›Digital Humanities‹? Der Vortrag rekapituliert, wie neue Tools und Methoden neue Ebenen im Forschungsprozess geschaffen haben, auf denen man sich fachübergreifend verständigen kann. Noch nie waren die Geisteswissenschaften so interdisziplinär wie unter den Bedingungen der Digital Humanities. Das Oszillieren zwischen hermeneutischen Fragestellungen und (software-)technischen Implementierungen hat aber auch den Komplexitätsgrad nach oben schnellen lassen. Die Reaktion darauf besteht u.a. in der Bildung entsprechender Zentren, Labs und Projektteams. Immer wichtiger wird aber auch der Betrieb geeigneter Forschungsinfrastrukturen, lokal wie international.
Frank Fischer ist Associate Professor für Digital Humanities an der Higher School of Economics in Moskau. Gleichzeitig ist er einer von drei Direktoren von DARIAH-EU [https://www.dariah.eu/], der Digital Infrastructure for the Arts and Humanities. Er hat Informatik, Germanistik und Hispanistik studiert, wurde an der Universität Jena mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit promoviert und ist Ancien Pensionnaire de l'École Normale Supérieure in Paris.
Hans-Christian von Herrmann (TU Berlin)
Strukturen, Algorithmen, Daten. Womit rechnen die Geisteswissenschaften?
Markowketten sind ein mathematisches Schlüsselkonzept des Informationszeitalters. Formuliert wurde es bereits 1913 anhand eines literarischen Textes, im selben Jahr also, in dem Kasimir Malewitsch die Malerei von den Formen der Natur befreite. Mit einem Schlag trennte es die Sprache von ihren Gegenständen, um stattdessen Strukturen hervortreten zu lassen, die keiner menschlichen Intention mehr zuzurechnen waren, sondern als Ergebnis eines Zufallsprozesses erschienen. Mit Claude Shannons Informationstheorie wurde daraus nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein epochales epistemisches Ereignis, das schnell auch in den Geisteswissenschaften registriert wurde. An diese Anfänge der Digital Humanities gilt es noch einmal zu erinnern, wenn heute die Frage nach ihrer Zukunft gestellt wird und nach den Transformationen, an denen sie teilhaben und die sie befördern wollen.
Hans-Christian von Herrmann ist Professor für Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur und Wissenschaft. In seiner Arbeit widmet er sich den Übergängen zwischen den ›zwei Kulturen‹ der exakten Wissenschaften und der Geisteswissenschaften im Sinne einer kulturwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung.
Seit Mai 2017 ist er Dekan der Fakultät für Geistes- und Bildungswissenschaften. Er ist Mitglied in der Berlin International Graduate School in Model and Simulation Based Research (BIMoS) der TU Berlin und im Verein Literarisches Colloquium Berlin, außerdem assoziiertes Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg Das Wissen der Künste an der UdK Berlin.