Entwicklungszusammenarbeit
Von der Mediation in interreligiösen Identitätskonflikten über Natur- und Umweltschutzprojekte bis hin zur psychologischen Beratung von Kriegstraumatisierten: Die Tätigkeiten der Entwicklungszusammenarbeit sind vielfältig. So können Ingenieur*innen in einem unterversorgten Gebiet Brunnen bauen, Geolog*innen Überschwemmungs- oder Erdbebengebiete kartieren und Sozial- oder Wirtschaftswissenschaftler*innen wiederum all diese Aufgaben koordinieren. Entwicklungszusammenarbeit beschreibt somit weniger ein eigentliches Berufsfeld im klassischen Sinne, als vielmehr einen Arbeitskontext mit eigenen Spezifika, der prinzipiell Absolvent*innen aller Disziplinen offen steht.
Wer denkt, die eigene Fachexpertise im Ausland sinnvoll einbringen zu können und Kontakte zu lokalen Entwicklungsakteuren knüpft, hat prinzipiell auch Chancen, ein passendes Projekt zu finden oder zu initiieren. Die jeweiligen konkreten Anforderungen hängen dann vom Themengebiet, den Zielen der Arbeitgeber*innen und den Bedürfnissen innerhalb des Einsatzlandes ab. Letztere sind dabei besonders zu berücksichtigen, da eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe die einvernehmliche und nachhaltige Verbesserung der der Lebensumstände der Menschen vor Ort zum Ziel hat (im Gegensatz zur Missionierung oder interessengeleiteten Intervention). Dafür werden auf globaler Ebene Fachkräfte gesucht, die mit Hilfe ihres Wissens und ihrer Expertise entscheidende Beiträge leisten können, um einen lokalen Mehrwert zu erzeugen, ohne dabei die dortige Bevölkerung zu bevormunden. Im Vordergrund stehen dabei Kommunikation, Kooperation sowie Erfahrungs- und Wissensaustausch (siehe auch: Wissenstransfer) zwischen den Partnerländern.
Da sich die politischen Umstände, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und regionalen Bedürfnisse innerhalb des Ziellandes rasant ändern können, und deswegen verstärkt punktuell nach Lösungen gesucht wird, gestaltet sich Entwicklungszusammenarbeit meist in Form befristeter Projekte, die durch Verbände, Vereine, NGOs, internationale Organisationen, kirchliche Einrichtungen oder andere gemeinnützige Träger koordiniert werden. Dementsprechend lauten die Berufsbezeichnungen innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit oft Projekt- oder Programmkoordinator*in bzw. -manager*in. Wer in diesem Feld tätig werden möchte, sollte also bereit sein, ohne Festanstellung, für wechselnde Auftraggeber*innen und gegebenenfalls auch in immer neuen Zielgebieten zu agieren.
Projekterfahrungen, Regional- und Sprachkenntnisse erhöhen die Einstiegschancen
Die Entwicklungsmaßnahmen können dabei sowohl durch die Zentrale, als auch durch die Einsatzkräfte im Einsatzgebiet selbst koordiniert werden, weshalb vor allem im Steuerungsbereich der Entwicklungszusammenarbeit durchaus auch Stellenangebote in Deutschland zu finden sind. Egal ob aus den Geberländern oder vor Ort: für eine Tätigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit sind also neben der jeweiligen Fachexpertise meist auch Skills im Projektmanagement gefragt. Dazu zählen Budgetplanung und -verantwortung, Kommunikation mit Projektpartner*innen und der Ausbau von Partnerschaften, Dokumentation des Projektverlaufs, Antrags- und Berichterstellung und Öffentlichkeitsarbeit. In der Zentrale wird dabei z. B. die Finanzierung der Projekte überwacht, mit der jeweiligen Außenstelle kommuniziert, die Anliegen der Organisation gegenüber anderen Institutionen repräsentiert oder Begleitforschung betreiben. Im Gegensatz zur zentralen Projektsteuerung aus den Geberländern ist das Projektmanagement im Einsatzgebiet hingegen vermehrt durch die konkreten Geschehnisse während der Maßnahmenumsetzung geprägt, woraus ein höherer Anteil an lebenspraktischen und organisatorischen Aufgaben (z. B. Konfliktdeeskalation, Verteilung von Hilfsgütern, …) resultiert. Der Einsatz kann sich hier also stark von der reinen Verwaltung aus Deutschland unterscheiden.
Ob für eine verwaltende oder ausführende Tätigkeit im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit - immer sind Weltoffenheit, Flexibilität, Entscheidungsfreude, Selbstständigkeit und die Bereitschaft über einen längeren Zeitraum in (ggfs. auch immer wieder wechselnden) Entwicklungs- und Schwellenländern (und auch Krisenregionen) zu leben unabdingbar. Auch für eine Tätigkeit in Deutschland sollte eine Bereitschaft zu Dienstreisen ins Ausland gegeben sein. Für die berufliche Verständigung sind zudem fast immer Kenntnisse in Englisch und einer weiteren Fremdsprache (meist der des Ziellandes) auf verhandlungssicherem Niveau erforderlich, vor allem wenn es sich um einen Einsatz vor Ort handelt. Gerade im Bereich der Steuerung werden dazu häufig Kenntnisse der globalen Entwicklungszusammenarbeit und spezifisches Wissen über bestimmte Regionen sowie vorherige Auslandserfahrungen, vorzugsweise in Entwicklungs- und Schwellenländern verlangt (auch für eine Tätigkeit in Deutschland). Vor allem bei Positionen im Ausland wird außerdem oft auch explizit ein Führerschein als Anforderung genannt. Eine gute Vorbereitung für Berufsinteressierte sind eine regionale und inhaltliche Schwerpunktsetzung im Studium, Auslandserfahrungen sowie der (ehrenamtliche) Einsatz bei NGOs, Vereinen oder internationalen Organisationen.