Damals verantwortete ich eine Schule mit 45 Lehrkräften und über 400 Schüler*innen. Meine Schule wurde als eine der erfolgreichsten in der Türkei ausgezeichnet. Über sie wurde auch in den Medien berichtet. Zudem habe ich Inhalte und
Aufgaben in Schulbüchern für den Unterricht in Physik und Naturwissenschaften erarbeitet. Als Ausbilder stand ich jungen Lehrkräften beim Berufseinstieg zur Seite.
Diversität und Vielfalt sehe ich als Chance für Gesellschaften, besonders für die deutsche, in der fast 22 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben. Es ist wichtig, dass Kinder früh Erfahrungen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten sammeln und lernen, sich für andere einzusetzen, um später in Frieden und Harmonie leben zu können. Dies kann am besten in einer wertschätzenden Schulatmosphäre gelingen, wenn die Kinder und Jugendlichen mit anderen am selben Schreibtisch sitzen, sich austauschen und gemeinsam an Projekten arbeiten. Das ist gerade jetzt wichtig in Zeiten des zunehmenden Rechtsextremismus. Eingewanderte Lehrkräfte – wie mich – ins Bildungssystem zu integrieren, gewinnt daher an Bedeutung. Deswegen müssen Programme wie das Refugee Teachers Program unterstützt werden damit mehr eingewanderte Lehrkräfte den Zugang zum Schuldienst erhalten.
Vor allem für uns aus der Türkei, für die verschärfte Regelungen zur Anerkennung des Abschlusses in Deutschland bestehen, hat das Refugee Teachers Program eine neue Hoffnung geweckt. Lehrer zu sein ist für mich ein Traumberuf. Ich hoffe daher, dass ich dank des Programms meinem Traum wieder näherkomme und als Lehrer dazu beitragen darf, die nächste Generation auf Diversität in unserer Gesellschaft vorzubereiten
Mehmet Ali Akbas, nimmt seit April 2021 am Refugee Teachers Program teil
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2022 „Diversity“ (PDF).