Der Sonntag dient vor allem unserer Rückreise von Kumasi nach Accra, der Hauptstadt Ghanas. So schließt sich der Kreis unserer Reiseroute, und wir kehren zu dem Ausgangspunkt einer wahrlich eindrucksvollen und erlebnisreichen Expedition zurück. Wir genießen ein zweites Mal einen Gottesdienst, diesmal in Kumasi, zu dem wir von Charles Marfo, dem Professor der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST), eingeladen werden. Die „Charismatic Church“ entpuppt sich als um einiges lauter und lebendiger als die Kirche, die wir vorigen Sonntag in Accra besucht haben. Man muss solch einen Gottesdienst selbst erlebt haben, um dessen ohrenbetäubende, ekstatische und eindrucksvolle Wirkung verstehen und nachempfinden zu können. Eins ist sicher: Es ist nicht vergleichbar mit deutschen Gottesdiensten.
Die Fahrt nach Accra dauert etwas mehr als vier Stunden, und wir kommen erschöpft, aber zufrieden in unserer letzten Unterkunft dieser Reise an. Am nächsten Tag schauen wir uns noch den „Black Star Square“ an. Wir steigen aus dem Auto auf einen riesigen, weiten, endlos erscheinenden Platz. Große, überdachte Tribünen säumen das Areal, in dessen Zentrum sich die Loge für den Präsidenten befindet, auf der er bei Veranstaltungen seinen Sitz hat. Das ganze Gebiet erinnert ein wenig an den Vorplatz des Olympiastadions in Berlin. Der „Black Star Square“, ursprünglich „Independence Square“, wurde 1961 im Auftrag Kwame Nkruhmas erbaut, der Ghana 1957 in die Unabhängigkeit geführt hatte. Seitdem finden hier jährlich alle großen öffentlichen Versammlungen, National- und Militärparaden sowie Konzerte und Fashion Shows statt. Am wichtigsten ist jedoch die Zelebrierung der Parade am Tag der Unabhängigkeit, welche jährlich am 6. März gefeiert wird.
Der Dienstag ist unser letzter ganzer Tag hier in Ghana. Wir fahren für ein letztes Mal in die Innenstadt, um gemeinsam das „Art Centre“ oder auch „Centre for National Culture“ zu besichtigen. Es besteht aus einem großen Areal, in dem Hunderte lokale Künstler, Handwerker und andere Kleinhändler ihre kleinen Shops etabliert haben. Überall kann man Souvenirs, Holzschnitzereien, Trommeln, kleine und große Malereien, Kente-Kleidung, Keramik und viele andere Kunstwerke bestaunen und erwerben. Die kleinen Läden drängen sich förmlich aneinander und jeder ihrer Besitzer lädt dazu ein, seine Ausstellung zu bestaunen. Es herrscht Trubel und anfangs fällt es uns schwer, uns in Ruhe einem Laden oder einer Ausstellung zu widmen. Das Hauptgebäude befindet sich in der Mitte des Areals. Es sieht aus wie eine riesige, zusammengewürfelte und von schmalen Gängen durchzogene Hütte. Von diesen Gängen gehen zahlreiche kleine, rechteckige Shops ab. Davor sitzen meist die Eigentümer, die sich über Besuch freuen und stolz ihre Produkte präsentieren. Eintretenden Besucherinnen und Besuchern kommt ein Schwall an Farben, Gerüchen und Geräuschen entgegen, es ist wie in eine andere Welt einzutauchen. Im Inneren fühlt es sich so an, als würden wir aus diesem Labyrinth an Läden nicht wieder herauskommen, doch schlussendlich finden wir den Ausgang und haben alle eine Kleinigkeit oder ein Andenken ergattern können. Das Art Centre ist für viele Kleinkünstler eine großartige Möglichkeit, ihrer Arbeit nachzugehen und diese gleichzeitig zu vermarkten. Die Menschen hier haben die Chance, sich auszutauschen, einander zu helfen und Inspiration zu sammeln. Somit ist dies ein Ort, der maßgeblich zum Erhalt der hiesigen Kultur beiträgt und sowohl für die Menschen von hier als auch neugierige Besuchern wie uns von großem Wert ist.
Unseren letzten Abend lassen wir gemeinsam ausklingen, da wir nun bald unseren Rückflug antreten werden. Wir denken gerne an die wundervolle Zeit zurück, an die vielen lieben Menschen, die wir getroffen haben, die eindrucksvollen Orte, die wir gesehen, und an die Dinge, die uns bewegt und berührt haben. Es war unglaublich interessant, die so verschiedene Lehramtsausbildung hier in Ghana kennenzulernen und in das Bildungssystem eines fernen und für uns fremden Landes einzutauchen. Der Austausch mit Professoren und Lehrenden wird uns in Erinnerung bleiben und hoffentlich unsere eigene künftige Arbeit als Lehrerinnen und Lehrer an Schulen positiv beeinflussen. In einer Zeit der Globalisierung und Digitalisierung fällt der kulturelle Austausch deutlich leichter. Daher wäre es schön, wenn es uns in Zukunft gelingt, Schülerinnen und Schülern im Englischunterricht die ghanaische Kultur mit ihrer sprachlichen Vielfalt näher zu bringen und ein Stück unserer Afrika-Erfahrungen teilen zu können.
Dankbar sind wir vor allem für die Herzlichkeit, Freundlichkeit und Nächstenliebe, die uns von den Menschen hier entgegengebracht wurde. Eine derartige Gastfreundschaft ist nicht selbstverständlich. Diese und viele andere bereichernde Erfahrungen nehmen wir mit zurück nach Deutschland, in der Hoffnung, sie dort mit anderen Menschen teilen zu können. Vielleicht gelingt es uns sogar, ein wenig von der Positivität, Offenheit und Zuversicht in unser Leben und in unsere Heimat zu integrieren. Eins ist jedoch sicher: Ein Stück Ghana werden wir wohl alle in unserem Herzen mit nach Hause nehmen. Darauf, dass wir eines Tages wiederkommen …