Nachdem die ersten Tage mehr Eindrücke hinterlassen haben, als wir in so kurzer Zeit verarbeiten können, gehen wir den heutigen Tag etwas entspannter an. Deswegen ist unser Programm nicht weniger wichtig: Heute stellen wir das Ergebnis unseres Kooperationsprojekts des Potsdamer Instituts für Religionswissenschaften und der Universität Dohuk vor: das Buch „Ferman 74“ über den Genozid an den Jesiden durch die Terroristen des IS. Bei seiner Begrüßung vergleicht Prof. Hafner die Universität Potsdam, die 1991 und damit ein Jahr vor der Uni Dohuk gegründet wurde, mit dem älteren von zwei Brüdern. Außerdem unterstreicht er mit Blick auf die deutsche Geschichte und den Umgang mit Genozid die Bedeutung von Erinnerungskultur. Unter den Anwesenden sind Würdenträger Sheikh Shamo und Vian Dakhil, eine bekannte jesidische Abgeordnete des irakischen Parlaments. Beiden wird feierlich und begleitet von mehreren Kamerateams eine Ausgabe des Buches überreicht.
Danach besuchen wir ein Seminar über das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen in der Region Kurdistan. Dazu spricht der kurdische Geistliche Dr. Father Imad Gerges über christliche Nächstenliebe, Erziehung und die Zukunft der Christen in Kurdistan. Anschließend referiert Prof. Hafner über einen verantwortlichen Umgang mit religiösen Büchern, Interpretationen und Traditionen, die durch (religiöse) Gelehrte geprägt werden. Nach einer kurzen Fragerunde folgt die Vorstellung des Buches „Ferman 74“ durch Dr. Stefan Gatzhammer, Dr. Dawood Khatari, Dr. Salim Haji und Chaukeddin Issa. Stefan Gatzhammer berichtet von jenem Moment, in dem die Idee für das Buch entstand – an einem Abend im Wohnzimmer von Salim Haji. „Ferman 74“ ist eine ins Deutsche übersetzte Zusammenfassung jener Erfahrungsberichte von überlebenden Jesidinnen und Jesiden, die Dawood Khatari in einem sieben bändigen Werk zusammengetragen und in arabischer Sprache veröffentlicht hat. Zusätzlich beinhaltet die deutsche Ausgabe einige Fachartikel, eine Karte mit den Schauplätzen der Massaker an Jesiden und ein Personenregister der Opfer. Es folgen ein Fernsehinterview, immer wieder Fotos.
Schließlich gehen wir gemeinsam in den prächtigen Empfangsraum der Universität zum Mittagessen, wo wir von der Leitung der Universität Dohuk empfangen werden und uns über das Gehörte austauschen. Am Abend sind wir bei Dr. Haji zum Essen eingeladen. Die Zeit bis dahin nutzen einige von uns für einen Besuch auf dem Basar gemeinsam mit Studierenden der Universität Dohuk. Beim Abendessen ist die Stimmung fröhlich und wir sind bereit für den geplanten morgigen Ausflug an unserem letzten Tag in Dohuk.