Sie sind Spitzensportler beim KC Potsdam und studieren parallel auf Lehramt. Wie sah ihr Alltag vor Corona aus? Und wie jetzt – im zweiten digitalen Semester?
Ja genau, ich bewältige eine duale Karriere, kombiniere so also meinen Sport mit dem Lehramts-Studium. Mein Alltag hat sich im Großen und Ganzen nicht stark geändert. Meiner Meinung nach ist es für mich sogar effizienter geworden, zumindest was die Uni angeht. Dafür bin ich auch sehr dankbar! Was das soziale Leben angeht, hat jeder unter den Einschränkungen leiden müssen – so auch ich. Dennoch bin ich froh, in relativ „normalen“ Verhältnissen trainieren zu dürfen, natürlich mit einem strikten Hygienekonzept. In der Regel habe ich von 8 bis 12Uhr Training, dann kommt eine Mittagspause, in der ich mich mit der Uni beschäftige. 14:30 bis 18 Uhr steht dann nochmal Training auf dem Plan und am Abend sitze ich wieder an Vorlesungen oder anderen Aufgaben für die Uni. Im Präsenzbetrieb habe ich, im Vergleich zur jetzigen Zeit, weniger Kurse wahrnehmen können, da meine Fahrtwege immer sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben. Als ich noch an der HU war, konnte ich mit bis zu zwei Stunden für den Hin- und Rückweg rechnen. Da war natürlich klar, dass sich das oft mit meinen Trainingszeiten überschneidet. Das Hin und Her fällt nun weg und ich kann arbeiten wann und wo es mir am besten passt. Wenn ich z.B. wieder drei bis vier Wochen im Trainingslager bin, bekomme ich jetzt alles verständlich vermittelt. Dank des Onlinebetriebs habe ich quasi die gleichen Voraussetzungen wie alle anderen im Kurs. Vor Corona und ohne Onlinevorlesungen bestand das Studium in den Trainingslagern aus Eigenrecherche. Als Grundlage hatte ich die PowerPoint vom jeweiligen Professor und die Mitschriften von Kommilitonen. Ich konnte demnach meine Fragen nicht persönlich stellen und darauf nachvollziehbare Erklärungen erhalten. Interaktionen aus Seminaren und Vorlesungen fehlten damit komplett.
Wie ließ sich Ihr Pensum vor Corona bewältigen?
Ich habe weniger geschafft, weniger mitbekommen und wesentlich mehr Stress gehabt.
Und jetzt, wo die Veranstaltungen überwiegend digital stattfinden?
Uni und Sport sind zwar dennoch schwer unter einen Hut zu bekommen, aber es bleibt mir jetzt einiges an Arbeit und Aufwand erspart, da ich an fast jeder Veranstaltung teilnehmen kann. Vor der Onlinelehre lag meine Anwesenheit bei nicht ganz einem Drittel Für mich persönlich ist durch eine digitale Vermittlung daher eine Duale Kariere ein Stück möglicher geworden.
Gibt es aus Ihrer Sicht Dozierende, die besonders gute Online-Lehre machen? Was können sich andere Dozierende da abschauen?
Prof. Dr. Urs Granacher! Herr Granacher teilt seinen Input in drei Teile. Zunächst gibt er Quellen zum Lesen, danach lädt er eine asynchrone Vorlesung dazu hoch. Das finde ich persönlich sehr gut, da wir Studierenden diese Vorlesung dann zeitlich unabhängig anschauen können. Eine Woche später wird dann vom Professor eine synchrone Vorlesung gehalten. So kann jeder sich in Ruhe mit dem Thema auseinandersetzen, seine Fragen stellen und Unklarheiten werden ganz schnell aus dem Weg geräumt.
Fehlt Ihnen durch die Online-Lehre etwas?
Die Mensa und die Gespräche dort!
Wie wünschen Sie sich das Studium für die Zeit, wenn Corona der Vergangenheit angehört?
Ich weiß, dass für die meisten meiner Kommilitonen, entgegengesetzt zu meiner Meinung, der Onlineunterricht die Hölle ist. Daher freue ich mich auch für sie, wenn es wieder in den Präsenzbetrieb geht. In diesem Zuge würde ich mich freuen, wenn nicht alles in Vergessenheit gerät, was wir jetzt haben. Der Präsenzbetrieb ist natürlich wichtig und auch besser in sehr vielen Bereichen. Dennoch sollte es für Studenten, die nicht immer in der Uni sein können, eine Möglichkeit geben, von überall teilzunehmen.
Ich glaube, dass es eine gute Bandbreite an Studenten gibt, denen es ähnlich geht. Seien es die alleinerziehende Mutter, Studenten mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern, Leistungssportler usw. Mein Lösungsvorschlag dafür wäre, mit einer Webcam die Lehrveranstaltung im Präsenzbetrieb aufzuzeichnen, dann könnte man, in unserem Sonderfall, wenigstens digital an der Veranstaltung teilnehmen. Damit hätte man auf jeden Fall faire Lernbedingungen.
Wie ist der Austausch mit anderen Studierenden und Dozierenden– rückt man näher zusammen, kann man sich gegenseitig helfen? Oder entfremdet die mit dem digitalen Semester einhergehende Entfernung eher?
Die persönlichen „Face to Face“-Gespräche mit anderen Studierenden und Dozierenden gibt es ja quasi nicht mehr. Auf die Folgen davon muss ich nicht weiter eingehen ...
Was das Lernen und den Austausch unter Kommilitonen angeht, haben sich relativ gute Möglichkeiten über Online-Plattformen gefunden. Etwa eine Zusammenkunft in einer Zoomkonferenz oder der schriftliche Austausch in einer weiteren WhatsApp-Gruppe.
Der Kontakt zu den Lehrpersonen läuft ebenfalls ganz ungehindert ab. Meistens hat man entweder nach einer Veranstaltung im Zoomeeting die Gelegenheit bestimmte Anliegen zu besprechen oder man tauscht sich per Mail mit dem Dozierenden aus.
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