Holz, Lampe, Lampe, Holz, Lampe, Lampe. So sieht die Decke des Pariser Flughafens Charles de Gaulle aus, die ich bis in das kleinste Detail bewundern kann – unfreiwillig allerdings. Das Ganze nimmt seinen Anfang schon am Düsseldorfer Flughafen. Aufgrund eines Unwetters hat mein Flug nach Paris über eine halbe Stunde Verspätung. Kurz vor der Landung werden einige Passagiere unruhig. Die Flugbegleiter können uns leider nicht sagen, ob die Anschlussflugzeuge auf uns warten. Langsam werde ich auch nervös und mache mir Vorwürfe, weil ich vorab keinen Lageplan des Flughafens heruntergeladen habe. Ich war also „top vorbereitet“. Eine Mitreisende sagt mir, ich würde bis zu meinem Terminal eine halbe Stunde brauchen. Mein Gate schließt aber in 15 Minuten. Natürlich sitze ich ganz hinten und komme als Letzte aus dem Flugzeug. Ich atme etwas Pariser Luft ein und sprinte los. Während ich laufe, erinnere ich mich daran, wie mein Vater mich vor ein paar Stunden gefragt hat, ob ich die Flip Flops anbehalten will. Falls ich über den Flughafen rennen muss. Naja, ich renne so schnell ich eben kann und versuche, dabei meine Schuhe nicht zu verlieren. Ziellos folge ich einfach dem Massenprinzip. Ich laufe den anderen gehetzten Passagieren nach, in der Hoffnung, dass sie ungefähr in die gleiche Richtung müssen. Es hat funktioniert! Ich komme an meinem Gate an. Nur leider 5 Minuten zu spät.
Völlig außer Atem versuche ich also, den Weg zum Schalter meiner Fluggesellschaft zu finden. Schlechte Neuigkeiten: Die Hotels sind alle ausgebucht und mein neuer Flug geht in genau 24 Stunden. Zu meinem Glück habe ich wenigstens eine Zahnbürste in meinem Handgepäck. Eine ausführliche Flughafenerkundung bei Nacht und ein paar Sitzplatzwechsel später, lasse ich mich – mit schmerzenden Gelenken – endlich auf meinem Platz im Flugzeug nach Hongkong nieder. Jetzt muss ich nur noch für weitere elf Stunden sitzen.
Die Rückbank im Taxi zur Wohnung meiner Verwandten, in der ich die nächsten sechs Wochen verbringen werde, ist in diesem Moment das Gemütlichste, worauf ich je gesessen habe. Noch besser ist dann aber das Bett, das mich am Abend erwartet.
Viel Zeit zum Ausruhen und Luftholen bleibt mir nicht. Bereits am nächsten Tag geht es gleich früh morgens los – wieder zum Flughafen. Wir fliegen nach Shanghai. Meine Tante Rosanna (Produzentin) und ihr Lebensgefährte Alan (Regisseur) haben dort Termine für eine Pressekonferenz ihres neuen Filmes „The Rookies“, der am 12. Juli in China veröffentlicht wird. Meine Aufgabe ist es, das Geschehen hinter den Kulissen filmisch festzuhalten und daraus am Ende ein kurzes Video zusammenzuschneiden. Meine ersten Aufnahmen mache ich, als ein Make up Artist Alan für seinen Auftritt auf der Pressekonferenz schminkt und stylt. Es sind auch fünf Schauspieler des Films für die Pressekonferenz angereist, darunter auch Milla Jovovich. Der Regisseur, die Schauspieler, unzählige Assistenten, Make up Artists, Freunde, Fotografen, Manager etc. kommen vor der Pressekonferenz in einem Raum zusammen – um sich vorzubereiten und zu proben, was später gesagt werden soll. Da ich mit meinem Alter und meinem dort eher ausländischen Aussehen ohnehin auffalle, versuche ich, so unauffällig wie möglich meine Aufnahmen zu machen, um die ,,echte“ Atmosphäre mit meiner Kamera einfangen zu können. Anfangs tue ich mich noch schwer damit, an die Arbeit zu denken und gleichzeitig irgendwie zu begreifen, was gerade passiert. Während ich das Geschehen beobachte, muss ich mich immer wieder daran erinnern, auch etwas aufzunehmen.
Klick. Klick. Klick. Klick. Das Geräusch der Kameras, das eine erstaunliche Lautstärke annimmt, dröhnt während der Pressekonferenz die ganze Zeit von der Seite. Der Raum ist gefüllt mit Fotografen und Presseleuten. Meine Position vor der Bühne, die ich frühzeitig ergattert habe, verlasse ich nicht, da ich befürchte, sonst gar nichts mehr zu sehen. Nach der Pressekonferenz geht es wieder eine Etage nach oben. Dort folgen mehrere Fotoshootings mit den Schauspielern und dem Regisseur für Promotion-Zwecke. Anschließend fährt der Tross noch zum Shanghai Film Festival, um sich dort auf dem roten Teppich zu präsentieren. Wir sind leider nicht mehr mit dabei. Immerhin haben Rosanna, eine Produktionsassistentin, und ich jetzt ein wenig Zeit, um uns Shanghai anzuschauen. Gegen 21 Uhr treffen wir uns mit den Stars des Abends zum ,,Hot Pot“ – eine Art Fondue mit Brühe. Mit Milla Jovovich an einem Tisch zu sitzen: Das ist nicht nur eindeutig das Highlight meines Tages, sondern auch ziemlich surreal. Am Ende des ereignisreichen Wochenendes fliegen wir nach Hongkong zurück. Montag habe ich meinen ersten normalen Arbeitstag. Da die Firma sehr klein ist, kenne ich die Hälfte der Kollegen schon vom Wochenende, sodass es mir nicht schwerfällt, mich einzufinden. Ich arbeite mich in ein neues Schnittprogramm ein und fange an, mein Videomaterial vom Wochenende durchzuschauen.
Die zwei darauffolgenden Tage habe ich frei. Ich nutze die Zeit, um auszuprobieren, ob ich mich auch alleine durch Hongkong schlagen kann. Im Großen und Ganzen funktioniert das gut. Ein, zwei Mal frage ich mich die ganze Busfahrt lang, ob ich im richtigen Bus sitze. Zur Not gibt es aber Google Maps und das Internet!
Übrigens: Durch die IHK Potsdam habe ich von dem AusbildungWeltweit Programm erfahren, welche Auslandspraktika außerhalb Europas finanziell fördern. Die IHK hat mich von der Bewerbung für das Projekt bis zum Abschluss und darüber hinaus in der Organisation unterstützt und bei Fragen zu Formalien geholfen.
Text: Gai Yian Kaya Neutzer
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
Unterwegs in Hongkong – Auf einen „Hot Pot“ mit Milla Jovovich
Reisetagebuch: Potsdamer Auszubildende zum Praktikum in Südostasien