Etwas früher als sonst machen wir uns auf den Weg zur Alpe Bise Rosso auf 1.718 Metern, wo Frederica und Dennis im Juli ihre Tiere hinauftreiben werden. Wir wollten erfahren, welche Strecken beide in ihrem Hirtenalltag auf den unwegsamen Saumpfaden zurücklegen müssen und wie sie in ihrer Baita leben. Durch die Wandererfahrung der letzten Tage sowie durch den entfallenden Regen fühlen wir uns heute trittsicherer auf dem Weg. Dennis und Frederica hätten wohl nur die halbe Zeit dafür gebraucht – aber auch wir werden immer flinker. Auf unserem Pfad kommen wir an den verfallenen Hütten der Alpe Tossu vorbei, die bis in die 1950er Jahre noch bewohnt war. Eine ehemalige Bewohnerin lebt noch unten in Rimella. Unser Ziel, die Bise Rosso, können wir dann leider doch nicht erreichen, da die Überquerung des Wildbaches sich als zu riskant erweist. Durch die starken Regenfälle vergangener Tage führt der Bach mehr Wasser als gewöhnlich.
Während unserer Rast denken wir darüber nach, wie sich unsere Wahrnehmung der Zeit ohne feste Termine, Armbanduhren und eine ständige Erreichbarkeit verändert hat. Uhrzeiten spielen während des Wanderns für uns immer weniger eine Rolle. Wir sind einfach nur da.
Text: Marie-Kathrin Elbel
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde