Glossar
Im Folgenden finden Sie Erklärungen und Definitionen von Begriffen, die im Zusammenhang mit Diversität und Antidiskriminierung verwendet werden.
Ableismus
Ableismus ist ein am Englischen Abelism angelehnter Begriff, der aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung stammt. Er beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, indem Menschen an bestimmten Fähigkeiten - laufen, sehen, sozial interagieren - gemessen und auf ihre Beeinträchtigung reduziert werden.
Quelle: Diversity Arts Culture
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist das einheitliche zentrale Regelungswerk in Deutschland zur Umsetzung von vier europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien, die seit dem Jahr 2000 erlassen worden sind. Nachdem mehreren Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland trat das AGG am 18. August 2006 schließlich in Kraft. Erstmals wurde in Deutschland ein Gesetz geschaffen, das den Schutz vor Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität durch private Akteure (z. B. Arbeitgeber, Vermieter, Anbieter von Waren und Dienstleistungen) umfassend regelt.
Ageism
Diskriminierung von alten Menschen (besonders die Bevorzugung junger Menschen gegenüber alten).
Quelle: duden
Antimuslimischer Rassismus
bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder auch bloß zugeschriebenen Religionszugehörigkeit als Muslime wahrgenommen werden. Im Vergleich zu den Begriffen Islamophobie oder Islamfeindlichkeit verweist die Bezeichnung antimuslimischer Rassismus auf die Vorstellung von Muslim*innen als homogener Gruppe, der bestimmte (zumeist negative) Eigenschaften zugewiesen werden und die als nicht zugehörig eingeordnet wird.*
Antisemitismus
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen [im Sinne einer Zuschreibung] und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein."*)
Der Begriff Antisemitismus entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Selbstbezeichnung im Kreise politisch aktiver Judenfeinde, die mit dem Begriff eine vermeintlich „rationale“ Grundlegung des Antisemitismus erzielen wollten. Eine neuere Form des Antisemitismus ist der „sekundäre Antisemitismus“. Dieser bezeichnet eine Form der Erinnerungsabwehr, bei der der Holocaust mithilfe verschiedener Konstrukte relativiert wird, beispielsweise indem Jüdinnen und Juden selbst die Schuld für ihre Verfolgung und Vernichtung zugeschrieben wird.*
Quelle: Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg
Audismus
Audismus bezeichnet die Diskriminierung Tauber Menschen. Dieser liegt eine höhere Wertschätzung von Hören und Sprechen und eine Abwertung Tauber Menschen als „defekt“ zugrunde. Viele Hörende haben die Vorstellung, dass ein Leben ohne Gehör minderwertig sei. Eine Folge davon ist die Diskriminierung von Gehörlosenkultur und Gebärdensprache(n), die bis heute als weniger wert betrachtet und marginalisiert werden.
Quelle: Diversity Arts Culture
Barrierefreiheit
Nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (§4 BGG) sind barrierefrei bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.
Behinderung
Menschen sind nach § 2 Abs. 1 SGB IX behindert, „wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn eine derartige Beeinträchtigung zu erwarten ist.“
Unterschieden werden verschiedene Grade der Behinderung, die die körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Auswirkungen der Funktionsbeeinträchtigung messen sollen. Eine förmliche Feststellung des Grades der Behinderung ist die für Geltendmachung bestimmter Rechte und für die Inanspruchnahme bestimmter Teilhabeleistungen und Nachteilsausgleiche notwendig. Der Grad der Behinderung wird anhand der sogenannten versorgungsmedizinischen Grundsätze festgestellt. Die Grade der Behinderung werden nach Zehnerschritten abgestuft und reichen von 20 bis 100. Wichtig dabei ist zu wissen, dass der Grad der Behinderung unabhängig vom ausgeübten Beruf festgestellt wird. Er sagt demnach nichts darüber aus, wie leistungsfähig der jeweilige Mensch mit Behinderung in Bezug auf einen konkreten Arbeitsplatz ist.*
*Quelle: INKLUSION gelingt!
Care Arbeit
Care-Arbeit oder Sorgearbeit beschreibt die Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns. Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden. Bislang wurden diese Arbeiten überwiegend von Frauen geleistet, oft als unbezahlte Hausarbeit gesellschaftlich als notwendig und selbstverständlich angesehen. Aber mit dem Wandel der Geschlechterordnung werden auch Hausarbeit, Sorge und Fürsorge neu verteilt – weiterhin überwiegend zwischen Frauen. Migrantinnen aus armen Ländern bedienen die steigende Nachfrage in Ländern des globalen Nordens.
Chancengleichheit
Chancengleichheit wird in zwei Varianten diskutiert. Das Konzept der repräsentativen Chancengleichheit verlangt, dass der Zugang zu den gesellschaftlichen Gütern und Werten für alle Menschen, unabhängig von den ihnen zugeschriebenen Lebenslagen wie der Geschlechtszugehörigkeit, gleich sein soll. Im Gegensatz zur ergebnisorientierten repräsentativen Chancengleichheit geht das Konzept der bedingten Chancengleichheit davon aus, dass ein gleicher Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen nur bei gleicher Eignung und Leistung gegeben sein sollte. Die bedingte Chancengleichheit führt daher dazu, dass ungleiche Ressourcenverteilung mit dem Verweis auf unterschiedliche Leistungen gerechtfertigt wird.*
Quelle: Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen, Glossar
Cis
‚Cis‘ ist das Gegenstück zu ‚trans‘. Die Vorsilbe ‚cis‘ wird be-nutzt, um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Ge-schlecht identifiziert, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde.*
*Quelle: Queere Lexikon
Diversität
Vielfalt, bezieht sich je nach Verständnis auf die Vielfalt von Lebenslagen und Lebensweisen, Herkünften, Identitäten, Berufserfahrungen, Sichtweisen und Werten von Men-schen. Diversity wird oft als Synonym für die Unterschiedlichkeit und Verschiedenheit von Menschen verwendet. Ein antidis-kriminatorisches Diversity-Verständnis bezieht sich nicht auf ,Unterschiede‘ oder ,Merkmale‘, sondern auf Ungleichheitsverhältnisse und zielt auf den Abbau von Diskriminierung und Herrschaft.*
Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung
ist ein innovativer Ansatz zur Veränderung von Organisationen, die die gesellschaftliche Vielfalt nicht (genug) abbilden. Ziel ist es, einen wertschätzenden Umgang mit Diversität zu erreichen und (strukturelle) Diskriminierung abzubauen.
Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung reagiert auf den steigenden Bedarf und die Notwendigkeit, Diversität als Querschnittsthema in Institutionen zu verankern. Dabei werden Ansätze der Antidiskriminierungsarbeit mit Ansätzen der Organisationsentwicklung kombiniert. Der Blick ist zunächst nach innen gerichtet um Wertorientierungen, Haltungen, Normen oder auch (Kommunikations-)Abläufe im Hinblick auf Ausschlüsse zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Auch die Umsetzung rechtlicher Vorgaben, die auf dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz oder auf verschiedenen verbindlichen Menschenrechtskonventionen fußen, können Teil solcher Organisationsentwicklungsprozesse sein. Zentral ist es, strukturelle Barrieren, die Ausschlüsse und Diskriminierung zur Folge haben, abzubauen und einen wertschätzenden Umgang mit Diversität, beispielsweise im Team, zu fördern.
Fragen in der Diversitätsorientierten Organisationsentwicklung können sein: Wie kann eine diskriminierungsarme Arbeitskultur aussehen, in der Raum für unterschiedliche Arbeitsweisen besteht und alle wertgeschätzt werden, auch Personen aus marginalisierten Communities? Wie können Stellenausschreibungen Menschen mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten ansprechen? Wie können unterrepräsentierte Communities besser erreicht werden? Wie kann eine barrierearme und respektvollere Kommunikation aussehen? Wie können Künstler*innen mit Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen (besser) eingebunden und gestärkt werden? Welche Verfahren und Prinzipien gelten im Falle von Diskriminierung? Und wie kann das Thema Diversität strukturell verankert werden, zum Beispiel durch ein Leitbild?*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Diversity Management
Ursprünglich im Kontext der amerikanischen Unternehmens-philosophie die Wahrnehmung, das bewusste Wertschätzen und Nutzen der Unterschiedlichkeiten von Beschäftigten. Diversity Management wird zunehmend auch an Hochschulen in Deutschland als gleichstellungspolitisches Konzept.*
Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Empowerment
Empowerment (Selbstbefähigung, Selbstbemächtigung, Stärkung von Eigenmacht und Autonomie) bezeichnet biografische Prozesse, in denen Menschen ein Stück mehr Macht für sich gewinnen – Macht verstanden als Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen (participation in political decision-making) oder aber als gelingende Bewältigung alltäglicher Lebensbelastungen (mastery).
Entgeltgleichheit
Abschaffung einer diskriminierenden Bewertung der Erwerbsarbeit von Frauen und Männern – es geht um die tatsächliche Durchsetzung des so genannten Equal-Pay-Grundsatzes: "Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit“.
Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Die Abkürzung DGS bedeutet Deutsche Gebärdensprache. Die DGS verfügt über ein eigenständiges und komplexes Sprachsystem, das sich in seiner Grammatik grundlegend von der Deutschen Laut- und Schriftsprache unterscheidet. Sie ist als vollwertige Sprache in Deutschland seit dem Jahr 2002 anerkannt.
Die DGS ist eine innerhalb der deutschen Gehörlosengemeinschaft gewachsene Sprache. Sie ist in ihrem Vokabular nicht bundesweit einheitlich, sondern verfügt über etliche Dialekte, vergleichbar mit der Deutschen Lautsprache (in Bayern spricht man z.B. anders als in Nordrhein Westfalen und gebärdet auch anders). Deshalb kann es in einigen Regionen Vokabeln geben, die in anderen nicht angewandt werden. Typisch hierfür sind sogenannte Idiome (= Redewendungen). Ein Grund für die starke Ausbildung von Dialekten in der Deutschen Gebärdensprache ist sicherlich, dass sie erst im Jahr 2002 offiziell anerkannt wurde. Ein weiterer Grund ist, dass die Deutsche Gebärdensprache lange in der Frühförderung und im Bildungsbereich verpönt war. So entwickelte sie sich meist erst im Verborgenen während Kindergarten- und Schulzeit ohne überregionalen Bezug und Austausch mit anderen Gleichaltrigen oder Erwachsenen.
Quelle: Deutscher Gehörlosen-Bund e.V.
Gender
Konzept der feministischen Theorie, das die kulturelle und soziale Dimension der Strukturkategorie Geschlecht bezeichnet. Ursprünglich wurde Gender im Gegensatz zu „sex“, der biologischen Fundierung der Geschlechtszugehörigkeit, konzipiert. Diese dichotome Differenzierung des Geschlechts in „sex“ und „gender“, die einem Natur-Kultur-Dualismus folgt, wurde von poststrukturalistischen Theorien infrage gestellt, die die Annahme vertreten, dass auch das biologische Geschlecht („sex“) Ergebnis diskursiver, performativer Praktiken sei.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Gender Bias
Geschlechterbezogene Verzerrungen der Wirklichkeit in Form von stereotypen Vorannahmen und Zuschreibungen, die sich in Bewertungsmustern niederschlagen. Geschlechterbezogene Verzerrungseffekte sind systematische Effekte, die absichtlich oder unabsichtlich auftreten, und wirken im Hochschul- und Wissenschaftskontext vor allem bei Leis-tungszuschreibungen in Personalauswahlverfahren oder in Begutachtungsverfahren von Publikationen (peer Review-Verfahren).*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Gender Mainstreaming
Umsetzung einer Richtlinie der Europäischen Kommission zur Gleichstellung. Strategie, die die Berücksichtigung von Gleichstellung als Ziel auf allen Ebenen von Entscheidungs-prozessen integriert und damit Gleichstellung als Querschnittsaufgabe begreift.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
„Gläserne Decke“
Ann Morrison und ihre Mitarbeiter 1987 führten unter dem Begriff "Gläserne Decke" verschiedene Komponenten zusammen (Morrison et al. 1987). Sie meinen die unsichtbaren Prozesse und Faktoren, die Frauen effektiv vom Zugang zu Führungspositionen abhalten. Zu diesen Prozessen zählen die bereits genannten Aspekte, aber vor allen Dingen die Männerkultur in Unternehmen. So kommt es häufig dazu, dass Männer durch ihre männlichen Vorgesetzten gefördert werden, während Frauen Karrierechancen verweigert werden. Damit führt die Bevorzugung männlicher Arbeitnehmer auch zur männlichen Statussicherung, Sicherung der männlichen Kernbelegschaft und zu einer Manifestierung der derzeitigen Situation in Führungsebenen. *
Gleichstellung der Geschlechter
Gleichstellung der Geschlechter meint die Förderung der geschlechtlichen Vielfalt z.B. durch Sprachleitfäden, den Einsatz für die Anerkennung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, den Abbau von Annahmen der Zweigeschlechtlichkeit und der heteronormativen Vorstellung von Geschlechterrollen, die Förderung der Vereinbarkeit (auch gerade bei Pflegeverantwortung) und die Sensibilisierung für vielfältige Familienkonstellationen, aber auch die Förderung von Schnittstellenthemen wie geschlechtergerechte Gesundheitsförderung.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Heteronormativität
Heteronormativität beschreibt eine Weltanschauung und ein gesellschaftliches Wertesystem, das nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen (ein Mann und eine Frau) zwischen diesen Geschlechtern anerkennt und als normal ansieht.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Homofeindlichkeit
Homofeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von schwulen und lesbischen Menschen. Sie äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber schwulen und lesbischen Menschen oder Menschen, die als schwul oder lesbisch wahrgenommen werden.*
*Quelle: Queer Lexikon
Inter
Inter Menschen sind Menschen, deren körperliches Geschlecht (beispielsweise die Genitalien oder die Chromosomen) nicht der medizinischen Norm von ‘eindeutig’ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann, sondern sich in einem Spektrum dazwischen bewegt. Bis heute werden die Genitalien von inter Kindern nach der Diagnose operativ einem der beiden der medizinischen Norm entsprechenden Geschlechter, meist dem weiblichen, angeglichen. Dies geht teilweise mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Problemen einher.*
*Quelle: Queer Lexikon
Intersektionalität
beschreibt das Überschneiden und Zusammenwirken von verschiedenen Diskriminierungsformen. Menschen vereinen verschiedene Eigenschaften und Identitäten in sich. Intersektionalität berücksichtigt, dass Menschen oft wegen mehreren Eigenschaften/ Identitäten benachteiligt werden.
Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz sind folgende Diskriminierungsdimensionen festgehalten: „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ (AGG, §1). In unserer Arbeit ergänzen wir diesen Katalog um Benachteiligungen aufgrund der sozialen Herkunft sowie der sozialen und ökonomischen Position. Die Diskriminierungsdimensionen entsprechen aber nicht einheitlichen Gruppen. Eine Person kann beispielsweise gleichzeitig eine Frau, Schwarz und lesbisch sein und deswegen Sexismus, Rassismus und Homophobie erfahren. Die verschiedenen Formen von Diskriminierung addieren sich aber auch nicht einfach, sondern führen zu eigenen spezifischen Diskriminierungserfahrungen. Eine Schwarze lesbische Frau kann zum Beispiel sowohl in der Schwarzen Community als auch in der queeren Community Ausschlüsse erfahren. Auch macht sie beispielsweise andere Erfahrungen als ein Schwarzer Mann oder eine weiße Frau.
In Deutschland wurde der Begriff Intersektionalität unter anderem von Schwarzen Frauen, Frauen of Color, lesbischen Frauen, jüdischen und muslimischen Frauen und Frauen mit Behinderungen verwendet, um Kritik an der Frauenbewegung zu üben, die ihre Lebensrealitäten nicht genug berücksichtigte.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Klassismus
Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld jemand zur Verfügung hat, sondern auch welchen Status er hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen er aufgewachsen ist. Klassismus richtet sich mehrheitlich gegen Personen einer „niedrigeren Klasse“.
Der Begriff Klassismus ist ein noch nicht sehr weitverbreiteter Begriff, der „classism" aus dem US-amerikanischen Kontext ins Deutsche transportiert. Er knüpft nicht an eine bestimmte Definition von Klasse an, wie zum Beispiel die von Marx, Bourdieu oder Max Weber. Vielmehr wurde mit dem Begriff eine eigene Setzung vorgenommen, bei der nicht davon ausgegangen wurde, dass alle die oben genannten Theorien kennen. Der Begriff wurde maßgeblich durch die Erfahrungen von Communities geprägt, die mehrfachdiskriminiert werden, also zum Beispiel durch Gruppen innerhalb der Frauenbewegung oder der „Black Movements“, die Klassismus erfahren. Mit dem Begriff werden deswegen verschiedene Diskriminierungsdimensionen aus einer intersektionalen Perspektive berücksichtigt. Außerdem umfasst der Begriff nicht nur die ökonomische Stellung von Menschen, sondern auch die verschiedenen Abwertungserfahrungen auf kultureller, politischer, institutioneller und individueller Ebene.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Kooption, homosoziale
Homosoziale Kooption bezeichnet den Mechanismus, dass in Gremien oder anderen personellen Zusammenschlüssen dem bereits bestehenden Personenkreis Mitglieder nach dem Ähnlichkeitsprinzip hinzugefügt werden. Nur solche Personen erhalten Zugang zu einflussreichen Positionen, die denjenigen Personen, die bereits in diesen Positionen zu finden sind, möglichst ähnlich sind, also z.B. das gleiche Geschlecht haben oder einen ähnlichen Bildungsweg.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
"leaky pipeline"
„Ieaky pipeline“ bezeichnet das Phänomen des „Herauströpfelns“ von Frauen und beschreibt damit, dass beim Aufstieg in höhere Karrierestufen überproportional viele Frauen ausscheiden.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Lookismus
Lookismus bezeichnet die Benachteiligung und Bewertung von Menschen aufgrund des äußerlichen Erscheinungsbilds, der Kleidung oder bestimmter Körpermerkmale. Lookismus liegen bestimmte Normalitätserwartungen an Aussehen und Körper zugrunde, die mit anderen Diskriminierungsdimensionen zusammenhängen können. Eine Abweichung von diesen Erwartungen wird häufig negativ gewertet und kann zum Ausgangspunkt weiterer negativer Projektionen auf die betroffene Person werden und zur Ausgrenzung führen.*
LSBT, LSBTI, LSBTIQ, LSBTI*
"LSBTIQ" oder ähnliche Zusammensetzungen dienen als Abkürzung für "Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen". "Lsbtiq" steht entsprechend für "lesbisch, schwul, bisexuell, trans-, intergeschlechtlich und queer". Diese Abkürzungen beschreiben strategische Allianzen zwischen Menschen mit sehr verschiedenen Lebensrealitäten, Bedarfen und Zielen, die jedoch alle von Diskriminierungen betroffen sind, weil sie den herrschenden Vorstellungen über Geschlecht und Begehren nicht entsprechen. In manchen Schreibweisen werden weitere Buchstaben wie zum Beispiel "a" für asexuell oder ein Sternchen (*) als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen hinzugefügt.*
*Quelle: Regenbogenportal
Mehrdimensionale Diskriminierung
Der Begriff erfasst das Verwobensein von mehreren miteinander verschränkten Benachteiligungen und begegnet damit einer in sozialwissenschaftlichen Analysen von Diskriminierung häufig stattfindenden Reduzierung der untersuchten Personengruppen auf ein ,Merkmal‘, einen spezifischen Grund der Diskriminierung oder eine einzelne Dimension der Unterdrückung. Die Verwendung des Konzepts resultiert aus der theoretischen Auseinandersetzung mit einer machtkritischen Diversitäts- und Intersektionalitätsforschung sowie aus dem Anspruch der Umsetzung eines antidiskriminierungspolitischen Konzepts von Diversity Management.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Menschen mit Behinderungen/ Menschen, die behindert werden
Menschen mit Behinderungen/ Menschen, die behindert werden ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die durch die Gesellschaft im Alltag Behinderung erfahren müssen. Die Formulierung setzt ein Zeichen dafür, dass Menschen nicht behindert sind, sondern durch die Gesellschaft behindert werden.*
Nachteilsausgleich
Verstanden im Sinne des Sozialgesetzbuchs als Ausgleich für Menschen, die aufgrund einer Behinderung oder Krankheit bestimmte Nachteile haben. Beispiele für Nachteilsausgleiche sind z.B. flexible Anwesenheitszeiten oder die Gewährung längerer Bearbeitungszeiten für Hausarbeiten für Studierende mit bestimmten Einschränkungen oder die Bereitstellung technischer Hilfsmittel.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Nichtbinär
Als nichtbinär oder nonbinary bezeichnen sich Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren, sondern als beides gleichzeitig, zwischen männlich und weiblich oder als weder männlich noch weiblich. Ein Beispiel für eine nichtbinäre Identität ist genderqueer. Nonbinary ist auch inklusiv für inter Menschen.*
*Quelle: Queer Lexikon
People of Color
Der Begriff People of Color (im Singular Person of Color) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus erfahren.
In dieser Bedeutung wird der Begriff seit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern verwendet. Als Wiederaneignung und positive Umdeutung der abwertenden Zuschreibung “colored” beschreibt People of Color ein solidarisches Bündnis von unterschiedlichen Communities, die strukturelle Ausschlusserfahrungen aufgrund von Rassismus machen.
Mit Bezug auf diese solidarische Idee verwenden in den letzten Jahrzehnten verstärkt auch marginalisierte Communities in Deutschland und anderen Ländern des Globalen Nordens die Selbstbezeichnung People of Color, um auf eine gemeinsame Rassismuserfahrung zu verweisen. Mit dem Begriff grenzen sie sich bewusst von Bezeichnungen wie Migrant*in bzw. Migrationshintergrund ab, die den sprachlichen Fokus auf die Migrationserfahrung legen und nicht den erlebten Rassismus thematisieren. Da nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund Rassismus erfahren (zum Beispiel weiße Migrant*innen aus bestimmten EU-Ländern) und viele Menschen Rassismuserfahrungen machen, die statistisch keinen Migrationshintergrund haben (statistisch besteht Migrationshintergrund nur für Eingewanderte und ihre Nachfahren der ersten und zweiten Generation), ist der Begriff in Bezug auf das Thema Diskriminierung wenig aussagekräftig.
Der Begriff PoC wird auch in Wechselwirkung mit dem Begriff weiß verwendet.
Die Rassismuserfahrungen der Menschen, die sich mit dem Begriff identifizieren, können sehr unterschiedlich sein. Viele Communities verwenden zusätzlich zum Begriff People of Color oder stattdessen weitere Selbstbezeichnungen, zum Beispiel den Begriff Schwarz (mit großem S), den Menschen, die Teil der afrikanischen Diaspora sind als Selbstbezeichnung verwenden. Oder Rom*nija, eine Selbstbezeichnung von Mitgliedern der Roma-Community.
Der Begriff PoC beschreibt, ähnlich wie Schwarz oder weiß, keine Hautschattierungen. Es geht um die Marginalisierung aufgrund von Rassismus. In Deutschland zählen daher unter anderem Menschen aus der afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Diaspora dazu. Dabei spielt ein eurozentrischer, rassifizierender Blick eine Rolle, der eine Folge der einstigen, nicht aufgearbeiteten Kolonisierung vieler Länder ist.
Aber auch Orientalismus trägt dazu bei, dass Stereotype ständig reproduziert werden. Daher machen auch zum Beispiel Menschen türkischer und arabischer Herkunft Rassismuserfahrungen unter anderem auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, im Bildungsbereich und auch im Kulturbetrieb aufgrund ihrer (zugeschriebenen) Kultur oder Religion.
Im Deutschen gibt es derzeit keine Entsprechung für den Begriff People of Color/PoC.
Andere Wörter, die versuchen, den Begriff ins Deutsche zu übersetzen, sind Fremdbezeichnungen mit meist rassistischer Geschichte und sollen daher nicht verwendet werden.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Rassismus
Diskriminierung aufgrund der biologistischen Annahme natürlicher Unterschiede zwischen den Menschen, die in rassistischen Kontexten mit dem Begriff der „Rasse“ bezeichnet werden. Dabei wird von äußeren Merkmalen auf bestimmte Befähigungen, Rechte, Privilegien etc. geschlossen. Rassistische Vorurteile und Stereotype dienen der Rechtfertigung von hegemonialen Machtverhältnissen; aufgrund von Rassismen werden Menschen verfolgt und von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder bestimmten Bereichen ausgeschlossen. Extreme Formen des Rassismus sind Apartheit, Pogrome und Genozide.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
Schwarz
Der Begriff Schwarz wird oft als Selbstbezeichnung von Menschen afrikanischer und afro-diasporischer Herkunft, schwarzen Menschen, Menschen dunkler Hautfarbe und people of colo(u)r gewählt. Das großgeschriebene „S“ wird bewusst gesetzt, um eine sozio-politische Positionierung in einer mehrheitlich weiß dominierten Gesellschaftsordnung zu markieren und gilt als Symbol einer emanzipatorischen Widerständigkeitspraxis.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Sexismus
Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein.*
*Quelle: Gender Glossar
Soziale Herkunft
Soziale Herkunft als Diversity-Merkmal bezeichnet das sozialkulturelle Erbe, die milieu- bzw. schichtspezifische Verortung eines Menschen durch die Betrachtung der Lebenssituation der Eltern. Im Hochschulkontext wirkt sich die soziale Herkunft insbesondere auf die Faktoren Hochschulzugang, Studienfinanzierung, -verlauf und -erfolg aus.*
trans*
Trans* ist eine Selbstbezeichnung von und für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Stern am Ende des Wortes ist ein Platzhalter. Er weist darauf hin, dass es nicht nur die Geschlechter „männlich” und „weiblich” gibt, sondern ein ganzes Spektrum von Geschlecht, Geschlechtsidentitäten und Körperlichkeiten.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Transfeindlichkeit
Transfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von trans Menschen. Dies äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber trans Personen oder Menschen, die als trans wahrgenommen werden. Als internalisierte Transfeindlichkeit wird die Feindlichkeit bezeichnet, die gegen die eigene trans Identität und damit gegen sich selbst gerichtet ist. Dies passiert oft in einer transfeindlichen Umgebung und/oder vor dem eigenen inneren Coming out.*
Quelle: Queer Lexikon
Queer
Queer ist ein Sammelbegriff für Personen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung (wen sie begehren oder wie sie lieben) nicht der heteronormativen Norm entspricht. Queer wird auch verwendet, um Bewegungen und Dinge zu bezeichnen, die mit queeren Menschen in Verbindung stehen, wie zum Beispiel die queere Szene, Queer Studies oder queere Filmfestivals.
Der Begriff kommt aus dem Englischen und bezeichnet zunächst Dinge oder Personen, die meist im negativen Sinn von der Norm abweichen. Er lässt sich mit „seltsam“, „eigenartig“ oder „sonderbar“ übersetzen. Er wurde benutzt, um abwertend insbesondere über Homosexuelle aber auch andere Personen zu sprechen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der heteronormativen Norm entspricht. Im Zuge der Aids-Bewegung gelang es der queeren Community jedoch, den Begriff wieder aufzuwerten (reclaiming), sodass für viele Menschen queer heute ein positiver Begriff ist und sie sich gerne queer nennen. Als Sammelbegriff ist das Wort sehr offen und bietet vielen Menschen ein Identifikationsangebot.
Wie bei allen Selbstbezeichnungen möchten sich aber nicht alle Personen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der heteronormativen Norm entspricht, mit dem Begriff identifizieren. Manche finden andere Begriffe wie zum Beispiel schwul, lesbisch oder trans für sich besser. Sie haben Bedenken in der großen queeren Community an Sichtbarkeit zu verlieren. Manchen gefällt auch der politische Zusammenhang nicht, in dem queer verwendet wird. Außerdem wird das Wort queer immer noch sowohl als Schimpfwort als auch als Selbstbezeichnung verwendet.*
*Quelle: Diversity Arts Culture
Queer Studies
Theorierichtung, die alle essentialisierenden Identitätspolitiken, vor allem in Bezug auf die Kategorien „Geschlecht“ und „Sexualität“, ablehnt. Infragestellung und Kritik an Heteronormativität, jeglicher stabilen Geschlechterordnung, Homophobie und heterosexistischen Ausschlüssen.*
*Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
weiß
Beim Begriff weiß handeltes sich um ein sozialpolitisch relevantes Konstrukt (vgl.Sow2011b), das alle Menschen umfasst, die nicht von Rassismus betroffen sind. weiß zu sein gilt noch immer als gesellschaftliche Norm und bedeutet über Privilegien zu verfügen, zum Beispiel beim Zugang zum Bildungssystem und Arbeitsmarkt. Im Gegensatz zum Begriff „Schwarz“, der als Alternative für diskriminierende Bezeichnungen entwickelt wurde und daher groß geschrieben wird, ist dies bei weiß nicht der Fall; er wird daher klein geschrieben.*