Die Schule des Ministeriums für Staatssicherheit 1951 bis 1955
Die Schule des Ministeriums für Staatsicherheit wurde am 16. Juni 1951 in Eiche bei Potsdam, auf dem Areal des heutigen Universitätsstandortes Golm, gegründet. Sie unterstand dem Ministerium direkt und in letzter Instanz dem Minister selbst.
Ihr Lehrbetrieb basierte anfangs auf den Lehrstühlen für die Politik- und Fachausbildung sowie der Lehrabteilung für Allgemeinbildung. Es wurden einjährige, weitgehend improvisierte Lehrgänge angeboten, die auch eine Unterweisung in Waffenkunde, Deutsch und Sport vorsahen. Die Ausbildung war rein schulisch ausgerichtet, ohne wissenschaftliche oder akademische Ansprüche. Die zumeist unerfahrenen, fachfremden Teilnehmer sollten hier allein in den Grundlagen der geheimdienstlichen Arbeit unterrichtet werden.
Die Schulungen in Eiche erfolgten parallel zum Einsatz in den Dienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit. Daher war der Lehrbetrieb durch fortwährende Unterbrechungen aufgrund von Arbeitseinsätzen geprägt. Die Ausbildung der sogenannten „Kursanten“ hatte hinter dem Dienst in der Staatssicherheit zurückzustehen. So Erich Mielke, damaliger stellvertretender Leiter der Staatssicherheit, 1953:
„Mir scheint, daß es darauf ankommt, daß dieser Genosse, der vielleicht nicht schreiben kann, weiß wie man siegt und was man tun muß, um seine Feinde zu vernichten. Untersuchen wir einmal danach, wie manche großartig schreiben können und wie wunderbar sie daherreden und prüfen wir, wieviel Feinde sie vernichtet haben. […] Und wenn er mal nicht seinen Namen unterschreiben kann, ist es nicht wichtig, aber wenn er weiß, wer die Feinde sind, ist er auf dem richtigen Wege.“ (1)
Infolge der Ereignisse des 17. Juni 1953, vollzog sich ein Wechsel an der Spitze der Staatssicherheit von Wilhelm Zaisser zu Ernst Wollweber. Das Ministerium wurde nicht nur bis 1955 zu einem Staatssekretariat herabgestuft und formell dem Ministerium des Innern unterstellt, sondern es kam auch zu einem Umdenken an der Spitze. So Ernst Wollweber 1954:
“ […] Die Kader werden alt und die neuen Kader müssen erst herangebildet werden. Ich habe deshalb im Politbüro die Frage gestellt: Wenn ein Ingenieur die Zeichnung einer Maschine macht, dann muß er eine Hochschule absolviert haben, bevor ein Arzt operieren kann, muß er sein Studium abgeschlossen haben. Aber wenn Menschen mit der kompliziersten Aufgabe zu tun haben, den Feind zu entlarven, dafür haben wir nicht mal eine Hochschule.“ (2)
Dem konnte bereits ein Jahr später Abhilfe geschaffen werden, als die Schule in Eiche zur „Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit“ umgewandelt wurde.
(1) Erich Mielke auf einer SED-Kreisparteiaktivtagung, 28.1.1953, BStU, ZA, KL-SED 570, Bl. 24.
(2) Ernst Wollweber, 1954; zitiert nach: Jens Gieseke, Doktoren der Tschekistik, Berlin 1994, S. 188.