Zum Hauptinhalt springen

Wasseraufbereitung durch Kreislaufprozesse

Wie Potsdam Transfer Netzwerke mit Unternehmen aufbaut

eine Person zeigt auf ein Plakat und erklärt
Foto : Thomas Roese
Experte für Innovation: Ferenc Liebig

Kaffee trinken und dabei noch etwas für die Umwelt tun – das klingt doch gut, dachte sich eine Forschungsgruppe aus der Chemie und entwickelte einen unschlagbar günstigen Wasserfilter aus Kaffeesatz. Doch das ist nicht die einzige innovative Idee zur Wasseraufbereitung, die an der Universität Potsdam entstanden ist, weiß Ferenc Liebig. Der promovierte Chemiker ist Innovationsmanager bei Potsdam Transfer, der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung für Gründung, Innovation, Wissens- und Technologietransfer an der Universität Potsdam. „Wir schauen, ob die anwendungsorientierte Forschung sich für eine Kooperation mit der Wirtschaft eignet und welche Partner passen könnten“, sagt er. Zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Arbeitsgruppen und einer Vielzahl von Unternehmen hat er ein Netzwerk aufgebaut, in dem Forschungs- und Entwicklungsprojekte (F&E-Projekte) zur Verbesserung der Wasseraufbereitung entstanden sind.
„Diese können zu neuen Produkten, Dienstleistungen oder Technologien führen“, fasst Ferenc Liebig zusammen. „Dafür suchen wir nach Synergieeffekten zwischen der Universität und den Unternehmen.“ Potsdam Transfer stellt gewissermaßen eine Brücke zwischen Industrie und Forschungseinrichtung dar – zum beiderseitigen Vorteil. Die Zusammenarbeit ermöglicht vor allem kleinen und mittleren Unternehmen, die Infrastruktur der Universität Potsdam zu nutzen und ihr Produktportfolio zu erweitern, während sich für die Hochschule wesentlich mehr Fördermöglichkeiten ergeben, um Stellen zu besetzen. „Wenn ein kleines oder mittleres Unternehmen dabei ist, kann man die Förderlandschaft besser ausschöpfen“, erläutert er. „Langfristig wollen wir aber vor allem ihr Vertrauen gewinnen und Netzwerke aufbauen.“

Durch ein umfassendes Technologie-Scouting hat Ferenc Liebig Schnittmengen in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zum Thema Wasseraufbereitung erkannt. „Im letzten Jahr haben wir passende Forschungsgruppen zu unserem Veranstaltungsformat From Lab2Net eingeladen“, berichtet er. Ein Blick in die unterschiedlichen Labore gibt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihren Bereich vorzustellen und sich mit anderen auszutauschen und zu vernetzen. „Man schaut, wo man zusammenarbeiten und wie man die Themen bündeln kann“, sagt Liebig. Dabei haben sich zwei Themenkomplexe herauskristallisiert: Sensorik und Filtration. „Wir wollen zunächst genauer bestimmen können, welche Schadstoffe aus der Industrie kommen“, fasst der Chemiker den Bereich Sensorik zusammen. „Bei der Rückführung soll das Wasser dann wieder sauber sein, hier kommen die Filtersysteme ins Spiel.“ Um die technologischen Herausforderungen der Wasseraufbereitung kennenzulernen und zu diskutieren, besuchten die Forschenden das Wasserwerk Nedlitz des Netzwerkpartners Energie- und Wasser Potsdam GmbH.

Die Wartung und die Aufreinigung von Wasserfiltern sind kostenintensiv. Für die Entfernung von Schadstoffen wird häufig teure Aktivkohle eingesetzt, Kaffeesatz ist hingegen ein reichlich vorhandener und billiger Rohstoff. Deshalb wird in der Arbeitsgruppe Supramolekulare Chemie von Prof. Dr. Andreas Taubert die Herstellung eines Filtermaterials aus Kaffeesatz für die Wasseraufbereitung erforscht. Eine andere Forschungsarbeit zur Abtrennung und Analyse von Mikroplastik aus Abwässern von Dr. Marek Bekir liefert ein Schlüsselkonzept für die Entwicklung eines Demonstrators. Bei Prof. Dr. Katja Arndt wird die enzymatische Inaktivierung von Antibiotika in landwirtschaftlichen Abfällen untersucht. Auch plasmonische Filtersysteme, wie sie das Team von Prof. Dr. Ilko Bald untersucht, sollen genutzt werden, um schädliche Verbindungen mit sichtbarem Licht abzubauen. Zudem werden antimikrobielle Polymere aus der Nachwuchsforschungsgruppe von Dr. Matthias Hartlieb verwendet, mit denen sich Filtermaterialien funktionalisieren lassen, um gezielt Schadstoffe entfernen zu können. Diese Forschungsansätze bieten also verschiedene Lösungen zur effektiven Wasseraufbereitung.

Das Netzwerk aus externen Unternehmen und Forschungsgruppen der Universität Potsdam fokussiert auf innovative Filtermaterialien mit dem Ziel, umweltfreundlich Abwasser zu reinigen. „Wir wollen Lösungsansätze für die nachhaltigere Nutzung von Wasser bereitstellen und gleichzeitig die wachsenden Herausforderungen der Trinkwasseraufbereitung mit den Bedarfen der Firmen zusammenbringen“, betont Ferenc Liebig. Schadstoffe, die bei einer Firma als Abfallprodukte anfallen, können eventuell zur Energiegewinnung dienen, womit sich wiederum Filtermaterialien herstellen lassen. Abfälle als wertvolle Rohstoffe zu nutzen, um natürliche Ressourcen zu schonen, ist ein vielversprechender Ansatz für eine moderne Kreislaufwirtschaft.

Dieser Artikel stammt aus dem Universitätsmagazin Portal – Zwei 2024: Europa.

Hier geht es zum Magazin.

Veröffentlicht

Kontakt

Dr. Stefanie Mikulla
Campus Golm Haus 28, Raum 1.091 Karl-Liebknecht-Straße 24-25
14476 Potsdam

Telefon (0331) 977-2964

Online-Redaktion

Josephine Arnold