Forschen und Gründen – passt das zusammen? Fragt man den Gründungsberater Ole Korn nach der Erfolgsquote des Startup Service von Potsdam Transfer, fällt die Antwort eindeutig positiv aus. Denn auch in diesem Jahr sind schon erfolgreich EXIST-Gründungsstipendien und -Forschungstransfers akquiriert sowie zahleiche nationale und internationale Gründungsprojekte realisiert worden. Dabei lautet die Botschaft ganz klar: Erfolg ist zwar nicht garantiert – mit Unterstützung in Form von Mentorship, Know-how, Finanzierung, Beratung, CoWorking-Spaces und Netzwerken lohnt es sich aber, den Schritt zu wagen!
Ideen aus der Forschung in die Gesellschaft tragen
„Das Potenzial der Wissenschaft an der Universität kann für die gesamte Gesellschaft verständlich und greifbar werden, wenn Erkenntnisse und Ideen aus der Forschung durch Gründungsprojekte und Jungunternehmen ‚real‘ werden. Und genau dabei unterstützen wir“, erläutert Ole Korn von der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung für Gründung, Innovation, Wissens- und Technologietransfer an der Universität Potsdam. Hierzu realisiert Potsdam Transfer fortlaufend Projekte im Rahmen des Bundesprogramms EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft. Die Einrichtung unterstützt Forschende, Studierende sowie Alumni bei ihrer technologieorientierten oder wissensbasierten Gründung. „Voraussetzung dafür ist, dass die Idee aus der Forschung kommt und innovativ ist“, erklärt Korn. „Und wenn wir von ‚innovativ‘ sprechen, meinen wir ein Produkt oder eine Dienstleistung, die ein bestehendes Problem auf neuartige oder effizientere Weise lösen.“ In einem ersten Schritt kann zusammen mit Potsdam Transfer geprüft werden, ob die Idee förderfähig ist, anschließend hilft das Team auch beim Antragsprozess.
Kreativer Gründen
Ein wichtiger Bestandteil dieses Programms für einen erfolgreichen Antrag sind die Mentorinnen und Mentoren aus ganz verschiedenen Fachbereichen der Wissenschaft. Sie begleiten die Gründungsteams mit ihrem Wissen bei der Ausgestaltung des Vorhabens und können zugleich die eingeworbenen Mittel dem Lehrstuhl zurechnen, während Potsdam Transfer zusätzlich den Großteil der bürokratischen Arbeit vor, während und nach der branchenoffenen Förderung übernimmt. Für Dr. Julia Brennecke, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam und Mentorin für Gründungsteams, sind damit ideale Voraussetzungen für alle Beteiligten geschaffen. Sie unterstützt bereits das zweite Projekt bei Potsdam Transfer. „Durch meinen Lehrstuhl mit starkem Bezug zum Innovationsmanagement liegt die Verbindung zur Unternehmensgründung auf der Hand. Schon mit den Bachelorstudierenden spiele ich alle Schritte einer Gründung durch.“ Als Mentorin bringt sie ihre Kernkompetenzen ein. „Mit den Teams schaue ich etwa, wie sie innovationsorientierte Netzwerkstrukturen aufbauen, um an Ressourcen zu kommen, die man braucht, um bei der Gründung innovativer, kreativer und damit erfolgreicher zu sein.“
Auch Rückschläge gehören dazu
Die Zusammenarbeit ist für beide Seiten sehr sinnvoll und bereichernd. Als Professorin muss Julia Brennecke stets die Stabilität von drei Säulen im Blick behalten: Forschung, Lehre und Transfer. Die Unterstützung bei der Administration und Drittmittelverwaltung, wie Potsdam Transfer sie leistet, ist aus Brenneckes Sicht essenziell, um sich als Mentorin ganz auf das Gründungsteam und deren Entwicklung konzentrieren zu können. Wie das genau passiert, ist immer dem Team und der zuständigen Mentorin oder dem Mentor überlassen. „Wichtig ist mir, dass ich für das Team ansprechbar bin. Aktuell treffen wir uns beispielsweise auch zum gemeinsamen Mittagessen, um uns auszutauschen.“ Diese Art des Transfers von Wissenschaft in die Praxis klingt erst einmal vielversprechend. Tatsächlich zweifeln Wissenschaftler*innen jedoch oft, ob sie wirklich das Zeug dazu haben, unternehmerisch tätig zu werden. Dabei sind diese Zweifel in der Regel unbegründet, weiß Ole Korn: „Viele denken, dass sie als Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler nicht über die notwenigen Kompetenzen zum Gründen verfügen. Doch das ist ein Trugschluss, weil jemand als Entrepreneur ganz viel von dem braucht, was auch in der Forschung passiert: Man arbeitet an einer Idee, macht Fehler und lernt aus ihnen. Auch ein BWL-Hintergrund ist keine Voraussetzung – genau dafür ist der Startup Service von Potsdam Transfer da.“ Wie wichtig es ist, sich eine Gründung aus der Wissenschaft heraus zuzutrauen, unterstreicht auch Brennecke: „Die Fähigkeit, sich kontinuierlich selbst zu motivieren, am Ball zu bleiben und komplexe Probleme zu lösen, Forschungsprojekte zu managen und alles am Ende zusammenlaufen zu lassen, wird in der Wissenschaft genauso gebraucht wie bei einer Unternehmensgründung. Auch Rückschläge gehören dazu, die viele aus der Forschung schon durch abgelehnte Veröffentlichungen oder Drittmittelanträge kennen und besser aushalten können. Hauptsache ist, man steht wieder auf und macht weiter.“ Selbst, wenn es nicht zu einer Gründung kommt, bewerten die Teams ihre gesammelten Erfahrungen laut Brennecke und Korn als positiv, setzen sie anderswo ein oder versuchen es mit einem weiteren Projekt erneut. Als Mentorin zu unterstützen ist für Julia Brennecke auch eine persönliche Bereicherung: „Man selbst nimmt immer etwas mit, lernt Neues. Die Teams zeigen mir: Es lohnt sich, die Augen offenzuhalten für alles, was da draußen ist.“
Dieser Artikel stammt aus dem Universitätsmagazin Portal – Zwei 2024: Europa.
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