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„Die Wissenschaft der Praxis schmackhaft machen“

Minimal geöffnetes Glasfenster mit Klebefolie in Blau und Aufschrift Potsdam Transfer
Foto : Wiebke Heiss

Dr. Marek Bekir entwickelt ein Verfahren zur Trennung und Analyse von Mikroplastik. Und nicht nur das. Er will es auch in die Anwendung bringen

Sie schwimmen in den Meeren, werden von Tieren gefressen, gelangen in die Nahrung – kleinste Kunststoffteilchen werden zur großen Gefahr. Im September 2023 hat die Europäische Kommission nun umfangreiche Maßnahmen verabschiedet, die den Verkauf von Mikroplastik untersagen. Und nicht nur das. Auch Produkte, die Mikroplastik beinhalten und bei ihrer Verwendung freisetzen, sollen vom Markt verschwinden. Dies umfasst alle synthetischen Poly- merpartikel unter fünf Millimeter, die organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind. Umwelt- kommissar Virginijus Sinkevičius verdeutlichte, dass es sich zwar um sehr kleine Partikel handelt, die Beschränkung jedoch ein großer Schritt zur Verringerung der vom Menschen verursachten Umweltverschmutzung ist.

Eine Innovation aus der Universität Potsdam könnte dazu beitragen, solche Verunreinigungen in der Natur deutlich zu reduzieren. Dr. Marek Bekir, Projektleiter für material- und oberflächenempfindliche Partikelfiltration, forscht an der Trennung und Analyse von Mikroplastik in einem sogenannten Mikrofluidikkanal. Für dieses Verfahren verwendet er durch Licht schaltbare Tenside, die sich an die Partikel – je nach deren Material, Form und Größe – anlagern. Dann werden die Partikel beleuchtet und in einen lamellaren Fluss gegeben, ein Fluss, der in mehreren Schichten unterschiedlich schnell fließt. Abhängig von der Anzahl der Tenside um sie herum werden die einzelnen Partikel in diesem Fluss unterschiedlich hoch angehoben. Über die abweichenden Strömungsgeschwindigkeiten der Schichten, in denen sie sich bewegen, können sie schließlich voneinander getrennt werden.

Das Verfahren hat Potsdam Transfer überzeugt. Die zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Potsdam für Gründung, Innovation und Wissens- und Technologietransfer kürte Marek Bekir zum Preisträger für den Innovationsfond, damit er sein System für die kommerzielle Nutzung weiterentwickeln kann. „Diese Unterstützung war sehr hilfreich, um mehr Sichtbarkeit und ein größeres Netzwerk zu erhalten“, so der Wissenschaftler. Für seine Forschung erlebte er die Förderung als einen „Boost zu neuen Erkenntnissen. Nicht nur zur Separation, sondern auch für die Analyse von Mikroplastik.“ Das erlaubt ihm jetzt sogar, einen größeren Antrag für einen ERC Grant auszuarbeiten.

Von Potsdam Transfer wurde zum Verfahren zügig ein Technologiesteckbrief für die Wirtschaftsförderung Brandenburg erstellt, um die Suche nach Industriepartnern für Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu intensivieren. Zudem durfte Bekir seine Forschung im Potsdam Entrepreneurship Experience Lab (PEELx) vorstellen, wo über verschiedene Kreativmethoden Ideen für eine mögliche Ausgründung erarbeitet werden. In einem viertägigen Workshop tüfteln hier gemischte Teams an konkreten Geschäftsmodellen – eine experimentelle Laborsituation, in der nicht nur unternehmerisch gedacht, sondern auch dazu ermutigt wird, etwas Neuartiges auszuprobieren.

Marek Bekir empfand PEELx als „große Chance, über den eigenen Tellerrand zu schauen, andere Leute und Perspektiven kennenzulernen und über das Feedback neue Motivation zu tanken. Ich kann jedem nur empfehlen, wenigstens einmal daran teilzunehmen“, so sein Fazit.

Den Faden zu Potsdam Transfer wird der Wissenschaftler nicht mehr abreißen lassen. „Ich bin von der Zusammenarbeit begeistert, vom Netzwerk, der Erreichbarkeit, der Recherche. Das ist genau das, was sich neben der Forschung oft nur schwer abbilden lässt, aber für das Vorankommen unverzichtbar ist.“ Angeregt und unterstützt von Potsdam Transfer konnte Marek Bekir kürzlich einen Antrag beim Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Programm DATIpilot Innovationssprint einreichen. Dabei hat er zwei konkrete Projekte in den Blick genommen: Zum einen will er einen Separator zur Trennung, Aufreinigung und Synthese der Plastikpartikel entwickeln. Zum anderen soll ein Analysator entstehen, der sich im größeren Maßstab in der Industrie einsetzen lässt. Für beides sucht Bekir den fachlichen Austausch mit Unternehmen und anderen Forschungseinrichtungen. Dabei steht für ihn die Kreativität, der Erfindergeist im Vordergrund. Es reizt ihn, „etwas zu entwickeln, was so noch nicht vorhanden ist“, sagt er. „Manchmal denkt man über ein Problem nach und kann einfach nicht aufhören, eine Lösung finden zu wollen.“

Im Forschungsalltag, der „einen nie ganz abschalten lässt“, gibt ihm seine Familie Halt. Auch hilft ihm der Sport, den Akku wieder aufzuladen, um sich mit neuer Hingabe den Denkprozessen widmen zu können. Dabei sieht er seine Arbeit nicht auf das Labor beschränkt. Als Forscher sei es eben auch seine Aufgabe, „auf Themen aufmerksam zu machen, die kaum wahrgenommen werden“. Dafür sei es wichtig, Transfer und Marketing mit mutigen Ansätzen noch mehr ins Blickfeld zu rücken „und die Wissenschaft den Anwendern in der Praxis schmackhaft zu machen“.

Dieser Artikel ist erschienen im Universitätsmagazin Portal Transfer 2024.

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Josephine Arnold