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Virtual Reality im Musikunterricht – Studierende haben VR für den Schuleinsatz erprobt

Innovative Lehrprojekte 2022

Studentin im Seminar „Virtual Reality aus der Perspektive des Musikunterrichts“.
Phillip Feneberg am PC bei der Arbeit
Orcherster
Foto : Phillip Feneberg
Studentin im Seminar „Virtual Reality aus der Perspektive des Musikunterrichts“.
Foto : Dr. Jana Buschmann
Phillip Feneberg
Foto : Karla Fritze

Mit VR-Brille ein Konzert hören, sehen, erleben. Was nach der Vision eines Kulturhungrigen im Lockdown klingt, wollte etwa das Staatstheater Augsburg bereits vor der Pandemie in die Tat umsetzen. Denn Virtual-Reality-Konzerte können eine ganz eigene, immersive Erfahrung bedeuten. Wie können Konzerte für den virtuellen Raum gestaltet werden? Wie erleben Menschen virtuelle Konzertsituationen? Und welche Potenziale bieten sie für den Musikunterricht? Diesen Fragen widmeten sich angehende Lehrkräfte am Department Musik und Kunst. Das Seminar „Virtual Reality aus der Perspektive des Musikunterrichts“ fand im Sommersemester 2022 statt und wurde von der Hochschulleitung als „innovatives Lehrprojekt“ gefördert. Im Interview berichtet der Dozent Phillip Feneberg über die Erfahrungen, die er und die Studierenden dabei gemacht haben.

Worum geht es in Ihrer Lehrveranstaltung? Was macht sie innovativ?

In der Lehrveranstaltung dreht sich alles um 360-Grad- und VR-Content, der speziell für die Rezeption über VR-Brillen konzipiert ist. Im letzten Jahr haben die Musikpädagogik und die Musikwissenschaft der Uni Potsdam die Kammerakademie Potsdam bei einem Forschungsprojekt zum digitalen Wandel der Kulturlandschaft unterstützt. In diesem Kontext hatten wir die Möglichkeit, eine 360-Grad-Konzertinstallation („Reflect“) mit einem kleinen Fragebogen zu beforschen. Zudem gab es die Gelegenheit, VR-Projekte anderer kultureller Institutionen (Konzerthaus Berlin, Augsburger Philharmoniker usw.) zu erleben. Solche Formate nehmen aktuell stark zu; hauptsächlich im Bereich der Musikvermittlung. Die Musikvermittlung ist auch für Musiklehrkräfte ein bedeutendes Feld und daher ist es wichtig, sich mit diesen neuen, digitalen Formaten auseinanderzusetzen und weiterzudenken, welche Rolle sie für Musikunterricht der Zukunft spielen können.
In der Lehrveranstaltung lernen die Studierenden musikspezifischen VR-Content kennen und entwickeln einfach gehaltene Prototypen (hauptsächlich in Form von 360-Grad-Videos oder Mozilla-Hubs-Räumen). Dabei geht es weniger um perfekte Ergebnisse, als um das Nachdenken über ästhetische, methodische und technische Entscheidungen.

Wie entstand die Idee für das Projekt?

Im Rahmen meines Dissertationsprojekts beschäftige ich mich mit dem Musik Machen und Erfinden in Virtual-Reality-Formaten. Da war es naheliegend, in einem Seminar gemeinsam mit Master-Studierenden über das Thema nachzudenken und Dinge in einer Gruppe auszuprobieren. Die Idee, mich im Rahmen meiner Dissertation mit VR zu beschäftigen, wurde verstärkt, als mir vor ein bis zwei Jahren ein Schüler aus einer 4. Klasse freudestrahlend erzählte, dass er ein VR-Headset zum Geburtstag bekommen habe. Das war an einer ganz normalen Berliner Kiez-Schule im Norden von Charlottenburg, nicht an einer „fancy“ Privatschule.

Inwiefern könnten VR-Konzerte im Musikunterricht von Nutzen sein?

Ganz konkret gedacht: Schulen im ländlichen Raum können natürlich von einem VR-Konzert, das immersiver ist, als ein 2D-Video von einem Konzert, profitieren. Doch muss man sich natürlich die Frage stellen, ob ein VR-Konzert „nur“ ein möglichst realistisches Abbild von einem analogen Konzert sein sollte. Spannend wird es meiner Meinung nach an dem Punkt, wo die Möglichkeiten des Mediums genutzt werden und wir über das reine Abbild eines Konzerts hinausdenken. Da ermöglicht VR natürlich ganz andere Möglichkeiten der Einbindung der Zuhörer:innen. Ein ganz anderer Grad an Partizipation und Interaktivität ist möglich.

Gibt es erstes Feedback der Studierenden?

Ja, erste Rückmeldungen gibt es: Der erste Durchlauf des Seminars, quasi der „Test Run“, fand im Sommersemester 2022 statt. Acht Studierende haben sich angemeldet, gemeinsam mit 360-Grad-Kameras experimentiert und am Ende zwei große virtuelle Räume in Mozilla Hubs sowie Testvideos im 360-Grad-Format von musikalischen Performances kreiert. Das Feedback war im Schnitt sehr positiv. Alle hatten Spaß daran, neue Technologien auszuprobieren und sich hineinzudenken, was nicht selbstverständlich ist. Es war eine tolle Gruppe. Allerdings wurde natürlich zurecht kritisiert, dass die technisch-digitale Ausstattung an Schulen momentan noch zu schlecht ist, um die Experimente sofort in die Praxis umzusetzen. Dennoch haben die Teilnehmer:innen es als positiv erlebt, sich in neue Formate einzudenken und somit auch mehr Sicherheit im eigenen Umgang mit neuen, unbekannten Medien zu gewinnen.

 

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