Erfahrungen von Lehrern
"LER zu unterrichten, bereitet mir große Freude - seit 9 Jahren. Doch noch immer muss ich die Bedeutung des Kürzels erklären, noch immer fragen Eltern und zukünftige SchülerInnen unsicher nach, ob sich denn in diesem Fach etwas lernen lässt.
Stelle ich dann Beispiele aus den Religionen oder philosophische Überlegungen als Grundlage der LER - Inhalte vor, sehe ich oft in skeptische aber auch in neugierige Gesichter. Wenn es mir gelingt, zu verdeutlichen, wie nahe diese Inhalte die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen berühren, dann versteht es sich von selbst, dass es hier etwas zu lernen gibt ? und das auch für mich als Lehrerin.
So dienen beispielsweise Lebensmuster anderer Menschen als Reibungspunkte für eigene Überlegungen. Sie helfen uns, eigene Handlungen kritisch zu hinterfragen und Einstellungen zu überdenken. Genau davon lebt das Fach: - vom intensiven Miteinander, vom Streiten, Diskutieren, Überdenken, Aushandeln und Argumentieren.
Es gibt auch etwas zu lernen, wenn wir über den ?Tellerrand? unserer Schule hinausschauen, religiöse Orte aufspüren, Gläubige verschiedener Religionen treffen, mit Drogenabhängigen über ihren Kampf gegen die Sucht sprechen und mutig Tabuthemen angehen.
Es ist eine spannende berufliche Herausforderung, SchülerInnen in der Zeit des Sich -Selbst-Findens zu begleiten. Durch die lebensweltliche Nähe der Themen im Fach LER fordert das aber auch eine absolut verantwortungsvolle Herangehensweise.
Nur dann kann ich sicher sein, dass sich in diesem Fach auch tatsächlich etwas lernen lässt."
Christina Gruhne unterrichtet LER seit 1997
"Sicher bringen wir den Schülern viel Lernenswertes bei, aber neben all den Fakten ? ich unterrichte neben LER Wirtschaft-Arbeit-Technik und Informatik in der Sekundarstufe I ? suchte ich nach einem Fach, in dem wir darüber sprechen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Mehr als wir meinen, interessieren sich Schüler für ethische und religiöse Fragen, und dieses Interesse wächst.
Für mich persönlich war das LER-Studium ein riesiger Gewinn, weil es meine bisherigen Fächer um eine wichtige Dimension ergänzt. Anders als der technische, wirtschaftliche und informatische Bereich handelt LER von Werten, die seit jeher gelten und die nachhaltig beim Schüler wirken, wenn sie sie ergriffen haben.
Im Lehrerteam hat der LER-Kollege den Anstrich und damit auch den Reiz des Besonderen. Immer wieder werde ich zu religiösen oder moralischen Problemen angefragt, die öffentlich diskutiert werden (Gentechnik, Leben nach dem Tod, Gewalt ...). Ich kenne kein Fach, in dem mit einer solchen Methodenvielfalt gearbeitet werden kann: Diskussion, Exkursion, Dilemmageschichten, Projekte?
Nach vier Jahren Praxis kann ich sagen: Ich habe mich richtig für dieses Fach entschieden, weil es zu mir passt, weil es interessant ist und weil ich es für wichtig halte."
Dr. Jörg-Ulrich Rauhut unterrichtet seit 2000 LER
"Halbwegs fachfremd unterrichtete ich als Lehrerin für Politische Bildung und Deutsch auch das Fach LER und stelle heute fest, dass durch die kleineren Lerngruppen und die fachspezifische Thematik von den LER-Schülern tatsächlich ein Orientierungsangebot angenommen wurde - also ein Gewinn für die persönliche Entwicklung. Einer meiner ehemaligen Schüler antwortete heute auf dem Pausenflur auf meine Nachfrage hin, an LER sei gut, dass man etwas über die Religionen lerne, ohne selbst religiös sein zu müssen. Im eigenen Lebensumfeld erfahre man davon nie etwas. Wichtig sei außerdem, dass man vieles durch gegensätzliches Debattieren lerne, was ihm persönlich großen Spaß bereite. Dies unterscheide LER von den anderen Fächern und mache es wertvoll - Wir hatten seinerzeit auf diese Weise Grundrechte thematisiert."
Ingrid Ranft-Schwetlick, per E-mail im Dezember 2011