Zum Hauptinhalt springen

Anwälte von morgen – Studierende der Uni Potsdam verhandelten erfolgreich beim Soldan Moot Court 2024

Bild von Henrik Schulz, Nora Hohrmann, Leon Langer und Henry Kochanowski
Bild von Henrik Schulz, Nora Hohrmann, Leon Langer und Henry Kochanowski
Foto : Jan Breede
Henrik Schulz, Nora Hohrmann, Leon Langer und Henry Kochanowski beim Soldan Moot Court 2024 in Hannover.
Foto : Jan Breede
Unter 31 Teams schafften es die Potsdamer*innen bis ins Halbfinale.

Akten wälzen, Schriftsätze verfassen und vor Gericht verhandeln – vier Studierende der Rechtswissenschaft probierten sich über vier Monate als Anwält*innen vor einem fiktiven Gericht aus. Das studentische Team der Universität Potsdam nahm am Soldan Moot Court 2024 teil, einem Wettbewerb zwischen deutschen juristischen Fakultäten. Von Juli bis Anfang Oktober traten die Mooties Nora Hohrmann, Henrik Schulz, Henry Kochanowski und Leon Langer unter Betreuung der Coaches Jan Breede und Christoph Lachner gegen 30 andere Teams aus ganz Deutschland an und erreichten bei den mündlichen Verhandlungen in Hannover das Halbfinale.

Ziel des jährlichen Hans Soldan Moot Courts ist es, Studierenden der Rechtswissenschaft einen ersten, praxisnahen Einblick in die Arbeit von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten zu geben. Die Teams verhandeln dabei einen zivilrechtlich und vom anwaltlichen Berufsrecht geprägten fiktiven Fall – in diesem Jahr ging es um Fragen der Anwaltshaftung im Regressprozess sowie eines beruflichen Tätigkeitsverbots aufgrund der Vertretung widerstreitender Interessen. Die Schirmherrschaft für die Universität Potsdam hatten Prof. Dr. Susanne Hähnchen sowie Prof. Dr. Meik Thöne.

Der Moot Court begann Anfang Juli mit der Veröffentlichung der Fallakte. „Im ersten Monat befassten wir uns mit der Aufgabe, einen Klageschriftsatz zu verfassen“, so die Studierenden. „Danach hatten wir wiederum einen Monat Zeit, auf die Klage einer anderen Universität zu erwidern. Da die Fallakte dieses Jahr genau 62 Seiten umfasste, stellte es eine Herausforderung dar, sie zu durchdringen und eine sinnvolle Struktur für unsere Schriftsätze zu erarbeiten. Außerdem arbeiteten wir uns gemeinsam in uns zunächst völlig unbekannte Rechtsgebiete wie das anwaltliche Berufsrecht und das Versicherungsrecht ein. In den heißen Phasen waren wir quasi täglich an der Uni. Besonders prägend waren die Abgaben unserer Schriftsätze, die – trotz aller guter Vorsätze – stets kurz vor Mitternacht erfolgten.“

Anschließend ging es in die mündlichen Verhandlungen. „Erfahrung mit dem Plädieren und Verhandeln hatten wir alle nicht. Entsprechend kalt erwischten uns die Coaches, als es an einem Donnerstagmorgen plötzlich hieß: Wir verhandeln jetzt.“ Vom ersten sehr holprigen Pleading bis zum Wettbewerb in Hannover konnten die Studierenden ihre Argumentationstechnik und rhetorischen Fähigkeiten stark weiterentwickeln. Highlights der Vorbereitung auf Hannover waren zudem die Pre-Moots in Hamburg und Berlin, wo angehende Juristinnen und Juristen das Argumentieren gegen Teams anderer Universitäten üben. „Außerdem hatten wir die tolle Möglichkeit, bei einem Pleading mit Anwältinnen der Kanzlei Streitbörger unsere Verhandlungstechnik durch hilfreiche, praxisnahe Tipps weiter auszubauen.“ Bereits beim Erstellen der Klageschrift hatten ihnen die Anwältinnen der Kanzlei Streitbörger zur Seite gestanden.

Am 9. Oktober reisten sie schließlich für die mündlichen Verhandlungen nach Hannover. In der Gruppenphase traten die Potsdamer Studierenden gegen Teams der Universitäten Greifswald, Erlangen, Bayreuth und Leipzig an. Von den insgesamt 31 Teams kamen lediglich die besten acht im Viertelfinale weiter. „Nach vier packenden Verhandlungen in der Gruppenphase hieß es, auf die Verkündung der Viertelfinal-Paarungen am Samstagmittag zu warten. Umso größer war die Freude, als wir als letztes Team des Viertelfinales in der Verhandlung gegen das Team II der FU Berlin aufgerufen wurden.“ Im Halbfinale trat das Team gegen den späteren Gesamtsieger, das Team II der Universität Leipzig an. Obwohl es für das Team danach nicht weiterging, überwog der Stolz über das Erreichte.

„Die letzten Monate haben uns als Team zusammengeschweißt, aber auch jeden Einzelnen fachlich sowie persönlich wachsen lassen“, so die vier angehenden Jurist*innen. „Der Wettbewerb ermöglichte uns einen authentischen Einblick in den Anwaltsberuf und ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich mit anderen Mooties zu vernetzen. Vielleicht sehen wir uns ja in Zukunft vor Gericht wieder!“

 

Weitere Informationen für interessierte Studierende der Rechtwissenschaft:
Eine Teilnahme ist ab dem zweiten Fachsemester möglich, Vorkenntnisse vor allem im Bereich des anwaltlichen Berufsrechts sind nicht erforderlich. Zwischen den intensiven Schriftsatzphasen und den anschließenden Pleadings bleibt – ein gewisses Engagement vorausgesetzt – genug Zeit, Urlaub zu machen und universitären Verpflichtungen nachzukommen. Wertvolle Fähigkeiten für eine Teilnahme sind Improvisationsfähigkeiten, ein Bewusstsein für Eigenverantwortung, ein ausgeprägter Teamgeist sowie Durchhaltevermögen. Nach einer gelungenen Teilnahme besteht die Möglichkeit, die nachfolgenden Teams u.a. als Coach zu begleiten, um so die erfolgreiche Teilnahme der Universität Potsdam am Soldan Moot Court auch für die zukünftigen Auflagen zu sichern.

Veröffentlicht

Online-Redaktion

Yannic Klutke