Das Seminar hat bereits eine lange Tradition, da es zwischen den Universitäten Thessaloniki und Zürich bereits seit mehr als dreißig Jahren besteht. Es wurde durch Professor Dr. Achilles Koutsouradis von der Aristoteles-Universität Thessaloniki und Professor Dr. Isaak Meier von der Universität Zürich ins Leben gerufen. Die an dem Seminar beteiligten Professoren, Assistenten und Dozenten tauschen sich seither zu sehr unterschiedlichen privatrechtlichen Themen abwechselnd an den Universitäten Thessaloniki und Zürich aus. Seit dem Jahre 2015 wurde es auf Initiative von Professor Dr. Florian Bien sowie Professor Dr. Michael Sonnentag von der Universität Würzburg auch unter Mitwirkung der Universität Würzburg organisiert und veranstaltet. Aufgrund seines Wechsels auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Internationales Privatrecht an der Universität Potsdam zum Wintersemester 2021/2022 weitete Professor Dr. Michael Sonnentag das Seminar im Oktober 2021 auf die Universität Potsdam aus. Die Seminare dienen nicht nur dem akademischen Dialog, sondern auch kulturellen Interessen und dem persönlichen Austausch.
Die Organisation des Seminars übernahm im Jahr 2022 der Veranstalter Professor Dr. Michael Sonnentag von der Universität Potsdam. An der akademischen Leistung waren außerdem Professor Dr. Florian Bien von der Universität Würzburg, die Professoren Dr. Achilles Koutsouradis und Dr. Apostolos Tassikas sowie Professorin Dr. Kalliopi Makridou von der Universität Thessaloniki sowie Professor Dr. Peter Breitschmid, Professor Dr. Isaak Meier und Professorin Dr. Ingrid Jent-Sørensen von der Universität Zürich beteiligt.
Der wissenschaftliche Teil des Seminares begann nach einer Begrüßung durch den Dekan der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam, Herrn Professor Dr. Jens Petersen, am Mittwoch, dem 14. September 2022, mit Vorträgen der Studierenden und intensiven Diskussionen. Zu Beginn beschäftigten sich die Seminarteilnehmer mit dem Zugewinnausgleich im deutschen BGB und dem Zugewinnausgleichsanspruch im griechischen Recht. Im Verlauf des Tages gab es weitere Vorträge zur Gütertrennung und Gütergemeinschaft im griechischen Recht. Im Anschluss an die wissenschaftlichen Diskussionen folgte eine Besichtigung des Campus „Neues Palais“, an dem sich die Leitung der Universität Potsdam befindet, sowie des Parks Schloss Sanssouci in Potsdam.
Am folgenden Tag befassten sich die Seminarteilnehmer mit dem Unterhaltsrecht. Unter der Leitung von Professor Dr. Apostolos Tassikas präsentierten die Studierenden aufschlussreiche Vorträge zu den verschiedenen Unterhaltsformen im deutschen und griechischen Recht. Nach ausführlichen Debatten und einer gemeinsamen Mittagspause besichtigten die Professoren und Studierenden das Kammergericht in Berlin. Nach einer Führung durch das historisch sehr interessante Gerichtsgebäude hielt Richter am Kammergericht Dr. Martin Menne, der selbst einer der Verbindungsrichter im Rahmen des Europäischen Justiziellen Netzwerkes ist, einen Vortrag zu dem Thema „Das Verbindungsrichterwesen“. Anschließend fand eine historisch-informative Führung durch das Zentrum Berlins vom Deutschen Bundestag über das Brandenburger Tor, die historischen Gebäude auf der Straße Unter den Linden bis zum Neuen Stadtschloss statt. Der zweite Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen.
Am Freitag trafen sich die Professoren und Studierenden erneut am Campus Griebnitzsee, um unter der Leitung von Professor Dr. Michael Sonnentag familienrechtliche Probleme des Internationalen Privat- und Zivilverfahrensrechts zu behandeln. Nach der Diskussion der vorgetragenen Referate und einer Führung über den Campus Griebnitzsee stand den Studierenden und Lehrenden der Nachmittag zur freien Verfügung. Dieser wurde zum vertiefenden Austausch und zum Knüpfen von Kontakten genutzt.
Am Samstag, dem 17. September 2022, fand ein Symposium aus Anlass des 70. Geburtstages von Professor Dr. Achilles Koutsouradis im Jahre 2022 statt. Alle teilnehmenden Professorinnen und Professoren hielten daher zu Ehren von Herrn Koutsouradis wissenschaftliche Vorträge. Das Symposium begann mit einer Begrüßung und Würdigung des akademischen Lebens und Wirkens von Professor Dr. Achilles Koutsouradis durch Professor Dr. Michael Sonnentag. Anschließend folgten die Vorträge von Professor Dr. Florian Bien zum Abstraktions- und Kausalitätsprinzip bei der Eigentumsübertragung sowie von Professor Dr. Apostolos Tassikas zu dem Thema „Recognizing legal personality for AI’s“. Professor Dr. Peter Breitschmid präsentierte sodann interessante Aspekte zum Familienvermögensrecht. Professorin Dr. Ingrid Jent-Sørensen stellte die neuere Praxis des schweizerischen Bundesgerichts zum nachehelichen Unterhalt dar. Professor Dr. Isaak Meier sprach sodann über die gemeinsame Entschuldung von Ehepartnern im Insolvenzrecht. Professorin Dr. Kalliopi Makridou, die leider aus persönlichen Gründen nicht selbst anwesend sein konnte, deren Vortrag aber durch den Akademischen Mitarbeiter Jan-Frederik Frese am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Internationales Privatrecht der Universität Potsdam präsentiert wurde, legte ihren Schwerpunkt auf „Recent developments in family cases in Greece“. Zuletzt sprach Professor Dr. Michael Sonnentag über die Effektivität des Europäischen Internationalen Ehegüterrechts, bevor Professor Dr. Achilles Koutsouradis abschließend die Gelegenheit hatte, zu den Referaten Stellung zu beziehen.
Nach einem gemeinsamen Imbiss endete der wissenschaftliche Teil des Seminars und des Symposiums mit einer zweistündigen Havelrundfahrt. Die Höhepunkte dieser Rundfahrt waren die Besichtigung des Griebnitzsees, des Schlosses Babelsberg, der Glienicker Brücke, des Jagdschlosses Glienicke, des Schlosses Cecilienhof sowie des Großen und Kleinen Wannsees.
Das sich anschließende gemeinsame Abendessen der beteiligten Professoren zu Ehren des Kollegen Professor Dr. Achilles Koutsouradis markierte das Ende des 16. Rechtsvergleichenden Seminars in Potsdam.
Nach dem Ende des Seminars können die Teilnehmer auf eine sowohl in akademischer als auch in persönlicher Hinsicht sehr bereichernde Woche zurückblicken. Insbesondere für die Studierenden war das Seminar eine wertvolle Erfahrung. Dies liegt einerseits an den durch solche Seminare gewonnenen Einblicken in fremde Rechtsordnungen und andererseits daran, dass die Studierenden so die Möglichkeit haben, länderübergreifend neue Freundschaften zu knüpfen oder die durch die vorangehenden Seminare bereits geschlossenen Freundschaften zu vertiefen. Mit den Kollegen und Studierenden aus den jeweiligen anderen Ländern besteht weiterhin reger Kontakt in Vorfreude auf die kommenden Seminare, die stets zu einer akademischen sowie kulturellen Bereicherung führen.