Julia Maier M.A.
Alexander von Humboldts Zeichnungen in den Amerikanischen Reisetagebüchern
Während der 1799 angetretenen, fünf Jahre dauernden Reise durch die Amerikas fertigte Alexander von Humboldt (1769 ‐ 1859 Berlin) zahlreiche Zeichnungen von Flora und Fauna, Architektur und Kultur, Bergen und Flüssen an. Mit Bleistift und Feder hielt er nicht nur Beobachtungen und Eindrücke fest, sondern nutzte den Prozess des Zeichnens und die entstandenen Zeichnungen als Erkenntnisinstrumente für seine vielfältigen Forschungsinteressen. Er schuf innovative Visualisierungsverfahren, die klimageographische Zusammenhänge sichtbar machen und verband gemessene Daten in Diagrammen anschaulich mit Ansichten der durchreisten Gegenden.
Trotz dieser heuristischen Bedeutung des Zeichnens auf Reisen für die Humboldtian Science wurden Alexander von Humboldts visuelle Praktiken bisher nur selten beachtet. Das Ziel meiner Arbeit besteht darin, die Handzeichnungen der Amerikanischen Reisetagebücher erstmals umfassend zu analysieren und Erkenntnisse über ihre epistemologische Funktion im Zusammenspiel mit den handschriftlichen Texten zu gewinnen. Dabei interessiert mich der Entwicklungsprozess von der Beobachtung zur Aufzeichnung ebenso wie die nach der Reise erfolgte Auswertung der Zeichnungen in Zusammenarbeit mit Künstlern und Kupferstechern für die Bildtafeln des Amerikanischen Reisewerks Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent (1805 bis 1838).