Pauline Barral
Landschaftswahrnehmung, -darstellung und -erfahrung in den Amerikanischen Reisetagebüchern Alexander von Humboldts
Die Landschaft ist der Ausgangspunkt meines Promotionsvorhabens zu den Amerikanischen Reisetagebüchern Alexander von Humboldts, an denen nicht nur zwischen 1799 und 1804 während seiner Amerika-Reise geschrieben, sondern während seines ganzen Lebens weitergearbeitet hat.
Auf der einen Seite steht Humboldt im Spannungsfeld einer Reihe von philosophischen, ästhetischen und wissenschaftlichen Traditionen (Naturphilosophie, Romantik, Empirismus, Aufklärung), die die Natur in den Mittelpunkt ihrer Beschäftigungen stellen. Auf der anderen Seite wird er als Begründer neuer Disziplinen (Moderne Geographie, Pflanzengeographie, Anthropologie) gelesen: Naturwissen entsteht im Zusammenwirken von Feldforschung und historischen, wirtschaftlichen und sozialen Daten. Damit eng verbunden ist die innere geistige Verfassung des Beobachters. Im epistemologischen Sprung von der romantischen Natur und der Natur der Aufklärung zur Humboldtschen Natur verfolgt mein Promotionsvorhaben das Ziel zu erklären, inwiefern die Landschaft als transversales Konzept und als Verbindung zwischen Vernunft und Empfindsamkeit besonders erhellend ist, um die theoretischen Fortschritte sowie die konzeptionellen und grafischen Innovationen Humboldts zu verstehen.
Im Rahmen dieser Forschungsfrage stellen die Amerikanischen Reisetagebücher eine äußerst fruchtbare Forschungsquelle dar, da sie einen direkten Zugang zu der damaligen Landschaftserfahrung Humboldts bieten. Sie veranschaulichen in Inhalt und Materialität, wie Humboldt die Landschaften vor Ort schrieb und zeichnete, wie er sich verortetete, seine Reiseroute ständig veränderte und in alldem Landschaften körperlich erlebte. Die Amerikanischen Reisetagebücher zeigen, wie die Humboldt'schen Ansichten der Landschaft aus einer bestimmten Landschaftserfahrung enstanden sind.
In ihrer begrifflichen Fokussierung gliedert sich meine Arbeit dabei in die drei folgenden Forschungsrichtungen: Landschaft als Anschauung, Landschaft als Darstellung und Landschaft als Erfahrung.