Erdbeben bei Herzberg / Doberlug-Kirchhain (Südbrandenburg), zeigt Notwendigkeit zur Verdichtung des Brandenburger Erdbebenmessnetzes
Am 18.10 2024 um 12:50 (10:50:52 UT) erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 3.1 die Umgebung von Herzberg und Doberlug-Kirchhain. Das Erdbeben wurde weithin verspürt, obwohl es zur Mittagszeit stattfand. Dabei handelt es sich um ein seltenes Ereignis. Die Herzberger Stadtchronik berichtet von einem Erdbeben im Jahre 1483, welches einen Kirchturmeinsturz und einen Stadtbrand verursachte. Die tatsächliche Existenz dieses historischen Bebens mit einer geschätzten (makroseismischen) Magnitude von 2.9 ist allerdings bis heute umstritten (Grünthal, 2006, Leydecker, 2011). Bereits am 17.9.2024 fand im Herdgebiet ein Mikrobeben der Magnitude 0.7 statt (nicht spürbar). Ebenso wurde im Jahr 1984 ein nicht-spürbares Erdbeben mit der gleichen Magnitude im damaligen Stationsnetz des ZIPE (Zentralinstitut für Physik der Erde) registriert (Grünthal, 2006).
Die dem aktuellen Erdbebenherd nächste Station in cirka 50 km Entfernung wird vom Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) auf deren Testgelände Technische Sicherheit (TTS) in Horstwalde in einem 40 m tiefen Bohrloch betrieben.
Die Abbildung 1 zeigt die Aufzeichnung des dort stationierten Seismometers in allen drei Raumrichtungen. Der Ersteinsatz wird durch die schnell propagierende Kompressionswelle gebildet, die besonders gut auf der vertikalen Komponente zu sehen ist. Sie wird nach 8 s gefolgt von der Scherwelle, die vergleichsweise deutlich höhere Amplituden auf den Horizontalkomponenten aufweist. Die Maximalamplitude erreichte 60 Mikrometer/s Schwinggeschwindigkeit in Horstwalde.
Die Abbildung 2 zeigt eine Montage aller Aufzeichnungen von seismischen Stationen in Deutschland, die vom Erdbebendienst des Bundes an der BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) zur Ortung verwendet wurden.
Abbildung 3 zeigt die Richtungen zu den betreffenden Stationen in Kartenansicht. Hier fällt die geringe Dichte in Nordrichtung auf, da in Berlin und Brandenburg insgesamt nur drei seismische Stationen existieren.
Für das Erdbeben vom 18. Oktober lässt sich leider nur eine sehr ungefähre Herdtiefe angeben, da für eine gute Herdtiefenbestimmung Aufzeichnungen in der Nähe des Herdes benötigt werden. Eine genaue Bestimmung der Tiefenlage ist aber für die Beurteilung des Schadensrisikos von großer Wichtigkeit. Dies gilt auch für die Beantwortung der Frage, ob sich das Ereignis einer bekannten tektonischen Störung zuordnen lässt, die somit als aktiv klassifiziert werden müsste.
Das Erdbeben von Herzberg / Doberlug-Kirchhain zeigt die Notwendigkeit einer Verdichtung des deutschen seismologischen Stationsnetzes, um auch in Brandenburg gesicherte Tiefenabschätzungen von seismischen Ereignissen zu ermöglichen. Der Aufbau eines eigenständigen seismologischen Stationsnetzes in Brandenburg sollte im Interesse der Bevölkerung Brandenburgs vorangetrieben werden.
Grünthal, G. (2006): Die Erdbeben im Land Brandenburg und im östlichen Teil Deutschlands. Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge, 13, 1/2, 165-168.
Leydecker, G. (2011): Erdbebenkatalog für Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 bis 2008, Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart, ISBN-Nr. 9783510959891, Geologisches Jahrbuch Reihe E, Band E 59.
Kontakt: Prof. Dr. Frank Krüger, UP