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Studien mit älteren Probanden

Studien, an denen ältere Erwachsene teilnehmen, widmen sich vornehmlich den Fragen der Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten und deren Veränderungen im Laufe des Lebens. Das "Altern" der Intelligenz vollzieht sich als ein ganz und gar nicht einheitlicher Prozess. Geschwindigkeit und Präzision, mit der Wahrnehmungs- und Denkaufgaben gelöst werden, lassen nach, wogegen Fähigkeiten, die auf lebenslanges Lernen aufbauen, bis ins hohe Lebensalter erhalten bleiben können oder sogar noch wachsen. Wir haben es demnach mit einem komplexen Zusammenspiel von biologisch bedingten Einbußen und kulturell vermittelter Zugewinne zu tun.

In Studien, die sich zum Beispiel mit Fragen der Gedächtnisleistungen im höheren Erwachsenenalter beschäftigten, konnten nach spezifischem Training rasche Anstiege der Leistungen registriert werden, dies zeigte, dass neu erlernte Gedächtnisstrategien gewinnbringend angewandt werden konnten. Fast alle älteren Erwachsenen sind in der Lage, kognitive Reserven zu aktivieren. Ein Ziel der Forschungsaufgaben besteht darin, altersbedingte Möglichkeiten und Grenzen intellektueller Leistungen gleichermaßen zu erkunden.

Studie: „Schwachen Herzen in die Augen geschaut“

Was sagen die Größe der Pupille und ihre Reaktion auf einen Lichtreiz über den Verlauf einer Herzinsuffizienz aus?

Kooperation zwischen dem Herzzentrum Brandenburg in Bernau und der Universität Potsdam unterstützt von der Herzstiftung. Diese Studie untersucht 100 Patienten mit Herzinsuffizienz am Brandenburger Herzzentrum in Bernau.

An einer Kontrollgruppe von 55 herzgesunden Probanden im Alter von 52-93 Jahren nahmen von Februar – September 2023 unter der Leitung des Wissenschaftlers Dr. Jochen Laubrock, Mitarbeitende von der kooperierenden Universität Potsdam die Tests vor.

Augen sind nicht nur Spiegel der Seele, sondern lassen bisweilen den Zustand innerer Organe erkennen. Einige Krankheiten wie etwa die Alzheimer-Krankheit, Morbus Parkinson, Depressionen, Diabetes, Rheuma, Fettstoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen oder Bluthochdruck lassen sich auch mit einem Blick in die Augen ablesen. Die Ärzte benutzen dazu ein so genanntes Pupillometer. Es sieht aus wie eine kleine Kamera, die einen Lichtblitz aussendet und daraufhin die Größe und die Reaktion der Pupille innerhalb weniger Sekunden misst.

Das Messverfahren nennt man Pupillometrie und liefert Medizinern Hinweise zu bestimmten Erkrankungen. Doch was haben die Augen mit dem Herzen zu tun? Die Augen, genauer gesagt die Reaktion der Pupillen, werden vom so genannten autonomen Nervensystem gesteuert. Dieses regelt alle unwillkürlichen Grundfunktionen im Körper wie zum Beispiel die Atmung. Verdauung, den Blutdruck und Herzschlag. Bei einer Herzinsuffizienz kommt das autonome Nervensystem jedoch im Laufe der Erkrankung ins Ungleichgewicht. Es kompensiert nur noch eingeschränkt die bei Herzinsuffizienz-Patienten erhöhte Herzfrequenz. Hält dieser Zustand länger an, können weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Da das autonome Nervensystem auch die Reaktion der Pupillen steuert, könnten möglicherweise nahende schwerwiegende Folgen am Herzen an den Pupillen abzulesen sein.  Erste Hinweise dafür, dass ein Zusammenhang zwischen der Pupillenreaktion auf einen Lichtreiz sowie der Pupillengröße und der Prognose für Herzinsuffizienzpatienten besteht, haben japanische Wissenschaftler um Dr. Kohei Nozaki vom Kitasato University Hospital, Sagamihara vor wenigen Jahren gefunden.

Testablauf:

1. Zunächst werden mit einem Handpupillometer die Reaktionen der Pupille auf einen Lichtreiz gemessen. Es soll herausgefunden, werden ob bestimmte Messwerte wie etwa Durchmesser der Pupille, Geschwindigkeit der Reaktion, Beschleunigung, Latenz- und Entspannungszeit mit einem erhöhten Risiko für einen früheren Rückfall und andere gravierende Herz-Kreislauf-Komplikationen einhergehen.

2. Im weiteren Studienverlauf werden mit einem so genannten Eyetracker die Pupillen analysiert während die Studienteilnehmer kognitive Aufgaben lösen. Die Patienten sollen bei diesem Versuch Zahlenreihen vorwärts und rückwärts wiedergeben, die ihnen während der Pupillenmessung per Lautsprecher vorgespielt werden. In einem zweiten Durchgang wird die Zahlenreihe immer um eine Ziffer verlängert, wenn die Teilnehmer alles richtig gemacht haben. Sinn und Ziel dieses zweiten Experimentes ist es, die Pupillenreaktion auch bei geistiger Beanspruchung zu untersuchen. Finden die Bernauer Herzspezialisten in ihrer Studie entscheidende Pupillenwerte, ließe sich die Augenmessung als einfache, schnelle und kostengünstige Methode in Kliniken und Praxen etablieren, um das Risiko von Herzinsuffizienz-Patienten einzuschätzen und ihr Leben besser zu schützen.

3. Die Studienteilnehmer werden nach 90 Tagen und Ablauf eines Jahres noch einmal telefonisch kontaktiert. Per Fragebogen werden die gesundheitlichen Entwicklungen protokolliert.


Frau Sonja Schnitzler
Foto: Dep. Psychologie

Dazu die Aussagen einer langjährigen Studienteilnehmerin, Frau Sonja Schnitzler:

"…eine Seite meiner Motivation ist die Neugier [...] wie gut funktioniere ich noch? Ich habe Gelegenheit, mich/meine Intelligenz, Reaktion, Konzentration auszuprobieren. [...] Ich fühle mich gefordert, herausgefordert. Die eine Stunde vor dem PC, der das Tempo für meine Reaktion vorgibt, ist für mich eine Stunde konzentrierter mittelschwerer Arbeit [...].
Und zweitens die Selbstkontrolle unserer noch vorhandenen geistigen Ressourcen. Bluff, Hochstapelei, Vertuschen von Defiziten und Fehlleistungen sind nicht möglich. Der Computer ist gnadenlos und kommt uns auf die Schliche. […] Wir können aus unserer gemessenen Gehirnleistung Schlüsse ziehen, was wir uns noch zumuten können und was nicht."

Frau Sonja Schnitzler
Foto: Dep. Psychologie

Aktuelle Studie: „Read"

Dieses Leseprojekt zielt darauf ab, Augenbewegungen aufzuzeichnen, während teilnehmende ältere Leser und Leserinnen Texte mit unterschiedlicher kontextueller Vorhersagbarkeit lesen. Es wird erwartet, ein besseres Verständnis über die beteiligten kognitiven Prozesse zu erhalten. Es ist bekannt, dass sich das Leseverhalten zwischen Menschen mit Demenzerkrankungen und gesunden Kontrollpersonen erheblich unterscheidet. Insbesondere die Vorhersagbarkeit von Wörtern aus dem Kontext scheint bei Demenzpatienten beeinträchtigt zu sein.

Ziel dieser Untersuchungen soll es sein, in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg, ein neues Diagnosetool zur Früherkennung von Demenz zu entwickeln: einen Lesetest, welcher keine Augenbewegungsmessung erfordert und damit eine hohe Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz bei Patienten aufweist.


Unter der Altersgruppe "ältere Probanden" verstehen wir Studienteilnehmer und Studienteilnehmerinnen ab einem Alter von 65 Jahren. Mehr als 800 Probanden dieser Altersgruppe wurden in verschiedenen Experimenten getestet. Vor 2009 fanden die Experimente in den Räumen der Forschungsstelle, Gutenbergstraße 67 in Potsdam statt, seit April 2009 befinden sich alle Laborräume in Haus 14 auf dem Campus der Universität Potsdam in Golm.