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Vielfalt stärken und erhalten – Was Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen erreichen kann

Medieninformation 20-11-2024 / Nr. 108

Junger Mann steht in einem Maisfeld mit einem Laptop in der Hand.
Photo : AdobeStock/Sandu
Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen kann viel erreichen, sind sich Forschende sicher.

Vielfältige Kunst- und Kulturräume statt abgehängter Peripherie. Spielraum für innovative kulturelle Bildung statt Bilderbuch-Idylle: Ländliche Räume sind – auch dank kultureller Bildung – nicht immer das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Das sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die von 2019 bis 2024 in 21 Projekten in ganz Deutschland, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), interdisziplinär zu „Kultureller Bildung in ländlichen Räumen“ geforscht haben. Eines davon ist das Metavorhaben („MetaKLuB“) am Lehrstuhl von Nina Kolleck, Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie der Universität Potsdam. Zum Abschluss des Projekts haben die Forschenden ihre Erkenntnisse in einem Policy Paper mit zehn einfach verständlichen Politikempfehlungen [PDF]  zusammengefasst, um sie politischen Institutionen sowie Kultur- und Bildungsverbänden zur Verfügung zu stellen. Darin zeigen sie den besonderen Wert kultureller Bildung für ländliche Räume, aber auch die Herausforderungen, vor denen die kulturelle Bildung dort steht. Die Empfehlungen sind unterzeichnet von 13 Professorinnen und Professoren aus sechs Bundesländern und zwölf Hochschulen. Aus Brandenburg ist neben der Universität Potsdam auch die BTU Cottbus-Senftenberg vertreten.

„Die Forschungen der letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass ländliche Räume mehr sind als Idylle-Kulissen oder defizitäre Räume, die bei Kultur und Bildung hinter den großen Städten hinterherhinken. Wir konnten zeigen, wie vielfältig die kulturelle Bildung in ländlichen Räumen in Deutschland ist, mit innovativen Ansätzen und neuen Ideen, die aber auf dem Land anders umgesetzt werden als in der Großstadt, etwa wenn es um die Bewahrung von lokalen Traditionen und Handwerkskunst oder wenn es um regionale Netzwerkstrukturen geht“, sagt Professorin Nina Kolleck, die über fünf Jahre einen großen, interdisziplinären Forschungsverbund zu „Kultureller Bildung in ländlichen Räumen“ – von Brandenburg bis Bayern, von der Lausitz bis nach Hessen – geleitet hat. „Unsere zehn Politikempfehlungen zeigen deshalb auf, welche besonderen Rahmenbedingungen bei der Förderung von kultureller Bildung in ländlichen Räumen beachtet werden müssen, um diese Vielfalt und die lokalen und regionalen Netzwerke zu erhalten und zu stärken.“

Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen sei, so die Forschenden in ihren zehn Empfehlungen, die Grundlage für demokratische Strukturen und helfe dabei, lokale und regionale Gemeinschaften zu stärken. Dabei sei sie weit vielfältiger, als mitunter gedacht. Gleichzeitig gebe es Überschneidungen mit anderen politischen Themen: „Mobilitäts- und Digitalpolitik sind auch Kultur- und Bildungspolitik für ländliche Räume“, so einer der Hinweise. Gute kulturelle Bildung widme sich außerdem auch dem Erhalt von ländlichem Kulturerbe, nicht nur der Förderung urban geprägter Kultur. Darüber hinaus brauche sie Spielräume, um ortsbezogenes, menschenrechtsbasiertes und kulturräumliches Lernen zu ermöglichen. Vor besonderen Herausforderungen stünden Schulen in ländlichen Räumen, die dort zentrale Orte kultureller Bildung sind. Um ihre Möglichkeiten zu entfalten, brauche es insgesamt angepasste Finanzierungsmodelle sowie stabile Netzwerke, auch weil wenige zentrale Organisationen und engagierte Einzelpersonen das System tragen. Das sorge letztlich für anhaltenden Erfolg: „Kulturelle Bildung macht ländliche Räume attraktiv, aber lebenswerte ländliche Räume sind auch attraktiv(er) für Menschen und neue Initiativen, die kulturell bildend tätig sind.“

Die zehn Empfehlungen ergänzen die vielfältigen akademischen Publikationen, die in den vergangenen fünf Jahren zum Thema erschienen sind. Darunter sind der Sammelband „Kulturelle Bildung in Ländlichen Räumen. Transfer, Ko-Konstruktion und Interaktion zwischen Wissenschaft und Praxis“ (2023), herausgegeben von Prof. Nina Kolleck und Dr. Luise Fischer oder zuletzt das Dossier „Neuvermessung Land! Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ (2024) auf Kulturelle Bildung Online mit vielfältigen Beiträgen aus der nationalen und internationalen Forschung.

Das Policy Paper soll das Augenmerk auf bestimmte Aspekte lenken, die den unterzeichnenden Professorinnen und Professoren in der gemeinsamen Forschung über die Disziplinen hinweg deutlich wurden. Die Empfehlungen sind nicht nur als Orientierungshilfe gedacht, sondern auch als Einladung zum Dialog: Die Forschenden laden Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie politische Akteure ein, die Ergebnisse gemeinsam zu diskutieren und an regionale Bedürfnisse anzupassen. Kontaktdaten der Beteiligten sind in der Unterschriftenliste am Ende des Policy Papers zu finden.

Das Policy Paper mit den zehn Empfehlungen im Internet:http://uni-potsdam.de/metaklub

Kontakt:
Prof. Dr. Nina Kolleck, Professur für Erziehungs- und Sozialisationstheorie
E-Mail: metaklubuni-potsdamde

Medieninformation 20-11-2024 / Nr. 108