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Fachkräfte für Pflegeberufe gewinnen – Sozialwissenschaftliche Pilotstudie veröffentlicht

Medieninformation 24-07-2024 / Nr. 072

Eine Pflegerin stützt eine ältere Frau.
Photo : AdobeStock/Tinashe_Npeopleimages.com
Dringend gesucht: Pflegefachkräfte.

Wie gelingt es, Menschen mit Migrationshintergrund für eine Arbeit in einem sozialen Beruf zu begeistern? Welche Strategien und Kanäle sind dafür geeignet, sie gezielt anzusprechen? Und welche Rolle spielt Sprache, um Personen ohne gute Deutschkenntnisse zu erreichen? Diesen Fragen geht eine Pilotstudie nach, die der Sozialwissenschaftler Jasper Tjaden, Professor für angewandte Sozialforschung und Public Policy an der Universität Potsdam, in Kooperation mit der Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin vorgelegt hat. Die Studie ist in der Zeitschrift „BMC Human Resources for Health“ erschienen.

Darin vergleicht Tjaden die unterschiedliche Resonanz auf die Ausschreibung für eine Pflegefachkraft, die als Werbung auf Facebook und Instagram geteilt wurde. Dabei erschien die Stellenanzeige in drei Sprachen: Arabisch, Ukrainisch und Deutsch. „Die Ergebnisse zeigen, dass arabischsprachige Ausschreibungen mehr als fünfmal so effektiv sind wie Ausschreibungen in deutscher Sprache. Zusätzlich sehen wir, dass die Ansprache der arabischen Community zehnmal kostengünstiger als die der deutschen Community auf Facebook ist“, fasst Prof. Jasper Tjaden zusammen. Grund hierfür sei, dass die Resonanz in dieser Gruppe größer ist und somit der Facebook-Algorithmus weniger Geld für die Platzierung der Stellenanzeige verlangt. „Die Studie weist auf das Interesse und Arbeitskräftepotenzial in dieser Bevölkerungsgruppe hin, die im allgemeinen Diskurs häufig in Abrede gestellt wird“, erklärt er weiter.

„Wir waren selbst überrascht von den vielen Reaktionen auf unsere Werbeanzeige“, sagt Miriam Seuthe, Leitung Stabsstelle Recruiting und Personalentwicklung der Fürst Donnersmarck-Stiftung. „Eine so große Resonanz hatten wir bisher auf keine andere Anzeige für eine vergleichbare Stelle. Die Ergebnisse der Studie machen uns zuversichtlich, dass Menschen mit Migrationshintergrund durchaus interessiert an einem Job in der Sozialwirtschaft sind.“

Allerdings zeigt die Studie auch, dass sozialwirtschaftliche Organisationen noch ihre Hausaufgaben machen müssen, um Menschen ohne gute Deutschkenntnisse die Arbeitsaufnahme zu erleichtern. „Wir mussten auch feststellen, dass wir aktuell noch nicht die Infrastruktur haben, um Personen an uns zu binden, die über keine guten Deutschkenntnisse verfügen und sich erst in die Sozialwirtschaft einfinden müssen. Hier fehlt es uns noch an guten Onboarding-Konzepten“, räumt Dr. Sebastian Weinert ein, der die sozialen Einrichtungen der Fürst Donnersmarck-Stiftung leitet.

Aufgrund des Pilotcharakters der Studie sind ihre Ergebnisse nicht vollständig verallgemeinerbar. Sie weisen aber auf bestimmte Aspekte hin, die es im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft zu beachten gilt. Erstens unterstreicht die Studie die Bedeutung einer zielgruppengerechten und sprachlich angepassten Ansprache der potenziellen Arbeitskräfte. Zweitens zeigt sie die zentrale Stellung der Sozialen Medien als Plattform, um bestimmte Bevölkerungskreise zu erreichen. Drittens deuten sie darauf hin, dass es innerhalb der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund eine signifikante Anzahl arbeitswilliger Personen gibt, deren Integration in die eigene Organisation gleichwohl mit erhöhtem Aufwand verbunden ist. Dies verweist viertens darauf, dass auch die Organisationen der Sozialwirtschaft ihre Strukturen und Prozesse anpassen müssen, um Menschen mit Migrationshintergrund den Einstieg zu ermöglichen.

Die vollständige Studie ist Open Access in der Zeitschrift „Human Resources for Health“ erschienen und unter diesem Link einsehbar: https://human-resources-health.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12960-024-00933-w

Kontakt: Prof. Dr. Jasper Tjaden, Professur angewandte Sozialforschung und Public Policy an der Universität Potsdam
Telefon: 0331 977-3418
E-Mail: jasper.tjadenuni-potsdamde

Medieninformation 24-07-2024 / Nr. 072